Corona-Ausbruch

Behinderteneinrichtung: 39 Bewohner trotz Impfung infiziert

14.10.2021, 14:28 Uhr
Bei Regens Wagner in Zell bei Hilpoltstein - hier ein Archivbild - haben sich 31 Bewohnerinnen und Bewohner sowie zehn Mitarbeitende mit dem Coronavirus infiziert. Es ist der größte so genannte Impfdurchbruch im Bereich des Gesundheitsamtes Roth-Schwabach seit Beginn der Impfkampagne im Winter. Die meisten Infizierten haben keine oder nur geringe Symptome. Aber eine Frau ist gestorben, ein Mann liegt im Krankenhaus.

© Regens Wagner Zell, NN Bei Regens Wagner in Zell bei Hilpoltstein - hier ein Archivbild - haben sich 31 Bewohnerinnen und Bewohner sowie zehn Mitarbeitende mit dem Coronavirus infiziert. Es ist der größte so genannte Impfdurchbruch im Bereich des Gesundheitsamtes Roth-Schwabach seit Beginn der Impfkampagne im Winter. Die meisten Infizierten haben keine oder nur geringe Symptome. Aber eine Frau ist gestorben, ein Mann liegt im Krankenhaus.

Es begann, wie fast immer, mit einem einzelnen Fall: Vor zehn Tagen, am 5. Oktober, wurde eine Mitarbeiterin der "Tagesstätte für Senioren nach dem Erwerbsleben" positiv auf Covid-19 getestet. Bei Einrichtungsleiterin Heike Klier und beim Gesundheitsamt klingelten die Alarmglocken.

Auf engem Raum

Denn von der Tagesstätte kann das Virus natürlich vergleichsweise leicht auf die Wohnheime überspringen. Dort leben die Menschen mit Behinderung, viele von ihnen schon alt und mit Vorerkrankungen, wie in einer Großfamilie zusammen. Auf engem Raum also.

Es gab Kontaktnachverfolgungen, Schnelltests, PCR-Tests, Reihentestungen, Quarantänemaßnahmen, zusätzliche Schutzmaßnahmen und Schließungen (die Tagesstätte ist derzeit zu). Das Gesundheitsamt schickte - im übertragenen Sinn - die Kavallerie los.

Gruppenübergreifende Betreuungsangebote wurden eingestellt, gruppenübergreifende Dienste der Mitarbeiter ebenso. In den Wohngruppen waren die Betreuerinnen nicht mehr in zivil unterwegs, sondern wie schon in der Zeit vor den Impfungen mit FFP2-Maske, Schutzkittel, Visier und Schutzbrille.

120 Tests, 41 positive Fälle

Und doch: Bei 120 Personen, Mitarbeiter und Bewohner, wurden PCR-Abstriche genommen. Ergebnis: 41 Personen waren mit dem Coronavirus infiziert, 31 Menschen mit Handicap und zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Von diesen 41 waren beziehungsweise sind 39 vollständig geimpft. Eine erstaunliche Anzahl.

Immerhin: "Aufgrund der hohen Impfquote zeigen die Infizierten überwiegend keine oder nur geringe Symptome", schreibt Dr. Andrea Rotter-Neubert, die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes Roth-Schwabach, in einer Pressemitteilung.

Am Dienstag gestorben

Es gibt aber auch Ausnahmen. Eine 88-jährige Frau aus einer betroffenen Wohngruppe musste am Samstag ins Krankenhaus gebracht werden, wo sie am Dienstag starb. Ihr Allgemeinzustand war allerdings schon vor der Infektion als schlecht beschrieben worden.

In den einschlägigen Internet-Foren kann in solchen Fällen wieder leidenschaftlich diskutiert werden, ob die Frau "an Corona" oder "mit Corona" verstorben ist. Ein Mann, ebenfalls weit über 80, ebenfalls vollständig geimpft, befindet sich im Krankenhaus.

Impfung hat Schlimmeres verhindert

Hat also die Corona-Schutzimpfung versagt? Das Gegenteil sei der Fall, sagt Andrea Rotter-Neubert. Sie ist überzeugt, dass die Immunisierung viel Schlimmeres verhindert hat. "Wenn wir in der Einrichtung nicht so eine hohe Impfquote hätten, dann würden wir an dieser Stelle von deutlich mehr Fällen, von viel schwereren Verläufen und mutmaßlich von einer deutlich höheren Zahl an Todesfällen sprechen."

Die Amtsärztin rechnet aufgrund der PCR-Reihentestungen in den nächsten Tagen mit weiteren positiven Fällen. Es zeige sich, wie leicht sich die Delta-Variante des Virus verbreiten kann, gerade wo Menschen eng zusammenleben wie in Wohnheimen, Gemeinschaftsunterkünften und Familien. Das passiere trotz aller Schutz- und Hygienemaßnahmen. Und auch trotz der Impfungen.

Nicht überraschend

Überrascht war Rotter-Neubert nicht von dem ersten großen Corona-Ausbruch seit Beginn der Impfkampagne. "Mit steigenden Inzidenzen ist die Wahrscheinlichkeit immer größer geworden."

Die stellvertretende Chefin des Gesundheitsamtes warnt aber vor Alarmismus. Regens Wagner habe super Hygiene-Schutzkonzepte. Die würden bestimmt schnell greifen. Wenn alles gut geht, dann könnte das Virus "in etwa drei Wochen wieder aus der Einrichtung verschwunden sein".

Inzidenz wieder dreistellig

Die vielen Corona-Fälle in Zell haben die Inzidenz im Landkreis Roth sprunghaft ansteigen lassen. Sie liegt laut Robert-Koch-Institut (RKI) inzwischen bei 100,7, ist also wieder dreistellig. Das ist aber letztlich nur eine psychologisch bedeutsame Marke. Konkrete Folgen für die Bevölkerung hat das nicht.

Der Landkreis Roth folgt damit der Stadt Schwabach, wo die Infektionszahlen seit einigen Tagen auch davonzugaloppieren scheinen. Mit einer Inzidenz von aktuell 146,1 ist die Goldschlägerstadt im Ranking der am meisten von Corona betroffenen Gebietskörperschaften in Deutschland inzwischen auf Platz 21.

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