Wilhermsdorfs Judo-Büffel kämpfen weiter

30.12.2019, 14:07 Uhr
Wilhermsdorfs Judo-Büffel kämpfen weiter

© Foto: Karlheinz Wunner

Alles fing im Jahr 1969 an. Wolfgang Bien und einige seiner Mannschaftskollegen sahen ihre Trainingssituation als verbesserungswürdig an. Kurzerhand fragte er beim TSV Wilhermsdorf an, ob man sich dort nicht gleich eine Judoabteilung vorstellen könne. Beim TSV konnte man das – und kann heute behaupten, dass sich diese Entscheidung für den Verein gelohnt hat.

Bien ist inzwischen 76 Jahre alt, Träger des 3. Dans und führt die Judo-Abteilung auch noch nach 50 Jahren. Tatkräftig unterstützt von seinem Stellvertreter Christopher Vance sowie dem zweiten Vorstand des 2002 gegründeten Fördervereins, Johann Scheiderer.

Bereits die ersten Trainingseinheiten nach der Gründung der Abteilung waren mit etwa 50 Teilnehmern gut besucht. Das Interesse hatte sicherlich auch etwas mit dem exotischen Ruf zu tun, den die Sportart seinerzeit hatte.

Denn Judo (übersetzt "Der sanfte Weg") war und ist nicht nur Kampfsport. Die Vermittlung von Werten wie Fairness, Respekt, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und Bescheidenheit ist für die Verantwortlichen im Verein mindestens genauso wichtig.

In der Anfangszeit trat die TSV-Mannschaft häufig mit Kämpfern aus den oberen Gewichtsklassen an, was dazu führte, dass das Team oft zu hören bekam: "Da kommen sie wieder, die Büffel." Kurzerhand machte man aus der Not eine Tugend und der "Judobüffel" ist nun schon seit langen Jahren das Maskottchen der Truppe aus Wilhermsdorf.

Auch nach so langer Zeit hat sich der Reiz der Sportart in einer der ältesten Judoabteilungen des Landkreises nicht abgenutzt. Etwa 80 Judoka umfasst die Abteilung, davon sind etwa 50 bis 60 Aktive. Als vor etwa zehn Jahren abzusehen war, dass sich zahlenmäßig Probleme mit dem Nachwuchs ergeben würden, verstärkte man die Bemühungen um junge Kämpfer. Heute kommt nahezu die Hälfte der Sportler aus dem Nachwuchs – und das trotz der immerwährenden Konkurrenz mit anderen Sportarten.

Etliche Erfolge

Natürlich sind für einen Sportverein auch die Erfolge wichtig – und davon gab es beim TSV einige. Christopher Vance, Träger des 1. Dans, kämpfte in der 1. Bundesliga für Erlangen, wurde 2005 Süddeutscher Vizemeister und errang 2004 den dritten Platz bei der Deutschen Polizeimeisterschaft.

Immer wieder traten Kämpfer aus Wilhermsdorf für andere Vereine in der 1. oder der 2. Liga an. Das Team stieg 1972 als Bezirksligameister in die Landesliga Nord auf und konnte diese Klasse bis 1977 halten. Für einen Verein aus einer Gemeinde mit wenig mehr als 5000 Einwohnern ein Riesenerfolg. Auch im Nachwuchsbereich konnte sich der TSV Ende der Neunziger Jahre mit der Nordbayerischen Vizemeisterschaft für die U 18 profilieren.

Solche Erfolge führten auch zu einer veränderten Wahrnehmung des Vereines im Verband – mit positiven Nebeneffekten. Schon seit vier Jahren werden die Mittelfränki-schen Meisterschaften der U 12 und der U 15 in der 2002 gebauten neuen Turnhalle ausgetragen – immerhin ein Turnier mit 200 Teilnehmern und einem hohen organisatorischen Aufwand.

Dass hier die Familien der Judoka mithelfen, sei eine Selbstverständlichkeit, sagt Oslinde Schubert, Kassiererin des Fördervereins. Ohne solche Unterstützung wären Turniere in dieser Größenordnung für den Verein nur schwer durchzuführen.

Ein großer Fußabdruck

Fragt man die Verantwortlichen nach den Zielen der kommenden Jahre, so steht neben sportlichen Erwägungen auch der Generationenwechsel in den Entscheidungsgremien an. Der Fußabdruck, den Wolfgang Bien beim TSV Wilmersdorf hinterlassen wird, ist ein großer. Dessen ist man sich bei den Verantwortlichen sehr bewusst.

Im sportlichen Bereich soll in der Abteilung weiterhin die Nachwuchsarbeit im Vordergrund stehen, um in einigen Jahren auch wieder mit einem vollständig eigenen Team an den Jugendwettkämpfen teilzunehmen. Derzeit kämpft man in einer Kampfgemeinschaft mit Wachendorf und dem ASV Fürth – wobei der TSV etwa ein Drittel des Gesamtkaders stellt.

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