Zengers Taktiktafel: Das erwartet den FCN gegen Heidenheim

2.1.2021, 06:00 Uhr
Zengers Taktiktafel: Das erwartet den FCN gegen Heidenheim

© Foto: Daniel Marr/Zink

Die Grundordnung ...

...ist das, was man von Frank Schmidt und Heidenheim seit Jahren gewohnt ist. Obwohl die Schlüsselspieler immer wieder ausgetauscht werden – vor dieser Saison wanderten mit Dorsch, Kleindienst und Griesbeck einmal mehr drei zentrale Akteure ab – ist der Fußball an der Brenz weitgehend gleichgeblieben.

Die Ausrichtung legt wenig Fokus auf Ballbesitz, ist auch nicht sonderlich pressingintensiv. Stattdessen versucht Heidenheim durch Stellungsspiel den Ball abzufangen und ihn schnell durch die eigenen Reihen zirkulieren zu lassen.

Dabei verbindet der FCH zwei statistische Ausreißer, die selten zusammenpassen. Zum einen spielt Heidenheim die zweitmeisten Pässe pro Minute Ballbesitz (17,2), zum anderen aber kommt man auch auf die zweithöchste Durchschnittslänge der eigenen Pässe (22,3 Meter). Frank Schmidts Team agiert also sowohl überdurchschnittlich schnell als auch überdurchschnittlich lang im Passspiel. Ergänzt um die verhältnismäßig niedrige generelle Passquote (77 Prozent) und die relativ hohe Zahl der Pässe ins eigene Angriffsdrittel ergibt sich dann aber doch ein klares Bild: Direktes Spiel nach vorne, um Angriffe einzuleiten, in den Ruhephasen des Spiels aber schnellere kurze Pässe.

In Sachen Grundformation variiert Schmidt in dieser Saison zwischen einem 4-4-2 mit Raute und einem flachen 4-4-2, das im Angriffsspiel ungewöhnlich rechtslastig ist: Kein Zweitligist hat mehr Angriffe über die rechte Seite gefahren als der 1. FC Heidenheim. Angetrieben von Rechtsverteidiger Busch und meist unterstützt von Robert Leipertz, entweder als rechter Mittelfeldspieler im flachen 4-4-2 oder als rechter Stürmer im 4-4-2 mit Raute, laufen ungewöhnlich viele Angriffe über den rechten Flügel. Dabei werden die Angriffe aber nicht zwingend mit Flanken abgeschlossen, sondern oft mit flachen Zuspielen.

Die letzten Spiele...

...haben den FCH stabilisiert. Nach den ersten sechs Spielen, in denen man nur einen Sieg und zwei Remis einfuhr, stand man auf Rang 16. Es sah schon so aus als würde der Relegationsfluch einmal mehr zuschlagen. Es folgten aber sechs Spiele ohne Niederlage in Folge mit 14 Punkten, ehe es vor der Weihnachtspause ein 0:3 in Bochum setzte. Jetzt sind der FCN und Heidenheim Tabellennachbarn, nur getrennt durch die Tordifferenz, die beim Club um drei Tore besser ist.

Eine der großen Stärken der Heidenheimer in diesen Spielen war es, den Gegner vom Tor wegzuhalten. Weniger als zehn Torschüsse im Schnitt gingen in Richtung Kevin Müller, auf sein Gehäuse kamen nur knapp drei pro Spiel.

Ligaweit zwingt niemand die Gegner so weit vom Tor weg zu Abschlüssen. Fast 20 Meter ist die durchschnittliche Entfernung eines Torschusses gegen Heidenheim. Das gelang, obwohl die Heidenheimer ihr Pressing deutlich zurückschraubten und den Gegner mehr kommen ließen. Die abwartende Grundhaltung wurde natürlich dadurch begünstigt, dass mit Bochum, Kiel, Hamburg und Fürth gleich vier der Top Fünf in Sachen Ballbesitz Heidenheims Gegner waren. Dennoch zeigte sich, dass die Brenzstädter damit gut zurechtkamen.

Die Schwächen...

...sind ein Spiegelbild der Stärken. So stark Marnon Busch als Rechtsverteidiger in der Vorwärtsbewegung ist, so sehr hat er seine Schwächen hinten. Gerade wenn es darum geht, Schlüsselzweikämpfe zu gewinnen, hat der in Bremen als Rechtsaußen ausgebildete 26-Jährige seine Probleme. Bereits fünf Fehler, die zu Gegentoren führten, notiert die Statistik. Dabei fällt auf, dass er zwar bei Hereingaben von der linken Seite ordentlich einrückt und Bälle verteidigt, bei Angriffen aus dem Dribbling oder bei Standardsituationen tut sich Busch aber oft schwer.

Die anteilig relativ hohe Anzahl an Standardgegentoren (25 Prozent) ist auch auf Buschs Schwäche zurückzuführen. Auch ist er in Pressingsituationen, die er selbst offensiv sehr gut gestaltet, nicht immer resistent und verschuldet unter Druck immer wieder Einwürfe. Eine der Schlüsselfragen dürfte also sein, wie Tim Handwerker Buschs Kreise offensiv wie defensiv stören kann.

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