Worauf man sich im Sport-Winter freuen darf

23.11.2019, 15:30 Uhr
Worauf man sich im Sport-Winter freuen darf

© Foto: Thomas Hodel/KEYSTONE/dpa

Vielleicht liegt es daran, dass am 1. Januar traditionell viele Deutsche erschöpft oder erst gar nicht in der Lage dazu sind, um nach der Fernbedienung zu greifen und umzuschalten. Vielleicht auch daran, dass Skispringen noch wagemutiger erscheint, wenn einem selbst das Aufstehen enorm viel Kraft abverlangt. Weit über sechs Millionen Zuschauer und damit rund 30 Prozent Marktanteil hatten die Öffentlich-Rechtlichen in den vergangenen Jahren bei der Übertragung des Neujahrsspringens, die Vorbereitung auf die Vierschanzentournee (28. Dezember bis 6. Januar) beginnt allerdings schon an diesem Samstag.

Im polnischen Wisla trifft man sich zum ersten Weltcup (16 Uhr/ ZDF und Eurosport), nach Wintersport wird das dann wohl noch nicht aussehen. "Flug ins Grüne" hat die Deutsche Presse-Agentur ihren Vorbericht überschrieben, bei voraussichtlich milden zehn Grad und bestem Herbstwetter geht es auf einer grünen Schanze um die ersten Punkte.

Horngachers Sorgenkinder

Als Favorit gilt wieder der Japaner Ryoyu Kobayashi, der, Pardon, Überflieger der Vorsaison. Sein Geheimnis? "Individuell angefertigte Wadenkeile". Das hat Werner Schuster, der seit dem Sommer ehemalige deutsche Bundestrainer, im Interview der Süddeutschen Zeitung verraten. Wer die verkaterten Zuschauer beim Neujahrsspringen beeindrucken will, muss also mehr denn je über das richtige Material verfügen, die deutschen Springer plagen sich im Moment allerdings vor allem mit dem körpereigenen Material herum. Olympiasieger Andreas Wellinger fällt mit einem Kreuzbandriss aus, Markus Eisenbichler hatte zuletzt Rücken und Knie. Keine besonders erfreulichen Aussichten für Stefan Horngacher, der Schuster nach elf zum Teil sehr erfolgreichen Jahren beerbt.

Während die Skispringer nach neuen Gesichtern suchen, ist das bekannteste des deutschen alpinen Skisports ab dieser Saison mehr denn je präsent. Felix Neureuther hat im März seine Karriere beendet, den Helm abgelegt und dient nun im Abklingbecken nach einer intensiven Karriere der ARD als Experte. In dieser Funktion wird er vor allem beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel gefragt sein (25. Januar), für die Frauen steht der Höhepunkt in Garmisch-Partenkirchen an (8./9. Februar). Ob ihn die Experten-Kommentare zu seiner aktiven Zeit weitergebracht haben? "Ein Aha-Erlebnis hat es nicht gegeben", sagte Neureuther kürzlich.

Auch das deutsche Biathlon-Team muss in der neuen Saison ihr Aushängeschild ersetzen. Laura Dahlmeier hat genug Edelmetall für zwei Karrieren gesammelt, dass immer mehr Hänge und Pisten auch im Winter noch grün statt weiß sind, wird sie nicht allzu sehr beschäftigen. Dahlmeier ist jetzt Bergläuferin, da stört der Schnee ohnehin nur. Wer ihr Erbe antreten kann, ist noch nicht ausgemacht, ihre Vorgängerin Kati Wilhelm sorgt sich allerdings schon ein wenig um die Zukunft. "Das beobachte ich mit Angst", sagte sie mit Blick auf den Nachwuchs in einem Podcast der Thüringer Allgemeinen. Im neuen Jahr können die deutschen Biathleten bei der Weltmeisterschaft im italienischen Antholz (12. bis 23. Februar) immerhin beweisen, dass man sich zumindest um die Gegenwart keine Sorgen machen muss.

Mehr als nur ein bisschen Sorgen musste man sich zuletzt um Nico Walther machen. Beim Training in Altenberg kippte sein Bob um, der bei Olympia bereits mit Silber ausgezeichnete Pilot verletzte sich dabei an der Brustwirbelsäule und an der Schulter, einer seiner Anschieber zog sich einen Rippenbruch zu. "Ein bisschen Schmerzen", sagte Walther dazu nur, der nun aber bis zur Heim-WM der Bob- und Skeleton-Piloten (17. Februar bis 1. März) in, genau, Altenberg, vor allem schnell vergessen muss.

Keine Kommentare