Paukenschlag in der A-Klasse

SpVgg Reuth: Der Erfolgstrainer muss gehen

8.10.2021, 20:20 Uhr
Dittmar Schwämmlein steht künftig nicht mehr an der Seitenlinie der SpVgg Reuth.  

© Rudolf Maxbauer, NN Dittmar Schwämmlein steht künftig nicht mehr an der Seitenlinie der SpVgg Reuth.  

Das Prozedere klingt eher nach dem Club oder Schalke 04, hat sich aber in der A-Klasse zugetragen. Genauer gesagt bei der SpVgg Reuth, Tabellenvierter der Gruppe 2. Montagabend. Anruf kurz nach Dienstschluss bei Trainer Dittmar Schwämmlein. Es ist der Fußballabteilungsleiter Norbert Dennerlein, der dringend um ein Gespräch bittet. Schwämmlein geht noch mit seiner Frau zum Abendessen, dann lässt ihm das keine Ruhe. Es kommt noch zum abendlichen Treffen - und zur Entlassung des konsternierten Coaches.

Die SpVgg Reuth liegt auf Platz vier, drei Punkte hinter Spitzenreiter Burk, stellt mit 50 Toren den zweitbesten Angriff. Offenbar nicht genug für die sportliche Leitung. Man habe nicht den erhofften attraktiven Fußball mehr zu sehen bekommen, habe man ihm gesagt, so Schwämmlein. Am Tag nach einem wahrlich nicht berauschenden 1:1 beim Türkischen KV Forchheim. Der Trainer: „Ich will keine Ausreden suchen, aber wir haben seit dem Ende der herausragenden Vorbereitung enormes Verletzungspech, die Mannschaft hat das aber insgesamt gut kompensiert.“

Es habe keinerlei Vorwarnung gegeben, er habe auch keine Anzeichen gespürt, sagt der 56-jährige Schwämmlein. Als Trainer müsse man stets damit rechnen, dass seine Zeit irgendwann mal vorbei ist, aber die Umstände seiner Entlassung haben ihn schon verärgert. Zudem glaube er nicht, dass er die Mannschaft nicht mehr erreicht habe.

Spieler wussten von nichts

So sehen das auch die Spieler, die vorher nicht befragt oder informiert wurden. In der Mannschaft herrscht Unverständnis über die Art und Weise wie man mit dem langjährigen Trainer von Seiten der Vereinsleitung umgegangen ist. Spieler Manuel Dötzer fand gegenüber den Nordbayerischen Nachrichten deutliche Worte: „Fast die komplette Mannschaft steht hinter dem Trainer.“ Es sei stillos, wie man hier den Trainer einfach „abgesägt“ habe. Von Seiten der Mannschaft habe man der Vorstandschaft auch klar mitgeteilt, dass eine solche Vorgehensweise missfalle. „So geht man nicht mit einem hochgeschätzten Menschen um“, so Dötzer.

Auf Nachfrage bei Sportvorstand Christian Schechtel verweist dieser an den Abteilungsleiter Norbert Dennerlein, der für Auskünfte zur Verfügung stehe. Vorstandschaft und Abteilungsleitung hätten sich einstimmig zu diesem Schritt entschlossen, so Dennerlein. Es sei ihm klar, dass das für alle Beteiligten eine „unschöne Situation“ sei, so der Abteilungsleiter. Ihm sei bewusst, dass ein Großteil der Mannschaft hinter Trainer Schwämmlein stehe, so Dennerlein, der aber wie auch der Vorstand dringenden Handlungsbedarf sah.
Dittmar Schwämmlein habe seinen Job „ganz toll“ gemacht, aber die „Ansprache“ in Richtung Mannschaft sei immer mehr zurückgegangen, schiebt Dennerlein nach. Viele Spieler habe Schwämmlein bereits aus seiner Trainerzeit in der Jugend gekannt. Man habe zwischen Vorstandschaft und Abteilungsleitung lange überlegt und sei deshalb zum Schluss gekommen, sich von ihm zu trennen.

Mit sofortiger Wirkung wurden die bisherigen spielenden Co-Trainer Felix Burkel und Michael Kuhn zum gleichwertigen Trainerduo für die erste Mannschaft berufen. Dennerlein gibt sich auch überzeugt davon, dass das neue Trainer-Duo schnell die vorherrschende Unruhe in der Mannschaft in den Griff bekommt. Im Idealfall schon am Sonntag, wenn es um 16 Uhr auf eigenem Platz gegen den punktgleichen SC Adelsdorf II geht.

Das Team kickte einfach "zu gut"

Schwämmlein nimmt an, dass es ihm letztlich zum Verhängnis wurde, dass die junge Mannschaft - viele der Akteure hatte er schon als Jugendtrainer unter seinen Fittichen - in der Corona-Saison „zu gut“ gespielt habe. 2019 hat er das Team als Cheftrainer übernommen. „Das lief anfangs hervorragend“, erinnert er sich. Doch schon die kurze, abgebrochene Rückrunde im Herbst 2020 habe ihm gezeigt, dass es der jungen Truppe noch an Konstanz fehle.

Dennoch habe man bei der SpVgg nur noch über den Aufstieg gesprochen. Vor allem, als mit Burkel, Kuhn und Benjamin Wenzel ein höherklassig erfahrenes Trio nach Reuth wechselte, war die Ansage der Vereinsführung klar. Und als in der Vorbereitung klare Siege selbst gegen Kreisklassisten gelangen, hätten alle erwartet, dass es so weitergeht. Doch obwohl der Kader breiter geworden sei, könne man eine größere Zahl von Ausfällen nicht immer wegstecken. „Wir sind hier ja in der A-Klasse“, sagt der Orthopäde, der als Jugendtrainer den Ruf des glänzenden Motivators genoss.

Das bestätigt die Leitung der SpVgg in einer Pressemitteilung. „Der Verein spricht seinen Dank und seine Hochachtung dem langjährigen Trainer Dittmar Schwämmlein aus“, heißt es darin. Dieser habe einen Großteil der jungen Mannschaft schon seit der B-Jugend betreut und viel Zeit und Herzblut in das Team investiert, schreibt der Verein weiter. Er habe den Teamgedanken gestärkt und ein wesentliches taktisches Grundkonzept entwickelt, schreibt der Verein weiter. Dafür danke man Schwämmlein auch.

Team braucht "neue Ansprache"

Dennoch hätten sich Vorstandschaft und Abteilungsleitung entschieden, den eigentlich für Sommer 2022 geplanten Schritt zu gehen und die Verantwortung für die Mannschaft in neue Hände zu geben. Nach all den Jahren brauche die Mannschaft wieder eine neue Ansprache und dies solle eben frühzeitig – auch im Hinblick auf die kommenden Jahre erfolgen.
Schwämmlein hätte sowieso aus gesundheitlichen Gründen in der Winterpause aufgehört, so der Abteilungsleiter. Was definitiv nicht stimme, versichert der Coach: „Ich wäre zwei Wochen lang ausgefallen, das war allen klar. Und es war auch bekannt, dass ich berufsbedingt nicht bei allen Spielen dabei sein kann und deshalb immer Co-Trainer brauche.“

Im Sommer 2022 wollte er seine Trainerlaufbahn beenden, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Die hat er nun jetzt schon - aber das hatte er sich sicherlich anders vorgestellt.

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