Weiter trotz Lockdown: Profi-Sport muss sich seiner Privilegien bewusst sein
14.12.2020, 09:44 UhrKeine neue Frisur, kein Geschenkeinkauf in letzter Stunde, kein Stille Nacht in der Kirche, kein Glühwein, keine heiße Oma außerhalb der eigenen Terrasse, keine Böller, endgültig keine Ausnahmen mehr. So hat es Markus Söder am Sonntag formuliert – etwa zwei Stunden, bevor im Max-Morlock-Stadion das kleine fränkische Zweitliga-Derby angepfiffen wurde.
Es gibt also weiterhin Ausnahmen, insbesondere für den Profisport, der vor, während und nach Weihnachten die Kontakte noch einmal intensiviert. Fußball jeden Tag, Handball jedes Wochenende und ab Donnerstag sogar Eishockey in der DEL. Die Show geht weiter, selbst das Herdenimmunitätsexperiment in der 2. Basketballbundesliga wird vorangetrieben. Anders als viele Kulturveranstaltungen kann der Geldsport dabei nicht auf funktionierende Hygienekonzepte verweisen. Ist seine Sonderstellung trotzdem gerechtfertigt?
Ja!
Nein!
Ach, wir wissen es doch auch nicht!
Viel zu viele Menschen sterben jeden Tag, alleine, viel zu früh. Menschen verlieren ihre Jobs, Unternehmen ihren Umsatz. Trotzdem dürfen Berufssportler weiterhin arbeiten, Klubs Umsätze verbuchen, niemand muss seinen Job verlieren. Ob das gerecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden – und der Sport sich dieser Privilegien in jedem Moment bewusst sein. Das gilt übrigens auch für uns Sportredakteure, die auch arbeiten dürfen, in Stadien, vor Ort, dort, wo sonst niemand hin darf. Wir genießen das – und haben zugleich ein schlechtes Gewissen. Und die große Hoffnung, dass am Ende möglichst viele Menschen gesund bleiben.
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