Zweite Liga statt Szene-Café: Meyerhöfer gefällt beim Kleeblatt

16.11.2020, 12:29 Uhr
Obenauf: Marco Meyerhöfer fliegt mit dem Kleeblatt derzeit von Erfolg zu Erfolg. 

© Sportfoto Zink / MeZi Obenauf: Marco Meyerhöfer fliegt mit dem Kleeblatt derzeit von Erfolg zu Erfolg. 

Wer weiß, wie der Alltag von Marco Meyerhöfer aussehen würde, wenn nicht dieser Anruf aus Mannheim gekommen wäre. Die 2. Bundesliga würde er sehr wahrscheinlich nur aus dem Fernsehen kennen, überhaupt wäre Fußball vielleicht nur noch ein schönes Hobby, dafür wüsste er, wie sich so ein richtiges Studium anfühlt: mit Campus, Seminarräumen, Kommilitonen und sehr unproduktiven Referats-Vorbereitungen in Szene-Cafés.

Im Jahr 2016 schien die Fußball-Karriere des Marco Meyerhöfer beinahe schon vorbei zu sein, bevor sie richtig angefangen hatte. Der bei der Eintracht aus Frankfurt ausgebildete Meyerhöfer kickte beim 1. FC Saarbrücken in der Regionalliga und kam langsam aber sicher zu der Erkenntnis, dass sich der Lebensunterhalt mit dem Sport wohl nicht auf Dauer finanzieren lassen dürfte. "Das war eine Saison, in der ich viel verletzt war und wenig gespielt habe", hat Meyerhöfer in der aktuellen Ausgabe "Fürther Flachpass", dem Kleeblatt-Podcast von nordbayern.de, erzählt.

Mit 21 überlegte er, ob es vielleicht sinnvoller sein könnte, sich bei einer Präsenz-Universität einzuschreiben und von Montag bis Freitag zu studieren, aber dann meldete sich der SV Waldhof Mannheim. Meyerhöfer entschied sich für ein Fernstudium und dafür noch einmal alles reinzulegen in den Traum vom Profi-Fußballer, vier Jahre später steht er mit der SpVgg Greuther Fürth auf Platz drei der zweiten Liga und zählt dort zu den besten Außenverteidigern.

"Das Spielglück muss man sich erarbeiten"

"Wir wollen einfach unsere Serie fortsetzen", sagt Meyerhöfer zur aktuellen Situation, großen Schwärmereien will er sich nicht hingeben, zumindest nicht, wenn das die ganze Welt nachhören kann. Die Wolke sieben ist vorerst für die Fans reserviert, er, der in wenigen Tagen seinen 25. Geburtstag feiert, freut sich erst einmal nur darüber, dass die Auftritte seiner Mannschaft nicht nur schön anzuschauen sind, sondern auch die Ergebnisse stimmen. "Das Spielglück muss man sich erarbeiten", sagt Meyerhöfer und klingt dabei ein bisschen wie sein Trainer.

Schätzt die Ruhe, hat für den "Fürther Flachpass" aber eine Ausnahme gemacht: Marco Meyerhöfer bei der Podcast-Aufnahme.

Schätzt die Ruhe, hat für den "Fürther Flachpass" aber eine Ausnahme gemacht: Marco Meyerhöfer bei der Podcast-Aufnahme. © Foto: SpVgg Greuther Fürth/Markus Ludwig

Stefan Leitl hatte bei der Verpflichtung des Außenverteidigers bereits vorausgesagt, dass dieser keine größeren Eingewöhnungsprobleme haben dürfte, obwohl Meyerhöfer mit Mannheim kurz zuvor erst in die dritte Liga aufgestiegen war. "Ein typischer Kleeblatt-Transfer", so lautete die Überschrift über dem ersten Portrait in den Fürther Nachrichten.

Mit etwas Verzögerung hat Leitl recht behalten, der junge Mann aus Bad Homburg ist zusammen mit David Raum dafür verantwortlich, dass die Fürther Taktik mit zwei sehr offensiven Außenverteidigern in dieser Saison sehr oft aufgeht. In Kiel steuerte er gleich zwei Torvorlagen bei, in der ersten Pokalrunde traf er zweimal, nur in der Liga ist ihm das trotz sehr guter Chancen bislang nicht gelungen. "Das steht auf jeden Fall auf meiner Liste, dass ich mal ein Tor schießen will", sagt er.

Mit dem Rucksack unterwegs

Nachzuholen hat Meyerhöfer auch noch die ein oder andere Fernreise, wenn die Umstände Fernreisen irgendwann wieder erlauben. In Norwegen und Thailand war er schon mit dem Rucksack und dem Zelt unterwegs, im Sommer wäre er eigentlich gerne nach Bali gereist, aber dann hatte die Geschichte für ihn und alle anderen Menschen ja andere Pläne. "Ich mag die ganz einfachen Reisen, bei denen man auch mal seine Ruhe hat und die Zeit genießen kann", sagt Meyerhöfer.

Ruhig dürfte es in den nächsten Wochen und Monaten nicht werden. Der BWL-Fernstudent will nächstes Jahr seine Bachelorarbeit schreiben und dann ist da ja noch diese Fußball-Karriere, die in Fürth möglicherweise eine weitere ungeahnte Wendung nehmen könnte.

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