«Toy Story» krempelte vor 15 Jahren das Genre um

21.11.2010, 15:08 Uhr
«Toy Story» krempelte vor 15 Jahren das Genre um

© dpa

Es war der erste Spielfilm, der komplett am Computer erzeugt wurde, «Toy Story» wurde als «Meilenstein in der Geschichte der Filmindustrie» gefeiert.

Insgesamt 110 Experten - darunter 27 Trickzeichner - waren an der Entstehung der Spielzeug-Geschichte beteiligt. Aber kein einziger «Hauptdarsteller», kein einziges Detail der Kulisse, wurde jemals von Menschenhand berührt. Computer ersetzten die bis dahin übliche Handarbeit, Trickfilmfiguren zu zeichnen oder zu modellieren.

Wurden die klassischen Animationsfilme, wie «Schneewittchen» und «Dschungelbuch», traditionell in 2D gezeichnet, so brachte der erste CGI-Film (computer generated images) einen plastischen, dreidimensionalen Look mit. Die Kulissen wurden direkt auf dem Bildschirm geschaffen und die Filmfiguren hereingesetzt. Die Charaktere basieren auf jeweils dreidimensionalen Modellen, deren Bilder am Computer programmiert wurden. Um sie lebendig zu machen, mussten die Künstler über 100 000 Einzelbilder schaffen. Dann sorgten andere Fachleute für die richtige Farbe und die richtige Beleuchtung - alles auf dem Computer-Schirm.

Das digitale Pixar-Mekka bei San Francisco, das Apple-Computer- Gründer Steve Jobs 1986 von Lucasfilm kaufte, experimentierte zunächst mit Spezialeffekten und Kurzfilmen. Seit «Toy Story» hat das Studio zehn abendfüllende Animationshits herausgebracht, darunter die Oscar-Gewinner «Findet Nemo», «Die Unglaublichen», «Ratatouille», «WALL-E» und «Oben». Mehr als 1000 Menschen arbeiten in dem High-Tech-Studio, das mit Supercomputern ausgestattet ist, die viele Rüstungsbetriebe vor Neid erblassen lassen.

Cowboy Woody und Buzz Lightyear machen längst Micky Maus und Co. Konkurrenz. Im Disneyland Paris gibt es neuerdings ein Toy Story Playland, in dem sich alles um die Stars aus dem computeranimierten Kinofilm dreht. Im August preschte «Toy Story 3» mit weltweiten Einnahmen von 920 Millionen Dollar an «Shrek 2» vorbei und holte sich den Titel als erfolgreichster Zeichentrickfilm aller Zeiten.

«Toy Story» brachte Regisseur John Lasseter 1996 einen Extra-Oscar für die Entwicklung und Anwendung innovativer Technik ein, so würdigte damals die Oscar-Akademie das bahnbrechende Werk. Doch Pixar weist bei jedem seiner Filme darauf hin, dass es nicht auf die Technik, sondern aufs Geschichten erzählen ankommt. Und darin sind sie Meister.

Es menschelt heftig unter den «Toy Story»-Figuren aus Plastik, Blech und Holz, die immer dann zum Leben erwachen, wenn ihr Besitzer, der kleine Andy, sie alleinlässt. Sie sind eifersüchtig und neidisch, liebevoll, anhänglich und ängstlich. Wie kann ein digital erzeugter Film über Spielzeuge so tief berühren, staunte das Filmblatt «Entertainment Weekly» nach dem Kinostart des dritten Teils im vergangenen Sommer.

Darin ist Andy zum jungen College-Schüler gereift, der das Elternhaus verlässt und von seinen Spielzeugen Abschied nimmt. Drahtzieher ist Regisseur Lee Unkrich, der beim ersten «Toy Story»-Film noch als Cutter sein Handwerk lernte. Bei «Toy Story 2», «Monster AG» und «Findet Nemo» war er schon Co-Regisseur, zuletzt gab er alleine den Ton an - unterstützt von dem brillanten Pixar-Animationsteam, das die Spielzeugfreunde erstmals im 3D-Format zum Leben erweckte. Trotz der Abschiedsszene machte Unkrich kürzlich beim Sender CNN den Fans Hoffnung: «Ich glaube nicht, das dies das Letzte war», prophezeite der Regisseur.