Wie Kampfsportler ohne Kontakt trainieren

28.5.2020, 10:50 Uhr
Wie Kampfsportler ohne Kontakt trainieren

© Foto: Harald Sippel

Schlagen, Kicken, Ringen, Stoßen – Kampfsport ohne den Gegner zu berühren, ist in den meisten Fällen kein richtiger Kampfsport. Aber Berührungen sind im Sport nach der Corona-Pause weiterhin verboten. Das macht die Wiederaufnahme des Trainings teilweise fast so kompliziert wie bei Mannschaftssportarten. Denn gerade im Breitensport wird normalerweise in größeren Gruppen trainiert.

In manchen Kampfsportarten ist das einfacher möglich als in anderen. Zum Beispiel im Karate. Dort gibt es mit dem Kata eine Form, in der es sowieso um die Ausführung der Techniken und nicht um Gegnerkontakt geht. Und so üben die Erlanger Karateka vom TV 48 schon wieder auf dem Sportplatz.

Abstand auch schon vor Corona

"Wir haben das Gelände in Zonen aufgeteilt und trainieren wie vorgeschrieben in Gruppen mit maximal fünf Leuten", sagt Abteilungsleiter Reinhard Döhnel. Die Sportlerinnen und Sportler standen beim Training auch schon vor Corona im Abstand zueinander und in Reihen. Grundtechniken wie Fußstöße, Abwehren oder Kombinationen werden allein einstudiert. Erst zum Verfeinern trainiert man normalerweise zu zweit.

Die Einzel-Übungen könne man deshalb ohne Probleme auch mit mehr als fünf Personen machen, ist Döhnel überzeugt. Sein Wunsch wird erfüllt: Ab 8. Juni soll Training im Freien wieder mit bis zu 20 Personen gleichzeitig möglich sein. "Das ist natürlich in Ordnung", meint Döhnel, der sich freut, so wieder Anfängerkurse im Freien anbieten zu können.

Hallentraining in Aussicht

Hallentraining stellt das bayerische Innenministerium ebenfalls in Aussicht, noch fehlt es aber an genauen Regelungen. Auch ist unklar, ob gerade Schulturnhallen überhaupt frei sein werden. Döhnel hat aber bereits ein Sicherheitskonzept erstellt. "Damit wäre es wohl vertretbar mit 20 Personen und ausreichend Abstand in einer Halle mit 400 Quadratmetern zu trainieren, wenn genügend gelüftet wird", glaubt Döhnel. "Aber natürlich müssen Mediziner entscheiden, ob das möglich wäre." Die Halle habe viele Vorteile: Neben der Abhängigkeit vom Wetter sei das Training auf Rasen nicht so präzise. Vor allem für viele Ältere sei es aber wichtig, überhaupt wieder Sport machen zu können.

"Karate ist ein Gesundheitssport", sagt auch Nicole Wittmann vom Karateverein Herzogenaurach. Dort wird momentan einmal in der Woche im Freien trainiert. Auch Wittmann hofft, dass sich die Bedingungen nach den Pfingstferien weiter normalisieren. Bislang habe die Krise dem Verein noch nicht geschadet. "So eine Trainingspause ist nicht schön, aber da kündigen unsere Mitglieder nicht gleich", sagt sie. Auf die Wettkämpfe hat Corona aber großen Einfluss, viele wurden abgesagt.

Hoffen auf Japan

Nächstes Jahr im Mai finden die World Master Games in Kansai (Japan) statt. Daran wollen die Herzogenauracher teilnehmen, es wäre ein besonderes Highlight für den kleinen Verein. "Wir wären jetzt eigentlich schon mittendrin in der Vorbereitung darauf", sagt Wittmann. Doch noch ist sie optimistisch, dass die Reise nach Kansai klappen wird.

Beim Taekwon-Do Black Belt Center in Erlangen wird in mehreren Fünfergruppen ohne Kontakt im Freien trainiert. Efstragios Papadellis hat einige Träger von Schwarzen Gürteln unter seinen Schülern, so dass genug Betreuer zur Verfügung stehen. "Die Leute sind begeistert. Es wurde auch Zeit", sagt er. Im Freien trainiert er öfter, die frische Luft tue gut.

Schon seit Beginn der Krise bietet er Online-Training über den Video-Dienst Zoom an. "Die Leute sind bei der Stange geblieben." Größere Gruppen findet auch er gut. "Natürlich wird das einfacher", meint er, nimmt die Dinge aber wie sie kommen: "Aber unsere Schule gibt es seit 42 Jahren, wir haben eine gewisse Erfahrung."

Sandsäcke daheim

Kickboxen hingegen ist ein Kampfsport, der vom Gegnerkontakt lebt. Bislang haben sich die "Franken Fighters" aus Adelsdorf zuhause fit gehalten. "Viele haben Sandsäcke daheim, gehen laufen oder machen Ganzkörper-Workouts. Aber natürlich ist das mit normalem Training nicht zu vergleichen", sagt Trainer Tobias Kainer. An Freiluft-Training hat er schon gedacht, doch es wird damit wohl noch etwas dauern.

"Wettkampfspezifisch trainieren kann man nicht, das wäre dann eher Zirkeltraining oder Techniken", sagt Kainer, der in der Regel 15 bis 20 Sportler betreut. Sein Kickbox-Team ist durch Corona bislang aber nicht in Schwierigkeiten geraten. Die Gemeinde hat die Hallenmiete ausgesetzt, bis auf ein, zwei Mitglieder, die wohl sowieso gegangen wären, sind die Sportler im Verein geblieben.

Für die Wettkampf-Athleten des Kickbox-Teams bleibt die Situation aber schwierig, mit Benjamin Kempf hätten die Adelsdorfer einen Teilnehmer an der Europameisterschaft in Antalya stellen sollen. Doch die wurde auf den Dezember verschoben. Die Kontaktsperre bleibt das Problem, Sparring ist so nicht möglich. "Für die Vorbereitung ist das schon schwierig", sagt Kainer. Irgendwann muss man schließlich wieder üben, den Gegner berühren.

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