Verena Bentele zu Gast bei ZUSA-Event

7.4.2017, 18:16 Uhr
Verena Bentele zu Gast bei ZUSA-Event

© Ralf Rödel

Sie war und ist Biathletin, Skilangläuferin, vierfache Weltmeisterin und zwölffache Paralympics-Siegerin, gewann zwölf Goldmedaillen. Sie läuft am Arm einer Begleitperson ganz selbstverständlich auf die Bühne. Bei sportlichen Wettbewerben hat sie einen Mitläufer oder trifft eine Zielscheibe auf ein akustisches Signal hin.

Ihre Berichte verdeutlichten den vielen Wirtschafts- und Behördenvertretern sowie Mitarbeitern der genannten Einrichtungen und Betriebe, was behinderte Menschen zu leisten imstande sind. Und in der Podiumsdiskussion wurde vielmehr noch klar:

Behinderte Menschen können den Leistungsbegriff neu definieren, für Teams sind sie oft eine menschliche Bereicherung.

Dietmar Knoeß, Puma-Personalchef, hatte einen beflügelnden Intro-Film vorbereiten lassen, der Alessandro Zanardi zeigte, verunglückter Autorennfahrer, der sieben Mal wiederbelebt wurde, beide Beine oberhalb der Knie verlor und dennoch auf dem Lausitzring Gold holte. Applaus.

"Bewusstseinsbildung" sei eine ihrer wichtigsten Aufgaben, sagte Verena Bentele, die mit ihrem Team neue Gesetze prüft, ob sie den Anforderungen an Inklusion genügen können. Während ein Sportler für seine Leistung selbst verantwortlich sei, liege der Erfolg in der Politik nicht nur am Training.

Dass der Leistungsbegriff "inklusionsfeindlich ist", verdeutlichte der Direktor Skisprung des Internationalen Skiverbands (Fédération Internationale de Ski), Johann Walter Hofer: "Andererseits wirkt der Sport auch integrativ". Ein Perspektivenwechsel sei notwendig, sagte wiederum auch Verena Bentele: Nicht nur die Leistungserbringung im quantitativ betriebswirtschaftlichen Sinn sei zu betrachten. Vielmehr werde durch Inklusion auch Kreativität frei. Dies sei eine Investition in die Zukunft der nächsten Generation, die generell gemeinsam aufwachsen sollte.

Was Access ist, erklärte Karl-Heinz Miederer, Geschäftsführer der Einrichtung zusammen mit Peter Pfann, Werkstattleiter der Regnitzwerkstätten: Klärung, Findung, Arbeitserprobung, Anstellung in Betrieben sind die Phasen, die durchlaufen werden.

In den Einrichtungen, so Miederer, selbst Rollstuhlfahrer, kommen Menschen unter, "die größere Probleme haben, als ihre Leistungserbringung am Arbeitsplatz: gesundheitliche Probleme, Selbstachtung, biografische Brüche, finanzielle Probleme, Schuldnerberatung."

Dennoch könnten viele im geschützten Rahmen tätig werden auf den Arbeitsfeldern Küche und Catering, Elektromontage, Kabelkonfektionierung, Verpackung, Holzarbeiten, Sozial- und Arbeitsbegleitung, Garten- und Landschaftsbau. Auch sei es "ein Märchen", so verschiedene Referenten, dass man behinderten Menschen nicht mehr kündigen könne.

"Einfach machen" forderte Nadine Küster General Secretary bei Danone und erzählte von der gewachsenen Partnerschaft mit einem SOS-Kinderdorf. Erlangen und andere Städte haben jüngst Büros für Chancengleichheit gegründet. Denn oft würden sich Problemfelder überlagern, etwa Behinderung und Migration. Dies könne man nicht einzeln beantworten, unterstrich Elisabeth Preuß, Bürgermeisterin in Erlangen.

Unter der Federführung des Jobcenters der Stadt Erlangen und der Access Integrationsbegleitung wurden in Kooperation mit Wirtschaftsvertretern der Region verschiedene Maßnahmen umgesetzt, die erbrachten, dass bis Ende 2016 102 behinderte Menschen in Arbeiterprobungsstellen vermittelt wurden. Johann Walter Hofer hatte bereits aus der Sportwelt die Erkenntnis mitgeteilt: "Man muss nicht den Sieger betreuen, sondern die, die nicht gewonnen haben."

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