Timmy Simons und die Krise des FCN

16.2.2012, 06:52 Uhr
Timmy Simons und die Krise des FCN

© Wolfgang Zink

Der Aufzählung, was derzeit alles nicht klappt beim 1.FC Nürnberg, hört Timmy Simons nach der morgendlichen Übungseinheit mit höflichem Interesse zu. Es dauert ja ein wenig, Journalisten haben allerhand Bedenken: Zweikampfführung, Raumaufteilung, Passsicherheit, nur zum Beispiel. Aber es funktioniert doch, sagt Simons dann lächelnd – „nur eben nicht so oft“.

Wie sehr sich Timmy Simons darüber ärgert, weiß man nicht, er lässt sich seine Aufregung zumindest öffentlich nicht anmerken – in Tagen, da ansonsten wieder allerhand Aufregung herrscht beim 1.FC Nürnberg, obwohl die in der Rückrunde erzielten Resultate noch im Rahmen einer einigermaßen realistischen Erwartungshaltung liegen.

Für deren Zustandekommen gilt das weniger, anders als erhofft ist die Mannschaft im neuen Jahr nicht stabiler geworden. Beim 0:1 in Hannover genehmigte sie sich 45 Minuten Anlaufzeit bis zur Teilnahme am Spiel, jüngst beim 0:0 in Augsburg sogar noch 30 Minuten mehr; es waren Vorstellungen, die man auch ohne ausgeprägte Neigung zu Nervosität bedenklich finden konnte – insbesondere, weil es wenig Ansätze für gehaltvolle Erklärungen gibt.

Drei Profis demonstrativ aus der Mannschaft genommen

Wenn Fußballer dann über eigene Auftritte so referieren, als hätten sie dabei nur zugesehen – dieses hat gefehlt und jenes –, wird es erfahrungsgemäß heikel, erst recht, wenn der vermeintlichen Einsicht keine Besserung folgt. Aus etwa diesem Grund hat Trainer Dieter Hecking schon vor dem Spiel in Augsburg drei Profis recht demonstrativ aus der Mannschaft genommen, und irgendwann stellt sich dann immer die Frage, ob es im Miteinander vielleicht schon entscheidende Störungen gibt.

Timmy Simons glaubt das nicht. Es klappt – nur nicht so oft: Simons hat das nicht nur witzig gemeint. Fußball beim Club ist eine ernste Sache, und der Hinweis, dass es manchmal doch funktioniert, belege immerhin, meint der erfahrenste Profi des Nürnberger Teams, dass ein kollektiver Wille zur Gegenwehr nicht verloren gegangen ist. Man habe sich weder in Hannover noch in Augsburg hängen lassen, als die Spiele schon völlig verkorkst schienen, „wir hatten“, sagt Simons, „immer auch starke Phasen, in denen wir gut gespielt haben“, nur dauere es momentan zu lange, sich auf den jeweiligen Gegner einzustellen.

Stabilität, sagt Simons, hänge mit vielem zusammen: der eigenen Vorbereitung, der Qualität des Gegners, dem Glück in entscheidenden Momenten. In der abgelaufenen Saison passte nahezu alles perfekt zusammen, „da haben wir Spiele mit ein, zwei Chancen gewonnen oder in den letzten Minuten entscheidende Tore gemacht“. Weil das ganze Gefüge sehr sensibel ist, meint Simons, könnten ein paar Nuancen ganz beträchtliche Auswirkungen haben – ohne, dass man alles im Detail erklären könne.

„Hart arbeiten“

Timmy Simons, 34 Jahre alt, belgischer Nationalspieler, WM-Teilnehmer und mit der Erfahrung von 82 Europacupspielen ausgestattet, hat, sagt er, „noch nie in einer Mannschaft gespielt, der das nicht passiert wäre“ – aber das soll natürlich nicht so klingen, als nehme man es hin. Dass es Hecking nicht tut, wusste man schon vor der publikumswirksamen Bestätigung im Rahmen des Ausflugs nach Augsburg, und der nach außen leise Simons gehört zu den Führungsspielern, die nach innen sehr eindringlich auftreten, nur, sagt er: „Es kommt darauf an, dass wir die Spieler unterstützen und wieder aufbauen, die besonders schwere Zeiten erleben“ – wie Tomas Pekhart, dessen Orientierungssuche vor dem Tor zuletzt einigermaßen mitleiderregend wirkte.

Dass die Anhängerschaft wieder einmal zweifelt an diesem Club, kann Simons verstehen, sich als Fußballmannschaft daran zu beteiligen, hält er trotzdem für wenig ratsam. Was zu tun bleibt? „Viel und hart arbeiten“, sagt Simons, „körperlich ist die Mannschaft topfit, die Voraussetzungen, wieder über 90 Minuten stabil aufzutreten, haben wir – wir können das.“ Man werde, sagt Timmy Simons lächelnd, am Samstag gegen den 1.FC Köln versuchen, einige Dinge richtig zu machen – vielleicht wieder einmal ein bisschen öfter.

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