Viele Hände wollen in Veitsbronn mit anpacken

28.9.2015, 13:00 Uhr
Viele Hände wollen in Veitsbronn mit anpacken

© Foto: Markus Kohler

Ein Logo hat der Helferkreis bereits: In einer großen Hand liegt eine kleine. Grün und weiß sind die Farben, für die sich die angehende Mediengestalterin Marissa Hofmann entschieden hat. „Hell und freundlich“ sollte das Emblem sein und „Zusammengehörigkeit“ ausdrücken, sagt sie auf FLN-Nachfrage. Einen Abend lang hat die junge Frau gehirnt, dann stand der Entwurf fest.

Ein Arbeitstempo, dass auch die ehrenamtlichen Helfer vorlegen müssen, soll ihnen die Zeit nicht davonrennen. Gemeindejugendpfleger Igor Ninic, der das Tun der vielen freiwilligen Hände koordinieren soll, hatte im Vorfeld des Treffens bereits Kontakte zu anderen Helferkreisen in der Region geknüpft, beispielsweise nach Eibach, Eckenthal oder zur Asylgruppe Zirndorf.

Es gebe Dinge, die müsse man nicht neu erfinden, wenn sie anderswo gut funktionierten, sagte er in seinem Vortrag. Dazu zählt etwa die Organisationsform, denn in Wahrheit handelt es sich nicht um einen, sondern um mehrere Arbeitskreise. Die Gruppe „Alltagsbegleitung“ soll bei Behördengängen, Arztbesuchen oder Einkäufen unterstützen. Die Ehrenamtlichen, die sich im Bereich „Begegnung“ engagieren, könnten ein „Willkommensfest“, Gespräche und ein Café International organisieren sowie als Kontaktstelle zur Veitsbronner Bevölkerung fungieren. Zum Aufgabenbereich der Gruppe „Freizeit“ zählen Ausflüge und Sportangebote. Die Themen „Deutschkurse“, „Kinder“ und „Öffentlichkeitsarbeit“ müssen ebenfalls betreut und beackert werden.

Die Helfer verpflichten sich dabei einem Ehrenkodex, der ihre Rechte, ihre Pflichten, aber auch das Verhalten gegenüber den Flüchtlingen regelt. Ganz besonders wichtig war Ninic darin ein Satz, der wie folgt lautet: „Ich achte auf meine persönlichen Grenzen und darauf, mich nicht selbst zu überfordern.“ In eigenen Worten formulierte es der HK-Koordinator wie folgt: „Jeder tut das, was ihm Spaß macht und was er kann.“

Auf die Beine stellen müssen die Veitsbronner, von der Selbstorganisation des Helferkreises einmal ganz abgesehen, schnellstmöglich eines, die Kleiderkammer — das wohl wichtigste Feld aller Helferbereiche. Funktionieren muss das nämlich von Anfang an, und das möglichst reibungslos.

Darauf verwies auch nachdrücklich Walter Bartl, Geschäftsführer des Wertstoffzentrums Veitsbronn. Die von ihm geleiteten fünf Wertstoffhöfe, darunter auch der in Fürth-Bislohe, versorgen die Asylbewerber mit Kleidung. Ob in Nürnberg, bei der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung Zirndorf, seinerzeit in Langenzenn und Cadolzburg oder nun bald in Untermichelbach und Veitsbronn, geliefert werde stück- und größengenau.

In einer Halle des Wertstoffhofs in Siegelsdorf lagern bereits Kleiderspenden, die dringend sortiert werden müssen — eine Aufgabe für die Veitsbronner Helfer. In Untermichelbach, wo eine Gewerbe-Immobilie zur Notunterkunft umfungiert wurde, ist die Kleiderkammer schon am arbeiten. Trotzdem, befürchtet Bartl, könne die Zeit auch hier zu knapp werden, denn: „Wenn die ersten Flüchtlinge kommen, werden die Versorgungsstellen überrannt.“

Spenden nimmt das Wertstoffzentrum nach wie vor gerne an. Für Flüchtlinge werden benötigt: Koffer, Kinderwägen, Fahrräder, Spielzeug und Stofftiere. Und natürlich Kleidung sowie Schuhe. Wer für letzteres nicht zu den normalen Geschäftszeiten an den Reitweg 12 a nach Veitsbronn-Siegelsdorf (wochentags: 9 – 18 Uhr, Samstag: 9 – 16 Uhr) oder die Industriestr. 14 nach Fürth-Bislohe (wochentags: 9 – 19 Uhr, Samstag: 9 – 16 Uhr) kommen kann — es stehen spezielle, mit einem Herz gekennzeichnete Container bereit.

Allerdings hat Walter Bartl eine Bitte: „Geben Sie nur Sachen ab, die Sie selbst tragen würden.“ Oft genug müssen die Helfer bis zu 50 Prozent der Spendenware aussortieren, weil sie zu verdreckt oder verschlissen ist.

Fragen, wie der nach einem Versicherungsschutz für Flüchtlinge und Ehrenamtliche bei gemeinsamen Unternehmungen, konnten geklärt werden, Möglichkeiten gibt es über die Gemeinde oder den Bayerischen Landessport-Verband. Dolmetscher für die Verständigung? Nicht so wichtig, meinte Laubendorfs Pfarrerin Christine Heilmeier aus ihren Erfahrungen mit den Flüchtlingen im inzwischen aufgelösten Notquartier in Langenzenn. Die Seelsorgerin bot ebenfalls Hilfe seitens der Langenzenner Ehrenamtlichen an.

In Veitsbronn trugen sich die Bürger anschließend in die Listen für die einzelnen Arbeitskreise ein. Igor Ninic will die Mitglieder nun schnellstmöglich per E-Mail verständigen, wann und insbesondere wo sich die Gruppen treffen. Dann gilt es, nicht nur Ideen zu sammeln und die Aufgaben zu verteilen, sondern auch die Arbeitskreissprecher zu wählen. Auch Hilfe muss erst einmal organisiert sein, damit sie zielgerichtet Wirkung entfalten kann.

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