Walter Röhrl hat noch keine Lust auf Rente

6.3.2012, 16:15 Uhr
Der zweifache Rallye-Weltmeister und vierfache Sieger der Rallye Monte Carlo Walter Röhrl hat auch nach seinem 65. Geburtstag weiterhin Lust auf Motorsport.

© Wolfgang Zink Der zweifache Rallye-Weltmeister und vierfache Sieger der Rallye Monte Carlo Walter Röhrl hat auch nach seinem 65. Geburtstag weiterhin Lust auf Motorsport.

Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda nannte Walter Röhrl einst „das Genie auf Rädern“. In Frankreich wurde er 2000 zum Rallye-Fahrer des Millennium gekürt. Trotz vieler Ehrungen – große Feiern sind dem Regensburger seit jeher ein Gräuel – und deshalb plant Röhrl auch anlässlich seines 65. Geburtstages am Mittwoch keine große Festivität.

Deshalb ist der „Lange“ – wie er ob seiner Körpergröße von 1,96 Meter oft genannt wurde – , dass er in Pirmasens einen Freund besuchen kann, „der ebenfalls Geburtstag hat, auch Walter heißt und noch zehn Jahre älter ist als ich." Damit hofft Deutschlands komplettester Autorennfahrer bei seinem offiziellen Eintritt ins Rentenalter, das Röhrl für sich persönlich ohnehin noch hinausschieben möchte, wenigstens auf ein bisschen Anonymität.

„Momentan sieht es noch nicht so aus, als würde ich in Rente gehen. Es war zwar mal mein Ziel, dass mit 65 spätestens Schluss sein muss. Aber man fühlt sich noch fit und auch ein bisschen gebauchpinselt, wenn die Firma einen weiterhin will“, sagte Röhrl.

„Die Firma“, von der Röhrl spricht, ist der Sportwagen-Hersteller Porsche. Die Stuttgarter greifen seit fast 20 Jahren und immer noch gerne auf das einzigartige Fahrgefühl des Testpiloten Röhrl zurück, der einst als Fahrer im bischöflichen Ordinariat in Regensburg angestellt war und parallel seine Karriere ins Rollen brachte.

Heute bestreitet Röhrl im Rallye-Auto fast nur noch Classic-Veranstaltungen, dann geht es ihm aber „mehr oder weniger nur darum, ein altes Auto zu bewegen, und nicht um einen Wettkampf“. Er fragt sich allerdings immer mal wieder, ob er noch schnell genug ist um Rekord-Weltmeister Sebastien Loeb und Co. Paroli bieten zu können. „Wenn ich das dann auf der ersten Sonderprüfung sehe, sage ich, es reicht schon wieder. Mehr muss ich nicht wissen. Es geht immer noch, und es passt“, sagt Röhrl. „Wenn es dann länger geht, sage ich schon, oh, musst du das noch haben?“

Ein Jahr dranhängen

Insgesamt greift er aber noch gerne ins Steuer und möchte deshalb noch mindestens ein weiteres Jahr bei Porsche weitermachen. „Man muss körperlich und geistig fit bleiben. Wenn man nur Rentner ist, dann ist das dafür vielleicht nicht so das Ideale“, sagt Röhrl.

Der Oberpfälzer wurde 1980 (Fiat 131) und 1982 (Opel Ascona) Rallye-Weltmeister, er gewann viermal die prestigeträchtige Rallye Monte Carlo – mit vier verschiedenen Autos, was außer ihm noch niemand geschafft hat. Und Röhrl jagte in Rekordzeit im Audi S1 Sport quattro den berühmten Pikes Peak in Amerika hinauf.

Aber das Multitalent sorgte auch bei Sportwagenrennen und in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) für Furore. Beispielsweise in Nürnberg, als er 1990 beim DTM-Debüt im Audi V8 den Gegnern auf dem 2,3 Kilometer langen Stadtkurs auf und davon fuhr, um kurz vor der Ziel-Durchfahrt abzubremsen und seinen Teamkollegen Hans-Joachim Stuck noch passieren zu lassen, weil der um den Titel kämpfte.

Sein eigenes Highlight nennt Röhrl seinen ersten „Monte“-Sieg. „Mein großes Ziel war immer, einmal die Rallye Monte Carlo für mich zu entscheiden. Früher gab es ja noch keine Fahrer-Weltmeisterschaft, da war die Veranstaltung rund um das Fürstentum an der Côte d'Azur das Größte, was man gewinnen konnte. Und der erste Sieg ist immer der Schönste, daran erinnert man sich.“

Zu Röhrls Fans gehört selbst Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel, der seinem Idol nach dem ersten persönlichen Treffen im vorigen Jahr im australischen Melbourne sogar seinen Sieg widmete – in der weltweiten Pressekonferenz. „Ich glaube, mir ist die Schamesröte ins Gesicht geschossen, als ich das gehört habe. Aber daran sieht man, dass er nicht nur etwas sagt, sondern das auch ehrlich meint und rüberbringt. Sonst wäre er auf diese Idee nicht gekommen“, meint Röhrl. Wegen Vettel interessiert er sich jetzt sogar wieder für die Formel 1. „Vorher hatte ich das abgehakt, aber seit Sebastian dabei ist, verfolge ich es wieder und bin natürlich begeistert, wenn er gut ist.“

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