Wahre Club-Geschichte hat viele Gesichter

20.10.2006, 00:00 Uhr
Wahre Club-Geschichte hat viele Gesichter

Vielen der 350 Besucher stand einfach nur der Mund offen, als vier rüstige Senioren mit Ehrennadeln und Urkunden geehrt wurden für ihre Treue zum 1. Fußball-Club. Unglaubliche 70 Jahre sind Ernst Basel, Professor Bernhard Horn, Dr. Gerhard Schoberth und Andreas Weiß schon Mitglieder beim Club. Letztgenannter wies in vielen Funktionen sein Herz für den Traditionsverein nach. Ob als Vorstandsmitglied, Leiter der Jugendabteilung, Archivar oder Organisator von wunderbaren Weihnachtsfeiern - Andreas Weiß «verkörpert 70 Jahre wahre Club-Geschichte“, wie es Aufsichtsratsvorsitzender und Laudator Klaus Schramm auf der Hauptversammlung trefflich formulierte.

Nicht ganz so lang ist Eduard Schaffer (84) dabei, hat jedoch ebenfalls tiefe Spuren hinterlassen. Der Ausnahmekeeper war von 1947 bis 1958 eine feste Größe im Tor und 1948, im ersten Nachkriegs-Endspiel in Köln gegen Kaiserslautern, maßgeblich am 2:1-Erfolg und damit der siebten deutschen Meisterschaft des FCN beteiligt. Insgesamt bestritt der aus dem böhmischen Dux (Duckcov) stammende Sudetendeutsche über 400 Partien für seine Rot-Schwarzen. «Auch heute“, sagte Schramm, «zählt Edi zu den treuesten Club-Freunden.“

Bei seinen noch regelmäßigen Stadionbesuchen hat Schaffer natürlich auch die Entwicklung des Torwart-spiels aufmerksam verfolgt. Großartige Veränderungen gegenüber seiner aktiven Zeit hat er allerdings stets bestritten. «Was sich geändert hat“, sagte Schaffer in einem Interview mit dieser Zeitung, «sind nur die Handschuhe.“ Denn früher ging’s auch ohne, wichtig war hingegen ein wohlwollender Chef. Beschäftigt war er bei Siemens am Richard-Wagner-Platz, und eine Sonderbehandlung gab es selten. Selbst nach einem Spiel «mussten wir am nächsten Tag wieder zur Arbeit und pünktlich im Geschäft sein. Wir mussten froh sein, wenn wir am Nachmittag, zwei Mal in der Woche, ein bisschen früher gehen durften“, erzählte Schaffer einst.

Zwei andere Meisterspieler wurden für ein halbes Jahrhundert Club-Mitgliedschaft ausgezeichnet. Heinz Kreißel wechselte 1956 als 21-Jähriger von Johannis 83 zum Stadtrivalen und bestritt über 150 Partien in der «Ersten“. Kreißel half maßgeblich mit, 1961 den achten Titel und ein Jahr später den dritten Pokalsieg nach Nürnberg zu holen. Josef «Joe“ Zenger kam ebenfalls 1956 vom FC Herzogenaurach und durfte mit Kreißel und den anderen die genannten Erfolge feiern. Der Außenläufer war wegen seiner Schusskraft gefürchtet, hatte aber 1964 genug vom FCN. «Trainer Csaknady schaffte es, dass ich den Ball hasste“, soll Zenger damals gesagt haben, «unter ihm hatte ich ständig Untergewicht und konnte nicht mehr schlafen.“

Seinen Vereinsausweis hat Zenger freilich behalten. «Es ist eben eine ganz besondere Auszeichnung, ein langjähriges Club-Mitglied zu sein“, lobte Schrammm. Was besagen schon Urkunden und Ehrennadeln. la

Geehrte Mitglieder

70 Jahre: Ernst Basel, Prof. Bernhard Horn, Dr. Gerhard Schoberth, Andreas Weiß.

60 Jahre: Eduard Schaffer, Gustl Schober, Werner Merkl, Helmut Sauernheimer, Kurt Zapf.

50 Jahre: Heinz Kreißel, Josef Zenger, Hermann Bauer, Ernst Bauer, Günter Eifert, Gert Hermani, Friedrich Hörchner, Georg Kennemann, Rudolf Schön, Hansjörg Schuhmann.

40 Jahre: Rudolf Brandner, Karl Eichhorn, Albert Fellerer, Helmut Geitner, Wolfgang Gleich, Johann Graf, Klaus Hahn, Peter Hartmann, Hugo Jackel, Heinrich Mohr, Adelbert Schmalzl, Gerhard Ulmer, Alfred Zwirner.