Zwei ungleiche Klubs im Badminton-Spitzensport: ESV Flügelrad und TSV Freystadt

22.10.2020, 13:38 Uhr
Zwei ungleiche Klubs im Badminton-Spitzensport: ESV Flügelrad und TSV Freystadt

© Foto: Roland Fengler

Ein echtes "Derby" ist es nicht. Trotz der geringen Entfernung von nur 35 Kilometern. Findet zumindest Florian Körber. "Es nicht anders als gegen einen der Münchener Vereine mit ihren Söldnern", sagt der Abteilungsleiter des ESV Nürnberg-Flügelrad über den Abstecher in die Oberpfalz. Obgleich sich aus Mangel an Berührungspunkten in den vergangenen Jahren nie eine sportliche Rivalität entwickeln konnte, reibt sich der ESV-Verantwortliche an der personellen Ausrichtung des Ex-Bundesligisten TSV Freystadt.

Während sie sich in Flügelrad in Zusammenarbeit mit der Bertolt-Brecht-Sportschule als lokale Talentschmiede begreifen und statt Geld vor allem Zeit und Geduld in die Ausbildung ihrer Nachwuchs-Asse investieren, definieren sich andere Mitbewerber über kurzfristige Ergebnisse und werben dafür externe Spitzenkräfte an. "Das kann man machen, aber entspricht nicht unserer langfristig orientierten Philosophie", erklärt Körber. Daher sei er über das 2:6 in Freystadt weder verärgert noch überrascht, zumal mit Matthias Schnabel eines der herausragenden Eigengewächse fehlte. "Ein 3:5 hätte es sein können. Hier zu gewinnen, wäre dagegen ein vermessener Anspruch gewesen."

Gleichwohl hält der Abteilungsleiter am eigenen bereits mehrfach kommunizierten Ziel fest, ans Tor zur 2. Bundesliga zu klopfen. "Das war der stärkste Gegner. Für uns geht die Saison jetzt erst richtig los. Wir wollen versuchen, so weit oben wie möglich zu landen. Wenn es am Ende nicht reicht, dann reicht’s eben nicht." Mit diesem Anreiz trägt der ESV Flügelrad freilich der latenten Gefahr Rechnung, seine ambitioniertesten Aushängeschilder gerade an die geografisch herangerückte Konkurrenz zu verlieren. Körber ist überzeugt, dass der TSV Freystadt früher oder später seine Fühler ausstrecken wird und die Regionalliga nur als Durchgangsstation betrachtet.

Vom Selbstverständnis einer Badminton-Hochburg in Süddeutschland, die ihr internationales Personal nach Belieben zu den Spielen einfliegt, sieht Stephan Pistorius den Verein aus dem Landkreis Neumarkt jedoch weit entfernt. Nachdem im nationalen Oberhaus schon vor der Corona-Krise die finanziellen wie organisatorischen Ressourcen an ihre Grenzen gestoßen waren, verschrieb sich der im Ehrenamt zum Multifunktionär aufgestiegene Manager einer Rückkehr zu den familiären Wurzeln. Schließlich bildeten seine beiden Söhne Johannes und Andreas den Kern einer schlagfertigen Mannschaft, die ab 2010 von der Bezirksliga bis in die Bundesliga marschierte.


Nach Bundesliga-Rückzug: Freystadt greift neu an


Nun soll sich die nachfolgende Generation um Friederike und Katharina Rudert, Jacob Fuchs, Bennett Elstermann und Stefanie Spies ebenfalls auf höherklassigem Niveau entfalten können, bekommt als Starthilfe aber Verstärkungen aus Kroatien und Serbien an die Seite gestellt. Für den Neuanfang in der 3. Liga ohne Neuzugänge, räumt Pistorius ein, "reicht die Spielstärke nicht aus". Prompt steuerten Maja Pavlinic, Luca Milic und Filip Spoljarec mit Siegen in drei von insgesamt vier Einzeln entscheidende Zähler zum Mannschaftserfolg bei. "Wir haben dafür keinen Landesstützpunkt vor der Tür", wehrt sich Stephan Pistorius gegen den Stempel des Legionärs-Klubs. Man habe einzig eine personelle Abwanderung in die Gegenrichtung nach Nürnberg verhindern wollen. Eine Wachablösung, wie im Sommer kurzzeitig befürchtet, ist zumindest vorübergehend vom Tisch.

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