Tragischer Held Okotie

22.11.2010, 21:20 Uhr
Tragischer Held Okotie

© Sportfoto Zink

„Ich kann mit seiner Entwicklung nicht zufrieden sein, das macht mir auch Sorgen.“ Immer wieder stören diverse Blessuren oder grippale Infekte das Aufbautraining des Österreichers, der wegen eines Knorpelschadens acht Monate pausieren musste. Das Knie sei jedoch nicht das Problem, „das ist absolut in Ordnung“, bemerkte Hecking vielsagend. Offenbar aber ist Okoties Körper den physischen Anforderungen des Profifußballs derzeit einfach nicht gewachsen. Auch bei den Einsätzen im Regionalliga-Team käme „zu wenig rum“, mäkelte Hecking und fügte an: „Man würde dem Jungen mal ein Tor wünschen.“

Zumindest diesbezüglich wurde der Trainer am Wochenende prompt erhört. Okotie erzielte im Spiel beim FSV Frankfurt II den Ausgleich zum 2:2 (79.). Es passt allerdings irgendwie zur bislang glücklosen Liaison, dass das ersehnte Erfolgserlebnis am Ende aus den Statistiken getilgt werden dürfte: Wegen eines Wechselfehlers von Trainer Rene Müller, der Okotie unerlaubterweise als vierten Akteur über 23 Jahre aufs Feld geschickt hatte (die NZ berichtete), ist das Ergebnis wohl Makulatur.

Dennoch könnte dem tragischen Helden dieses Lebenszeichen ein bisschen Auftrieb geben. „Er quält sich ja und grübelt selbst, woran es liegt“, will Hecking dem vierfachen Nationalspieler, der im Sommer von Austria Wien zum Club gewechselt war, auch gar keine Vorwürfe machen und verspricht, ihm „alle Hilfe zukommen zu lassen, damit er die Alternative wird, die wir brauchen.“

Freilich war den Verantwortlichen stets bewusst, dass man mit der Verpflichtung des ablösefreien Talents, das einen leistungsbezogenen Dreijahresvertrag erhielt, ob der gravierenden Verletzung ein gewisses Risiko eingeht. Sollte sich bis zur Winterpause keine elementare Besserung abzeichnen, wird der Verein auf dem Transfermarkt aktiv werden – zumal mit Albert Bunjaku eine weitere Offensivkraft noch lange ausfällt.

Ersatz könnte sich in der 2. Liga finden. So wurden bereits Top-Torjäger Nils Petersen (Energie Cottbus) und Stephan Hain (FC Augsburg) als mögliche Kandidaten gehandelt. Nicht zuletzt hat aber auch ein aktueller Club-Profi eine erste Duftmarke hinterlassen. Robert Mak gelang beim 1:3 gegen Kaiserslautern nach einem beherzten Solo im vierten Bundesliga-Kurzeinsatz das erste Tor. „Für ihn persönlich war es sicher ein schönes Erlebnis“, sagte Hecking, dämpfte aber zugleich die Erwartungen an den 19-jährigen Slowaken aus Manchester Citys Reserveteam: „Er ist ein belebendes Element, braucht aber noch ein bisschen.“ Zumindest das Tor kann ihm im Gegensatz zum Kollegen Okotie schon mal niemand mehr nehmen.

Keine Kommentare