Viel Lob für Club-Stürmer Julian Schieber

25.10.2010, 08:30 Uhr
Viel Lob für Club-Stürmer Julian Schieber

© dpa

Eine dicke Lippe riskiert Schieber höchstens in oft hart geführten Zweikämpfen. Wenn sich Nürnbergs einziger Spitze oft zwei Verteidiger in den Weg stellen, wie vor dem Siegtreffer gegen Wolfsburg. Schieber setzte seinen muskulösen Körper energisch ein, ließ sich weder von Sascha Riether noch Simon Kjaer aufhalten – die ihm nur noch dabei zusehen konnten, wie er auf Ilkay Gündogan zurückpasste, dessen Vorlage letztlich Mike Frantz verwerten konnte. Vor dem 1:0 war es ebenfalls Schieber, der entscheidend nachgesetzt hatte, diesmal gegen Makoto Hasebe.

An sechs von elf Toren beteiligt

Dass der bullige Angreifer mit der feinen Technik von Woche zu Woche stärker wird, hat einen verständlichen Grund. Beim VfB Stuttgart durfte er in zwei Jahren nur ganze zwei Mal 90 Minuten durchspielen, in Nürnberg hingegen seit Ende August schon acht Mal. In neun Partien. Lediglich gegen seinen Stammverein nahm ihn Hecking in der Nachspielzeit vom Platz, Schieber sollte den verdienten Sonderapplaus auskosten. Kurz zuvor hatte er noch per Traumpass das späte 2:1 durch Javier Pinola vorbereitet; an sechs von elf Treffern war Schieber bisher maßgeblich beteiligt. Eine beachtliche Quote für einen ehemaligen Dauerreservisten.

Auch Hecking weiß natürlich, was er an Schieber hat. Einen ungemein einsatzfreudigen und dabei auch torgefährlichen Stoßstürmer, der sich komplett in den Dienst der Gruppe stellt. „Wie er seine Rolle interpretiert, ist einfach sensationell“, findet auch Torwart Raphael Schäfer, der Egozentriker nicht ausstehen kann und deshalb von Schiebers Charakter schwärmt. Wie der ganze Club habe auch Schieber den nächsten Schritt gemacht, sich prächtig weiterentwickelt. Was wohl nur möglich geworden ist, weil er sich für ein Jahr nach Nürnberg verleihen ließ.

„Bei uns“, sagt Schäfer (der wissen muss, wie man sich fühlt, wenn man beim VfB nicht zurechtkommt), „wird er einfach anders gesehen, hier hat er ein ganz anderes Standing.“ Und folglich auch mehr Selbstvertrauen als noch vor ein paar Monaten.

Kurzum, Schieber fühlt sich rundum wohl beim Club und will eigentlich auch gar nicht mehr weg. Muss aber wohl. Dabei wird er sogar von Woche zu Woche billiger. Die mit Stuttgart vereinbarten 400.000 Euro Leihgebühr verringern sich mit jedem Einsatz, so dass Schieber wohl schon bald ein echtes Schnäppchen sein dürfte. Ungleich teurer käme eine Verpflichtung des langjährigen Junioren-Nationalspielers, sein Vertrag beim VfB läuft noch bis 2013. Schieber will sich allerdings erst nach dem 34. und letzten Spieltag über seine Zukunft Gedanken machen; zurzeit, sagt Schieber, habe er „eigentlich keinen Kontakt“ zu Stuttgarts Verantwortlichen.

Am Mittwoch in Elversberg

Viel wichtiger sei ohnehin das DFB-Pokalspiel übermorgen in Elversberg, Regional- gegen Bundesligist, es geht vor allem um einen Haufen Geld. Der Einzug ins Achtelfinale ist mit über einer halben Million Euro dotiert, Fernseh- und Eintrittsgeld nicht mit eingerechnet. „Wir wollen weit kommen“, sagt Schieber nur, der sich 2007 als VfB-Angestellter auch ein wenig für Nürnberg begeistern konnte. 3:2 hatte der Außenseiter seine Stuttgarter damals besiegt, aber Schieber war deswegen nicht sauer. „Ich freute mich auch für Nürnberg, weil es ein toller Club ist“, sagt er fast dreieinhalb Jahre später mit FCN-Emblem auf der Trainingsjacke – und das Erstaunlichste daran: Man nimmt es Schieber sogar ab.

Viel Lob für Club-Stürmer Julian Schieber

Längst ist er nicht mehr wegzudenken aus Nürnbergs Startelf, zumal es für ihn eigentlich keinen gleichwertigen Ersatz gibt. Albert Bunjaku ist schwer verletzt, Rubin Okotie weiter im Aufbautraining. Bleibt also nur Schieber. Gegen Wolfsburg „hat er über 90 Minuten ganz stark gespielt“, sagt Hecking, „das ist schon ein Sonderlob wert.“ Und Schieber? Wollte vom kicker-Kollegen wissen, welche Note er denn bekommen habe. Eine Zwei. Manchmal interessiert er sich eben doch für die Meinung anderer.