Wie die Bayreutherin Haug den Ironman-Olymp erklomm

13.10.2019, 20:45 Uhr
Wie die Bayreutherin Haug den Ironman-Olymp erklomm

© David Pintens/BELGA/dpa

Im Alter von zwei Jahren stand sie zum ersten Mal auf Skiern, mit drei fuhr sie Fahrrad, zwei Jahre später spielte sie Tennis. Danach probierte sie sich im Judo, Volleyball und Badminton, im Indiaca wurde sie Weltmeisterin. Als sie 2011 eine Lizenz als Profi-Triathletin bekam, war sie bereits 28 Jahre alt, 2012 startete sie bei den Olympischen Spielen in London, eine Olympiade später auch in Rio de Janeiro. Und nun, am 12. Oktober 2019, hat sie auf Hawaii das Zielband als Ironman-Weltmeisterin in die Höhe gehoben. Man will sich nicht ausdenken, zu was Anne Haug aus Bayreuth noch in der Lage ist, wenn sie diese Serie fortsetzt.

Wobei mehr als ein Sieg auf Big Island im Sport eigentlich kaum möglich ist, selbst für eine so vielseitige Frau wie Anne Haug, die im Ziel nur an einer Herausforderung scheiterte: zu verstehen, was sie in den acht Stunden, 40 Minuten und zehn Sekunden im Pazifik, auf dem Queen Ka’ahumanu Highway und auf dem Ali’i Drive geleistet hatte. "Das ist überwältigend", sagte sie mit großen Augen, "ich kann es kaum glauben."

180 Kilometer durch die Lava-Wüste

Haug war erst 2018 auf die Langdistanz gewechselt, nicht aus Liebe zu den 226 Kilometern, die sie erwarteten, sondern weil sich über die kurzen Distanzen mit den besten Schwimmerinnen nicht mehr hatte mithalten können. Auf Hawaii wurde sie prompt Dritte – hinter der seit Jahren dominierenden Daniela Ryf und der Britin Lucy Charles-Barclay, die beide auch das zweite große Langdistanzrennen in Roth gewonnen haben und auch diesmal wieder klar favorisiert waren.

Gemeinsam mit Ryf stieg Haug aus dem Wasser, natürlich hinter der ehemaligen Langstreckenschwimmerin Charles-Barclay. Danach wartete sie auf den 180 Kilometern durch die Lava-Wüste darauf, "dass sie die Rakete zündet". Doch Ryf fehlte dafür der Brennstoff. Ein Magen-Darm-Virus hatte die Schweizerin geschwächt. Als sie Haug auf der Laufstrecke erstmals entgegenkam, "wusste ich, dass bei ihr etwas nicht stimmt". Ryf feuerte ihre Konkurrentinnen an und schleppte sich als entkräftete Dreizehnte ins Ziel.

Und dann war da noch Lucy Charles, die ein einsames Rennen absolvierte, mit acht Minuten Vorsprung auf Hauf vom Rad stieg. Zu viel Zeit, als dass sich Haug ernsthaft mit dem Sieg auseinandersetzte, zu unkalkulierbar ist die 42,195 Kilometer-Strecke. "Ich wollte das nicht gleich zulaufen. Da wäre ein Suizidkommando gewesen. Irgendwann kommt der Mann mit dem Hammer immer", sagte sie später tri-mag.de. Diesmal aber kam er erst bei Kilometer 40. Und da hatte sie Charles bereits distanziert.

Immer an der Schmerzgrenze entlang

Geduldig und kontrolliert lief sie an die Britin heran und überholte sie exakt nach 7:30 Stunden. Das ist umso erstaunlicher, weil Haug zwar mit Uhr läuft, aber nie draufschaut. Und so lief sie immer an ihrer eigenen Schmerzgrenze entlang. Erst im August hatte sie sich nach mehreren Verletzungen für Hawaii qualifiziert – mit einem Sieg in schnellen 8:31 Stunden in Kopenhagen. Trotzdem oder gerade deshalb galten andere als Favoritinnen, weil deren Pläne aufgegangen waren, zumindest bis zum Tag des großen Rennens.

Charles-Barclay war dabei extra motiviert worden. "Als ich beim Laufen auf Platz drei zurückfiel, hat mir mein Mann Reese zugerufen, dass ich jetzt angreifen müsse. Wir hatten ja einen Deal", erzählte die Frau aus London. "Für Platz eins bekomme ich zwei Hunde, für Platz zwei einen Hund und für Platz drei keinen. Ich freue mich auf diesen einen Hund."

Haug freute sich derweil darüber, dass auch Jan Frodeno gewonnen hatte – und das nicht allein, weil sie sich mit ihm Trainer Dan Lorang teilt. Sondern auch, weil Frodeno viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. "Ich lebe gern zurückgezogen und mache mein Ding", hatte sie vor dem Rennen gesagt. "Wenn ich in die verrückte Triathlon-Blase springe, mache ich das für eine Woche und bin wieder froh, wenn ich meine Ruhe habe." Darauf wird sie nun noch etwas länger warten müssen.

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