Neue Saison in der Virtual Bundesliga gestartet

Zocken für neue Fans: Warum sich das Kleeblatt im E-Sport engagiert

15.11.2021, 06:00 Uhr
Ein virtuelles Derby in der echten Welt: 2019 spielte Christian Judt (links) in der Haupttribüne des Ronhofs gegen den FCN.

© Sportfoto Zink / WoZi, NNZ Ein virtuelles Derby in der echten Welt: 2019 spielte Christian Judt (links) in der Haupttribüne des Ronhofs gegen den FCN.

Als die Spielvereinigung Greuther Fürth vor ein paar Tagen erst beim FC Ingolstadt verlor und dann zuhause gegen den FC Augsburg gewann, da war natürlich auch Holger Schwiewagner dabei. Nicht im Stadion, sondern daheim auf dem Sofa. Der Geschäftsführer des Kleeblatts zählt sich mit 44 Jahren zwar "nicht mehr ganz zur Zielgruppe" der Virtual Bundesliga (VBL), an der die Fürther zum vierten Mal teilnehmen, "aber ich will mitreden können".

Deshalb hat er sich mit seinem zwölfjährigen Sohn am Fernseher angeschaut, was drei seiner jüngsten Angestellten so drauf haben. Christian Judt, Ramazan Elmas und Lukas Keller sind bei der Spielvereinigung als sogenannte "E-Sportler" angestellt, sie vertreten den Verein an der Spielekonsole und sollen den Namen des Kleeblatts mit dem Controller in der Hand bekannter machen.

Denn der E-Sports-Markt boomt beinahe unaufhaltsam, Veranstalter füllen mit Turnieren ganze Hallen, es geht um Geld, bisweilen auch sehr viel Geld. Und natürlich um sehr viel Aufmerksamkeit. Denn wo viele, vor allem junge Menschen sind, da wollen die Vereine auch sein. Deshalb haben sich Schwiewagner und seine Kollegen vor ein paar Jahren entschieden, dass auch in Fürth im Namen des Kleeblatts gezockt werden soll.

"Wenn man sich die Reichweiten anschaut, sind wir zwar immer noch nicht auf dem Niveau des physischen Bereichs, aber es geht eindeutig in eine Richtung", sagt Schwiewagner. Gleichzeitig legt er Wert darauf, dass die Spielvereinigung nicht an der VBL teilnimmt, weil das die meisten anderen Vereine auch tun. Es geht ihm um eine "Strategie", nach der sein Verein handelt. Darum "wie glaubwürdig das Thema E-Sport für einen Fußballverein ist".

Deshalb haben sie sich beim Kleeblatt entschieden, dass die E-Sportler des Vereins nur das machen sollen, was die Profis in der Bundesliga auch machen: Fußballspielen. Nur eben nicht auf grünem Rasen, sondern an der Konsole bei der Simulation "Fifa". Der FC Schalke beispielsweise war auch in Strategiespielen wie "League of Legends" aktiv, hat seine erfolgreiche Zocker-Sparte aber nach dem sportlichen Abstieg der echten Fußballer für 26 Millionen verkauft.

Soweit wird es beim Kleeblatt nicht kommen, Schwiewagner will noch nicht einmal mit großen Einnahmen kalkulieren. Der finanzielle Aufwand ist für den Verein gering, "das Gehalt der E-Sportler kann man mit der Aufwandsentschädigung für Spieler im Nachwuchsleistungszentrum vergleichen", sagt er. Bezahlt wird dieses komplett aus Sponsoring-Erlösen, verrät der Geschäftsführer. Es gäbe Unternehmen, die explizit im E-Sport-Umfeld werben wollen.

Vizemeister wie vor ein paar Jahren werden die Fürther so schnell wohl nicht mehr, dafür sind selbst im E-Sport inzwischen andere Klubs finanziell weit enteilt. Auch in der digitalen Welt wollen die Fürther ein Verein sein, der "bewusst auf Spieler setzt, die unsere DNA haben", sagt Schwiewagner. Christian Judt beispielsweise ist der Cousin von Ex-Spieler Juri Judt, "er ist Fürther und langjähriger Dauerkarteninhaber, ein Mensch, der den Verein verkörpert", so der Geschäftsführer.

Von der Konsole ins Stadion

In Zusammenarbeit mit einer Fürther Agentur hat das Kleeblatt zudem schon Sichtungstage organisiert – ganz nach dem Verständnis als Ausbildungsverein. Solche Veranstaltungen soll es künftig öfter geben. "Es geht darum, wie wir mit jungen Menschen in der Region kommunizieren und mit ihnen in Kontakt kommen können", sagt Schwiewagner. "Wir wollen uns dem nicht verschließen, sondern die Kids noch stärker an das Kleeblatt heranführen."

Das kann, glaubt er, durchaus helfen, neue Fans zu gewinnen. "Die Kids bauen Beziehungen zu den Spielern und Charakteren auf, denn in der Regel spielen sie ja mit der Spielvereinigung", betont der Geschäftsführer. "Dann ist der Sprung, dass ich meine Helden von der Konsole auch mal im Stadion sehen will, nicht mehr groß." Ein Selbstläufer aber sei das nicht, "wir müssen diese Verbindung natürlich auch schaffen, indem man entsprechende Angebote macht. Zum Beispiel mit einem Online-Turnier, bei dem man einen Stadionbesuch als Preis auslobt."


Alle Spiele der E-Sportler des Kleeblatts werden auf Twitch gestreamt. Das nächste Spiel steht am Mittwoch um 18 Uhr gegen Eintracht Frankfurt an.


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