Stars und Rekorde bei den 14. Paralympics

29.8.2012, 21:44 Uhr
Stars und Rekorde bei den 14. Paralympics

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Die Paralympics treten aus dem großen Schatten von Olympia heraus. Die Jahrzehnte der No-Name-Athleten bei Behindertenspielen sind vorbei. Die Stars der 14. Paralympics in London sind schon vor der ausverkauften Eröffnungsfeier am Mittwoch (22.00 Uhr/ARD) bekannt: Oscar Pistorius mit seinem viel diskutierten Doppelstart, der frühere Formel-1-Pilot Alex Zanardi bei seinem Comeback im Handbike und Olympiasiegerin Ilke Wyludda mit dem Diskus.

Das Fernsehen will so viel berichten wie niemals zuvor, die Tickets sind heiß begehrt. «Die Welt hat in Peking begonnen, die Paralympics wahrzunehmen, in London geht's jetzt richtig los», sagte Philip Craven, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) der BBC. Den Auftakt macht die Eröffnungsfeier, die unter dem Motto «Enlightenment», also Aufklärung und Erleuchtung, steht. Allzuviele Details wurden im Vorfeld nicht verraten, etwa 3000 Erwachsene und 100 Kinder sollen an der Show mitwirken.

«Es sind mehr als zwei Millionen Eintrittskarten verkauft worden, das zeigt die Wahrnehmung von Behinderten in der Mitte der Gesellschaft», betonte Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS).

Der Paralympics-Stellenwert schlägt sich in den Prämien nieder. Zusammen mit der Deutschen Sporthilfe hob der DBS die Zuschüsse an, wie am Dienstag verkündet wurde. Für eine Goldmedaille erhalten die deutschen Athleten künftig 7500 statt wie bislang 4500 Euro.

Für Silber und Bronze werden 5000 und 3000 statt 3000 und 1500 Euro ausgeschüttet. Dass es bei der Prämierung von Olympia- und Paralympics-Sportlern aber weiterhin große Unterschiede gibt, hatte bei einigen Behindertensportlern Unmut ausgelöst. Zum Vergleich: Olympiasieger erhalten für eine Goldmedaille 15 000 Euro Prämie.

Insgesamt 4200 Athleten treten beim weltweit zweitgrößten Sportfest an elf Wettkampftagen bis zum 9. September an. Die Zuschauerresonanz ist überwältigend: Die ursprünglich 2,5 Millionen Eintrittkarten sind allesamt verkauft, inzwischen stockten die Organisatoren noch 200 000 Tickets obendrauf, wie das IPC verkündete.

«London ist bereit», verkündete Bürgermeister Boris Johnson. «Sogar die 22 000 Taxis haben wir mit Rampen ausgerüstet.» 66 Londoner U-Bahn-Stationen seien behindertengerecht ausgebaut worden.

«Die internationale Professionalisierung geht schneller voran als uns lieb ist, so dass wir manchmal denken, nicht mithalten zu können», gibt Beucher zu. Während die Briten mit einer Finanzspritze in den Leistungssport der Behinderten von 60 Millionen Euro in der Nationenwertung an China vorbeiziehen wollen, könnte das junge deutsche Team mit Achtungserfolgen auf sich aufmerksam machen. Schlechter als Platz elf von Peking 2008 soll es aber nicht werden.

«Wir haben uns in eine der Spitzenpositionen gearbeitet, es ist alles drin», sagte Basketballerin Edina Müller. Nach Silber in Peking und dem Europameistertitel soll nun Gold folgen. Auch die zuletzt formstarken Männer könnten überraschen.

Mit 150 Athleten und 100 Betreuern ist das deutsche Team um 20 kleiner als vor vier Jahren. Die bekanntesten sind die mehrfachen Siegerinnen Marianne Buggenhagen und Schwimmerin Kirsten Bruhn (42). Nach ihrem Rücktritt vor vier Jahren gibt die 59-jährige Buggenhagen ihr Comeback im Kugelstoßen und will auch bei ihren sechsten Paralympics nach Edelmetall greifen.

Talente wie die 22-jährige Vanessa Low, Weltmeisterin im Weitsprung von 2009, stehen für die junge Generation. Zusammen mit ihrem Freund Markus Rehm (24), der 2011 den Weltrekord im Weitsprung auf 7,09 Meter schraubte, will die von Steffi Nerius trainierte Leverkusenerin bei ihrem Debüt ganz vorn landen.

Wojtek Czyz und Heinrich Popow werden den Hype um «Blade Runner» Pistorius in ihren Lauf-Disziplinen miterleben. Prothesen-Sprinter Pistorius aus Südafrika war bereits bei Olympia im Fokus der Öffentlichkeit, nachdem er sich die Teilnahme vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) erstritten hatte.

Auch den Auftritt des Italieners Zanardi in London dürfte einiger Rummel begleiten. Er hatte 2001 bei einem Unfall in einem ChampCar-Rennen auf dem Lausitzring beide Beine verloren. Inzwischen gehört er zu den Top-Athleten im Rollstuhl.

Im deutschen Team gehört die erste Ehre der blinden Schwimmerin Daniela Schulte. Die Berlinerin darf bei ihren vierten Spielen die Fahne ins Londoner Olympiastadion führen. Wie bei Olympia wird es auch einen zentralen Treffpunkt der deutschen Mannschaft geben - den «German Paralympics Club» in den Docklands. Offen ist nur noch, wie oft der Club zur Partyzone für Medaillengewinner wird.
 

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