Traum eines Fürther Triathleten

22.8.2019, 06:00 Uhr
Traum eines Fürther Triathleten

© Tobias Heß

Hoch hinaus war schon immer die Sache des gebürtigen Nürnbergers, der in Fürth aufgewachsen ist. Nach dem Abitur am Hardenberg-Gymnasium und dem Grundwehrdienst absolvierte Störzer eine Ausbildung zum Berufspiloten und ist auch heute noch in diesem anspruchsvollen Beruf tätig.

Zum Triathlon ist er während der Schulzeit gekommen: "Mein Banknachbar war Schwimmer und hat mit dem Triathlon angefangen. Irgendwann hat er mich aufgefordert, mal mitzugehen", berichtet er. In der Leichtathletikhalle des LAC Quelle Fürth traf Störzer auf die Triathleten des VfL Veitsbronn und schnell zog ihn dieser Sport in seinen Bann.

"Der Triathlon hat eigentlich meine ganze Jugend geprägt", erinnert er sich heute gerne an diese Zeit zurück. Auch seine spätere Frau Stefanie hat er beim Triathlon kennengelernt. "Mit der Pilotenausbildung ist das dann etwas eingeschlafen", sagt Störzer. Bereits damals war er bei Deutschen Jugendmeisterschaften gestartet: "Da muss man aber ehrlich sein und sagen, dass es damals nicht gereicht hat, um in der Spitze dabei zu sein."

Inzwischen ist er jedoch genau dort gelandet. Und noch spektakulärer als die Tatsache an sich ist das Tempo, in dem sich Christian Störzer zur deutschen Triathlon-Elite hochgearbeitet hat. Erst vor zweieinhalb Jahren hat er sich entschieden, wieder mit dem Triathlon anzufangen, "allerdings bin ich davor zehn Jahre leistungsmäßig Radrennen gefahren und war damals auch schon kein schlechter Läufer". Für den Triathlon also schon einmal keine schlechten Grundvoraussetzungen.

Beim "Challenge Paguera" auf Mallorca ging er nach 15 Jahren Abstinenz erstmals wieder an den Start eines Wettkampfs – und das gleich auf der Mitteldistanz. Nur ein erster kleiner Test vor dem Start bei der "Challenge Roth" über die Langdistanz. Bei einem weiteren Testrennen, dem "70.3" auf Mallorca, wurde er sogar Zweiter, allerdings nachträglich wegen Überfahrens des Mittelstrichs auf der Radstrecke disqualifiziert.

Auch der "Challenge Roth" 2018 wurde zum Erfolg. "Es lief alles völlig reibungslos", war Störzer selbst etwas erstaunt. "Eigentlich habe ich mit einer Zeit von 9:15 Stunden geliebäugelt", im Ziel war er dann aber bereits nach 8:39 Stunden und damit deutlich schneller als erhofft.

Training in Mexiko

Der Lohn war Platz 21 im Gesamtklassement und der dritte Platz in der Altersklasse 4. Störzer sah die Chance gekommen: "Ich habe meinen Trainer nach dem Rennen in Roth gefragt, ob er es für möglich halten würde, mit diesem Leistungsniveau Hawaii anzugehen." Der Trainer bejahte das, allerdings drängte die Zeit. "Um die Qualifikation für Hawaii noch schaffen zu können, musste ich alles etwas komprimierter machen. Kurzfristig bin ich dann nach Mexiko geflogen", erzählt der 30-Jährige. Die Qualifikation gelang.

Früher musste der Sport unter seinem Beruf leiden, in diesem Jahr tritt der zweifache Vater beruflich etwas kürzer, um das nötige Trainingspensum abzuspulen und gleichzeitig die Belastung für seine Familie so gering wie möglich zu halten. Statt im Cockpit verbrachte Störzer jetzt also mehr Zeit auf der Straße.

Besonders aber auch im Schwimmbecken, denn das Schwimmen spielt in Hawaii eine viel größere Rolle als bei anderen Langstreckentriathlons. "Wir schwimmen im offenen Meer, ohne Neoprenanzug und auf dem Niveau, auf dem ich mich befinde, kommt es auf Minuten an, die entscheiden, in welcher Gruppe man auf die Radstrecke kommt." Diese Gruppen sind auf Hawaii besonders wichtig, denn je früher man auf das Rad steigen kann, desto weniger Probleme sollte es mit dem tagsüber oft tückischer werdenden Wind geben.

Die Hawaii-Generalprobe absolvierte Christian Störzer, den es beruflich ins schwäbische Metzingen verschlagen hat, im Juli diesen Jahres erneut in seiner fränkischen Heimat und wieder beim "Challenge Roth". Nach Platz 21 im Vorjahr war es diesmal schon der neunte Platz. Damit war er nicht nur schnellster Amateur, sondern hatte auch seine Zeit aus 2018 noch um rund 20 Minuten verbessert.

Die Reise nach Hawaii beginnt Ende September: 13 Tage zur Akklimatisierung und zum Ausgleich des zwölfstündigen Zeitunterschieds. Frau Stefanie und seine Eltern, die noch heute in Ronhof wohnen, reisen nach und werden pünktlich zum Start am 12. Oktober vor Ort sein, um ihrem Christian die Daumen zu drücken.

Angst oder Lampenfieber vor der Hawaii-Premiere hat der Triathlet nicht, "nur" Respekt, besonders vor den klimatischen Bedingungen auf der Pazifik-Insel. "Da gibt es schon einmal Windböen von bis zu 80 km/h und im berühmten Energy Lab kann es auch mal 50 Grad heiß sein."

Sein Ziel klingt erst einmal bescheiden: "Mein Traum war es immer, auf Hawaii über die Ziellinie zu laufen." Nach kurzem Zögern gibt er zu: "Das geheime Ziel ist aber, unter die Top Fünf zu kommen. Die bekommen die berühmten Holzschalen und das ist so etwas wie eine olympische Medaille für Triathleten." Wenn alles klappt, traut er sich das auch ohne Weiteres zu.

Und wenn nicht? Geplant ist in jedem Fall schon das zweite Mal Hawaii. Das Qualifikationsrennen ist schon gebucht: die Langstrecken-EM 2020 in Frankfurt.

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