Von Stein aus in die Badminton-Bundesliga

27.12.2016, 09:24 Uhr
Von Stein aus in die Badminton-Bundesliga

© Foto: Marcus Mehlich

Als Kind galt sie als ein wenig „zappelig“. Kein Wunder, dass Julia Kunkel die verschiedensten Sportarten ausprobiert hat. „Irgendwas habe ich gebraucht, weil ich so unruhig war“, erinnert sie sich an ihre sportlichen Anfänge auf der Straße vor ihrem Elternhaus in Stein. Fußball und Federball waren dabei ihre Favoriten, als es darum ging, auf welche Sportart sie sich konzentrieren wollte.

„Eigentlich war es Fußball, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich eine Einzelsportart machen sollte“, erzählt die gebürtige Steinerin – weshalb die Wahl dann schließlich auf Badminton fiel. „Ich glaube, ich war eher die Einzelkämpferin.“

Keine Alternative

Und weil es mit dem Badminton, wie die wettkampforientierte Form des Federball-Spielens heißt, so gut geklappt hat, schloss sich Kunkel mit zehn Jahren dem TSV Stein an. Das Schöne am Badminton sei für sie gewesen, dass man immer in Bewegung ist und nie stehen bleiben darf. „Deswegen kam dann auch nichts anders mehr in Frage. Es hat einfach Spaß gemacht.“

Beim TSV traf sie Bruno Nitzge, ihren ersten Trainer und Entdecker, der den „größten Anteil am späteren Erfolg“ hatte. „Er hat mich wirklich die ganze Zeit über gefördert, weil er wohl irgendwo das Talent gesehen hat“, weiß sie um die Bedeutung ihres alten Weggefährten. Besonders in der Anfangszeit sei dies das Wichtigste gewesen, weil sie keine einfache Person und Spielerin gewesen sei.

„Wenn es nicht lief, hab’ ich mich einfach auf den Boden gesetzt und war bockig. Da bin ich schon stolz auf ihn, dass er da so drangeblieben ist.“ Neben Nitzge waren es aber auch ihre Eltern, die ihr „viel Kraft gegeben haben und immer hinter mir standen“.

Gelohnt hat sich das allemal. Julia Kunkel durchlief die Jugendnationalmannschaften der U 15, der U 17 und der U 19, feierte etliche Titel bei den Südostdeutschen Meisterschaften und Podiumsplätze bei den deutschen Meisterschaften – zuletzt heuer den dritten Rang in der Altersklasse der über 19-Jährigen.

Vor vier Jahren wechselte sie zum PTSV Rosenheim und spielte dort in der Bundesliga. Nachdem sich die Oberbayern allerdings aus dem Spielbetrieb der Eliteklasse abgemeldet hatten, läuft sie seit 2014 für den TSV Freystadt auf. Nach dem Aufstieg von der zweiten in die erste Liga ist sie mit den Freystädtern seit 2016 wieder in der höchsten Spielklasse angelangt.

Die Aussichten für die laufende Saison schätzt sie realistisch ein: „Die erste Liga ist nicht ohne. Oben können wir nicht mitspielen, so dass der Klassenerhalt unser Ziel ist. Aber der ist auch auf jeden Fall drin“, umreißt sie die Situation der jungen Truppe.

Auftritte in der deutschen Nationalmannschaft – „Es ist ein tolles Gefühl, den Adler auf der Brust zu tragen“ – sind aktuell kein Thema. Die Prioritäten von Julia Kunkel haben sich in ihrer jetzigen Lebensphase verschoben.

„Der Fokus ist derzeit auf die Schule gerichtet.“ Kunkel besucht die zwölfte Klasse der Fachoberschule, nächstes Jahr steht das Fachabitur an. Sieben bis acht Trainingseinheiten pro Woche, wie das früher der Fall war, sind da nicht mehr drin. Den Zeiten beim Nationalteam trauert sie dennoch nicht hinterher. „Das war klar schön, aber der Weg, den ich im Moment gehe, ist genau der richtige. Es ist alles so, wie es sein soll“, blickt sie zufrieden auf ihre private wie sportliche Karriere.

Geld macht viel kaputt

Diese Einstellung hat auch mit ihrer Perspektive in puncto Sport zu tun. Was das Dasein des Badmintons als Randsportart angeht, meint sie zwar, dass „etwas mehr Interesse für die Leistungen“ schön wäre“. Aber: Letzten Endes mache Geld auch vieles kaputt. „Das ist eindeutig ein Vorteil an dem kleinen, eher familiären Kreis in unserem Sport.“

So war es das Badminton, das sie auch als Persönlichkeit geprägt hat. In schulisch oder privat schwierigen Zeiten sei es der Sport gewesen, der ihr eine gewisse Bestätigung und Selbstvertrauen gegeben hat, sagt die 20-Jährige. Sie freut sich nun auf eine erfolgreiche Zukunft auf und neben dem Spielfeld.

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