Zwei tragische Figuren sorgten für Aufsehen

3.7.2011, 17:16 Uhr
Zwei tragische Figuren sorgten für Aufsehen

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Im mit 25.475 Zuschauern ausverkauften schnuckeligen Stadion von 1899 Hoffenheim herrschte wie in den anderen deutschen WM-Stadien schon lange vor der Partie ausgelassene Stimmung. Vor allem viele Amerikaner hatten sich eingefunden, um ihr Team anzufeuern. Aber auch erstaunlich zahlreiche Kolumbianer hatten sich nach Sinsheim aufgemacht und verschafften sich zwischendurch immer wieder Gehör gegen die schier übermächtige US-Stimmgewalt.

Überaus gefragt vor und nach der einseitigen Partie zwischen dem WM-Favoriten USA und den hoffnungslos überforderten Kolumbianerinnen waren die drei Südamerikaner, die in Trikots und mit riesigen Perücken im Stile ihres legendären Landsmannes Carlos Valderrama unterwegs waren: Zahlreiche Zuschauer baten darum, sich mit ihnen ablichten zu lassen.

Fußball gespielt wurde natürlich auch, und das recht ansehnlich. Zumindest auf amerikanischer Seite, während ihre Kontrahentinnen eine tragische Heldin hervorbrachten: In der ersten Hälfte raubte Kolumbiens Torhüterin Sandra Sepulveda den US-Girls den Nerv, behielt mehrfach in Eins-gegen-eins-Situationen die Oberhand und vereitelte vor der Pause fünf Großchancen.

Bei der US-Führung durch einen platzierten 20-Meter-Schuss von Heather O’Reilly (13.) war sie chancenlos, ebenso beim 2:0, einem Hammer der eingewechselten Megan Rapinoe (50.) aus 16 Metern. Doch dann kam die 57. Minute, in der die 23-jährige, nur 165 Zentimeter große Sepulveda eine unglückliche Figur machte: Als die später zur „Spielerin des Matchs“ gekürte Carli Lloyd abzog und dabei in Kopfhöhe genau auf Sepulveda zielte, klatschte die den Ball ins eigene Tor.

Ähnlich unglücklich agierte auf der anderen Seite die bekannteste Spielerin auf dem Feld, Abby Wambach: Die „Tormaschine“ (vor der WM 118 Treffer in 158 Länderspielen) schwächelte und vergab gegen Kolumbien mehrere „Hundertprozentige“. Doch die Kritik an ihr hält sich – anders als bei ihrem deutschen Pendant Birgit Prinz – in Grenzen. Trainerin Pia Sundhage nahm die verschenkten Einschussmöglichkeiten nicht tragisch. „Das heißt doch, dass wir Chancen herausgespielt haben“, meinte sie trocken und kündigte an: „Wir werden im Training daran arbeiten, das abzustellen.“

Doch auch so reichte den Amerikanerinnen der Erfolg, den die Kolumbianerinnen durch amateurhafte Fehler in der Abwehr mit ermöglicht hatten, locker zum Einzug ins Viertelfinale. War es doch der zweite Sieg im zweiten Gruppenspiel – gleiches war wenige Stunden zuvor den Schwedinnen (1:0 gegen Nordkorea) gelungen, so dass die beiden Gewinner am Mittwoch den Gruppensieg unter sich ausmachen werden.

Fußballerisch konnten die US-Girls über weite Strecken überzeugen und demonstrierten, wie ein defensiv stehender Gegner zu knacken ist: Mit schnellem Passspiel und der Einbeziehung der Flügelspielerinnen. Ballverteilerin Lloyd war es dann auch, die über die Choreografie nach dem 1:0 aufklärte, als sich alle zehn US-Feldspielerinnen nebeneinander aufreihten und das Publikum grüßten: „Beim letzten Training waren viele US-Soldaten da und haben uns Glück gewünscht – denen wollten wir danken“, verriet die zierliche 28-Jährige.

Die drei „Valderramas“ waren nach der Partie übrigens keineswegs gefrustet, sondern lachten beim Posieren schon wieder herzhaft. Auch der kolumbianische Trainer Ricardo Rozo wirkte keineswegs geknickt. „Wir müssen jetzt einfach weiter daran arbeiten, den Stellenwert des Frauenfußballs in unserem Land zu erhöhen, der erst seit wenigen Jahren überhaupt ernstgenommen wird“, sagte er.

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