Auf Glückssuche

Hitler getötet und Flug durchs All: Aktueller "Tatort" sorgt für Diskussionen im Netz

Anton Dietzfelbinger

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23.10.2023, 13:25 Uhr
Felix Murot alias Ulrich Tukur in Nazi-Uniform.

© HR/Bettina Müller Felix Murot alias Ulrich Tukur in Nazi-Uniform.

Hoffnung, Karma und jetzt das Paradies: Ulrich Tukur spielte erneut den Kriminalhauptkommissar Felix Murot und auch dieses Mal hatte der "Tatort" einen philosophischen Anspruch. Das Alter plagt den Polizisten und der Weltschmerz kommt erschwerend hinzu. Er verzweifelt an der Dummheit der Menschen, an Armut, Krieg, der dahinsterbenden Umwelt.

"Wie soll man bitte glücklich sein in einer Welt, die sich vor allem durch ihre Beschissenheit auszeichnet?", fragt Murot seinen Psychoanalytiker. Die Antwort: 90 Minuten Durcheinander auf der Suche nach dem Glück in sehr finsteren Zeiten. Insofern könnte der Film derzeit passender nicht sein. Es ist zwar nicht der klassische Kriminalfall, dennoch gibt es immerhin zwei Leichen, die offenbar kurz vor ihrem Ableben ein extremes Glücksgefühl hatten.

Die Ermittlungen zu den zwei recht glücklichen Leichen führen Murot in eine surreale Sinnsuche, die womöglich den etwas konservativeren Zuschauer verschreckt haben dürfte. In einem Club, in dem die beiden Leichen zu Lebzeiten noch verkehrt haben sollen, betritt der Kriminalhauptkommissar eine Tür mit dem Verweis: "Paradies". Ihm wird eine Reise durchs eigene Unterbewusstsein ermöglicht, die ihn an der Mutterbrust vorbei durchs All schickt und zwischenzeitlich Hitler töten lässt und sogar Sex mit Eva aus dem biblischen Paradies einschließt.

Neben den vielen Baustellen, die Murot in seinem 13. Tatort zu bestellen hat, spielt der ARD-Krimi einige Filmzitate bekannter Kultfilme, wie "Pulp Fiction", "Matrix" oder "2001 - A Space Odyssee" ein.

"Es war das perfekte Glück", erinnert sich Murot später wieder auf der Couch seines Analytikers, der nicht zufällig aussieht wie Mutterliebhaber und Unterbewusstseinsexperte Sigmund Freud. Doch sei der Mensch dafür leider nicht gemacht: "Wir brauchen die unerfüllten Wünsche, den Mangel, die Sehnsucht. Wir brauchen das Unglück, um überhaupt glücklich sein zu können."

Schwache Quote

Der Krimi hat am Sonntag im Ersten eine vergleichsweise schwache Einschaltquote erreicht. Diese sehr experimentell angelegte Episode "Murot und das Paradies" mit Ulrich Tukur, Barbara Philipp und Brigitte Hobmeier wollten ab 20.15 Uhr im Schnitt 5,95 Millionen (21,4 Prozent) sehen.

Das ist nicht nur im Vergleich zu anderen "Tatort"-Teams etwa aus Köln, Münster oder München kein glanzvoller Wert. Auch die Reihe um LKA-Ermittler Murot kommt sonst auf bessere Quoten. So hatten Ende September vorigen Jahres 8,13 Millionen Zuschauer (27,6 Prozent) den Fall "Murot und das Gesetz des Karma" verfolgt. Möglicherweise war die Handlung den Fans dieses Mal zu abgedreht.

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