Umfrage unter den Vereinen

Wird das Schlossbad zum Groschengrab für den Neumarkter Schwimmsport?

12.11.2021, 11:34 Uhr
Da schnappen die Neumarkter Schwimmer nach Luft: Bisher konnten sie kostenlos trainieren, im neuen Schlossbad kommen künftig jährlich Kosten im teils hohen fünfstelligen Bereich auf sie zu.

© Anestis Aslanidis, NN Da schnappen die Neumarkter Schwimmer nach Luft: Bisher konnten sie kostenlos trainieren, im neuen Schlossbad kommen künftig jährlich Kosten im teils hohen fünfstelligen Bereich auf sie zu.

„Wir werden nicht umhinkommen, die Gebühren an die Trainingsteilnehmer weiterzugeben“, sagt Markus Löw von der DLRG Neumarkt. Auch die Kids werden dann womöglich für jedes Schwimmtraining einen kleinen Betrag zusätzlich entrichten müssen. Denn mit 20 Euro pro 45 Minuten und zwei Bahnen wird der Verein künftig belastet. Acht Trainingsgruppen hat die DLRG, was jährlich einen Mehraufwand von rund 10 000 Euro bedeutet. „Mit den jetzigen Gebühren müssen wir leben“, sagt Löw.

Doch bevor die Stadt den Vereinen, die Nachwuchsarbeit betreiben, Hilfe zukommen lassen wollte, hieß es noch, es würden 60 Euro pro Einheit sein. „Das hätte ein sofortiges Aus für alle Schwimmaktivitäten bedeutet“, sagt Löw. Doch die DLRG bietet auch Schwimmkurse an, und auch da wird nun ordentlich zugelangt. Dank der erhöhten Nutzungsgebühren erhebt der Verein künftig wohl 35 Euro mehr pro Schwimmkurs, sagt Löw.

Auch die Wasserwacht Neumarkt bietet Schwimmkurse an und muss dann die vollen 60 Euro für eine Einheit bezahlen. Statt dem bisherigen Eintritt, den die Kids im alten Hallenbad entrichten mussten, gebe es im Schlossbad künftig eine Teilnahmegebühr, um die Kosten zu refinanzieren.

Hohe Kosten für das Training

Aber: „Was uns einfach hart trifft, ist das Schwimmtraining“, sagt Paul Heerdegen, Vorsitzender der Wasserwacht. Die 20 Euro pro Dreiviertelstunde machen wie bei der DLRG eine Summe von rund 10 000 Euro für den Verein aus. Und das bei einem kleinen vierstelligen Jahresbudget! Die Summe könnte gedrückt werden, indem die Wasserwacht für einen Gegenwert von 15 Euro pro Stunde eine Wasseraufsicht zur Verfügung stelle. Den ehrenamtlichen Trainern will das Heerdegen aber nicht zusätzlich zumuten. Letztlich werde es wohl auf eine Gebühr von zwei Euro pro Trainingsteilnehmer hinauslaufen.

Auch der Triathlonverein Windschatten hat zu kämpfen. „So wie es jetzt ist, können wir uns das nicht leisten“, sagt Lukas Gruber, Vorsitzender des Vereins. Denn: Obwohl der Verein seit 1994 auch Jugendarbeit betreibt, war das offenbar übersehen worden. Daher gibt es keine Vergünstigung. 60 Euro pro Einheit wären fällig. Mehrkosten von 30 000 Euro jährlich würden zu Buche schlagen.

Finanziell ein Unding für den Verein. Doch nun sind die Triathleten mit der Stadt im Gespräch und wollen ebenso den „vergünstigten“ Tarif von 20 Euro pro Einheit erhalten. Aber selbst wenn das klappt, „müssen wir die Schwimmer letzten Endes beteiligen“, sagt Gruber. Aber: Kinder sollen nichts extra bezahlen müssen. Gruber: „Nachwuchsförderung ist für uns das absolut Essentiellste.“

Abteilungsbeitrag wird kommen

Teuer wird es auch für die Schwimmabteilung des ASV Neumarkt. 20 Euro pro Einheit werden auch hier fällig. Das wären jährlich satte 15 500 Euro. Auch das ist für den Verein kaum zu stemmen. Durch Kürzungen, unter anderem den Wegfall des Trainings in den Ferien, könnte der Betrag auf etwa 12 500 Euro gedrückt werden. „Wir müssen einen Spartenbeitrag einführen“, sagt Bernhard Frauenknecht, Abteilungsleiter der Schwimmer.
Wie hoch der sein wird, müsse man noch klären. Noch ein Problem gibt es: Der könnte erst zum neuen Jahr eingeführt werden. Und: Keiner weiß, ob alle mitmachen. „Ich weiß nicht, wie die Mitglieder reagieren“, sagt Frauenknecht. Um die Kosten zu drücken, schlägt er zwei Dinge vor. Entweder die Forderungen später stellen oder die 20 Euro statt für 45 Minuten für eine Stunde erheben.

Immerhin: Mitte Oktober gab es für den ASV das Go für den „vergünstigten“ Tarif. Mitte September, berichtet Frauenknecht, habe es noch geheißen, man müsse die vollen 60 Euro bezahlen. Den Verein hätte das im Jahr rund 55 000 Euro gekostet.
Diesen vollen Betrag muss aber beispielsweise der Tauchverein „blubb“ tragen. „Das ist für uns nicht einmal annährend machbar“, sagt Vorsitzender Karl-Heinz Werner. 60 Euro pro Einheit wären fällig. Für ein normales Training des Vereins: 120 Euro!

Da müsse überlegt werden, ob man sich das Schlossbad überhaupt noch leisten könne. Wie genau es nun weitergeht, müsse vereinsintern geklärt werden. Auch die Tauchkurse werden mit 60 Euro pro Einheit belegt. Das Aus für Tauchkurse? Das würde bedeuten: Wer aus Neumarkt einen Tauchkurs machen möchte, müsste künftig nach Nürnberg fahren, sagt Werner.

Am wenigsten trifft die neuerliche Entscheidung wohl den SV Höhenberg. Der hat ohnehin ein geringeres Schwimmangebot und nutzt zwei Bahnen für 45 Minuten wöchentlich nur einmal, erzählt Dieter Werner, zweiter Vorsitzender des Vereins. 20 Euro muss der SV dafür nun löhnen und kommt jährlich so auf Mehrkosten von knapp 1000 Euro.

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