Trotz Bergkirchweih: HCE will zum Löwenbändiger werden

20.5.2018, 11:00 Uhr
Gelingt dem HC Erlangen um Jonas Link gegen das Topteam der Liga eine Überraschung? Am Sonntag gibt's die Antwort.

© Sportfoto Zink/MaWi Gelingt dem HC Erlangen um Jonas Link gegen das Topteam der Liga eine Überraschung? Am Sonntag gibt's die Antwort.

Wenn sich das Riesenrad am Burgberg dreht und seinen Lichterschein kilometerweit sichtbar in den Nachthimmel zeichnet, wird den meisten Erlangern warm ums Herz: Dann ist Bergkirchweih und mit ihr kommen all die auf einen Besuch zurück, die es zwar in die weite Welt verschlagen hat, die diese Stadt und ihre Menschen aber irgendwie lieb gewonnen haben; sei es, weil sie in Erlangen studiert haben, weil sie hier aufgewachsen sind - oder weil sie für diese Stadt mal Handball spielten.

Es war also keine Überraschung, als am Donnerstagabend auch Ole Rahmel die 700 Kilometer aus Kiel gekommen war, um den Trubel der Bergstraßen zu genießen. Der Rechtsaußen, der mit dem HC Erlangen zweimal in die Bundesliga aufstieg, in Erlangen Nationalspieler wurde, bei Kitzmann eine Ausbildung zum Brauer machte und beim emotionalen Abschied Richtung THW Kiel versprach, alle hier nie mehr zu vergessen.

Doch der Besuch zur Bergkirchweih fiel kurz aus, am Sonntag tritt Kiel wieder beim TBV Lemgo an. Und auch die ehemaligen Teamkollegen konnten keinen Halt an der Bommi-Bude einlegen, für sie steht "das Saison-Highlight schlechthin" an, wie Geschäftsführer René Selke sagt: Um 15 Uhr am Pfingstsonntag (Live-Blog auf nordbayern.de) erwartet der HC Erlangen den Tabellenführer, amtierenden Deutschen Meister und Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen in der Arena am Kurt-Leucht-Weg. Über 6000 Karten wurden schon verkauft, der Verein rechnet damit, die "Ausverkauft"- Schilder in die Ticketschalter hängen zu können.

"Das Publikum gibt einen Riesenpush", sagt Christoph Steinert, Rückraumspieler des HC Erlangen. Er hofft wie auch Trainer Adalsteinn Eyjolfsson auf "einen Tag, an dem alles passt und alles zusammenkommt" - was bedeutet: Das Zusammenspiel zwischen einem überirdischen Nikolas Katsigiannis zwischen den Pfosten mit einem engen Deckungsverbund, ein schnelles Umschaltspiel und im Positionsangriff vor allem Geduld. Die hat in Melsungen beim deutlichen 21:32 vor einer Woche Torchancen ermöglicht, die dann vergeben wurden. "Deshalb haben wir gezielt am Abschluss gearbeitet", verrät Eyjolfsson.

Der beste Handballer der Welt

Der Angriff ist eine der ganz großen Stärken bei den Löwen, die mit Andy Schmid den wohl besten Handballer der Welt in ihren Reihen wissen. Dank des genialen Zusammenspiels des Schweizers mit Nationalspieler Hendrik Pekeler am Kreis warf der Meister in dieser Saison bereits 933 Tore - zum Vergleich: Erlangen traf 759 Mal. Dazu haben die Mannheimer die beste Defensive der Liga und die Gewissheit, dass sie unter Trainer Nikolaj Jacobsen im Endspurt auf den dritten Meistertitel in Folge hoch konzentriert sein werden. Gerade, weil sie zuletzt beim 23:29 bei den Füchsen Berlin ihren Zwei-Punkte-Vorsprung vor der SG Flensburg-Handewitt - bei einem Spiel weniger - verspielten.

Das ruft Erlangen auf den Plan: "Wir haben gesehen, dass sie durchaus schlagbar sind", sagt Steinert. "Wir dürfen uns Hoffnungen auf eine Sensation machen." Sein Trainer warnt: "Blutende Löwen sind besonders gefährlich." Aber auch Eyjolfsson verspricht, dass seine Mannschaft "mit allem, was wir haben, versuchen wird, ihnen ein Bein zu stellen".

Das geht nur über "extremen Kampf", weiß Steinert. Für den braucht es am Ende einer langen Saison mit vielen Verletzten vor allem Kraft - die Erlangen immer mehr ausgeht, weil sie kaum auf mehrere Schultern verteilt werden kann.

"Alles ist möglich"

Personell wird es immerhin ein wenig besser aussehen als noch in Melsungen: Die Link-Brüder haben ihre Krankheit überwunden, Nicolai Theilinger soll zurückkehren. Nur Jonas Thümmler am Kreis und die Langzeitverletzten Johannes Sellin und Andreas Schröder werden fehlen.

"Mit der Energie dieser Halle ist alles möglich", sagt Christoph Steinert. Schon einmal, 2014, vermasselte der HCE mit einem unglaublichen Publikum im Rücken jenen Rhein-Neckar Löwen ja mit einer Sensation den Titel. Sollte das den Handballern wieder gelingen, dürfte die Bergkirchweih ihr blaues Wunder erleben. Dazu braucht es dann nicht einmal unbedingt Ole Rahmel.

Keine Kommentare