Digitale Kreisjugendkonferenz

Was sich die Jugend aus Erlangen und ERH wünscht

9.11.2021, 11:42 Uhr
Die erste digitale Kreisjugendkonferenz wurde vom Landratsamt ERH aus geleitet. Anfang und Ende übernahm Slammerin Teresa Reichl (auf dem Bildschirm im Vordergrund), die auch eine Motivationsrede hielt.

© Kreisjugendring ERH, NN Die erste digitale Kreisjugendkonferenz wurde vom Landratsamt ERH aus geleitet. Anfang und Ende übernahm Slammerin Teresa Reichl (auf dem Bildschirm im Vordergrund), die auch eine Motivationsrede hielt.

"Die Jugendlichen waren sehr dankbar, dass ihnen mal jemand zuhört", meinen Traugott Goßler vom Kreisjugendring, Kreisjugendpfleger Helmut Bayer und Jugendhilfeplanerin Susanne Friedrich übereinstimmend. Die erste digitale Kreisjugendkonferenz unter der Überschrift "Was bewegt dich?" verbuchen sie als großen Erfolg. Um die 40 Personen aus zahlreichen Schulen aus der Stadt Erlangen, dem Landkreis Erlangen-Höchstadt und sogar dem Landkreis Forchheim zwischen 12 und 20 Jahren haben teilgenommen. Das durchschnittliche Alter der Schülerinnen und Schüler lag bei 15 Jahren. Mit sieben Teilnehmenden hatte die Ritter-von-Spix-Schule aus Höchstadt zahlenmäßig die Nase vorn.

Sieben Themen zur Auswahl

Sieben "Themenräume" mit je einem Moderator und einem Experten standen zur Auswahl, die Jugendlichen konnten sich drei Themen aussuchen und in den entsprechenden "Räumen" je 20 Minuten lang ihre Kritik, Wünsche und Anregungen loswerden.

Ein großer Themenkomplex war "Schulsituation und Digitalisierung". Hier ging es beispielsweise um die Lüftungsanlagen in den Schulen oder um den Gymnasiums-Neubau in Spardorf. Landrat Alexander Tritthart versprach auf Wunsch, die Schulfamilie in die Spardorfer Planungen mit einzubeziehen - gerade auch, was den Lärmschutz betreffe - und ganz allgemein bei Neubauten und Sanierungen auf corona-konforme Lüftungen zu achten.

Beschwerdeformular für den ÖPNV

In Sachen ÖPNV/Busanbindungen monierten die Jugendlichen insbesondere, dass kleine Ortschaften schlecht angebunden seien und dass die Busse, vor allem am Wochenende abends, zu selten fahren würden. Die Verantwortlichen bitten in diesem Zuammenhang generell um ganz konkrete Rückmeldungen über das Beschwerdeformular auf der Homepage des Landkreises ERH (www.erlangen-hoechstadt.de/buergerservice/a-bis-z/busfahren-in-erh); doch natürlich wurden auch die direkten Anmerkungen bei der Kreisjugendkonferenz sofort aufgenommen. "Das wird alles geprüft und soweit möglich optimiert", verspricht Helmut Bayer. Und verweist in diesem Zusammenhang auch einmal wieder auf die Möglichkeit der Rufbusse.

"Klimafreundlicher Landkreis" lautete ein weiteres Thema. Hier herrschte unter den Jugendlichen große Besorgnis, dass es an den Schulen zu wenig Infos und Austausch über die Klimakrise gibt. "Es ist beeindruckend, wie sich die älteren Schüler Sorgen um die jüngeren machen", sagt Susanne Friedrich. Ein Vorschlag war, dass man Themenwochen zum Klimawandel in den Schulen etablieren könnte.

Jugendzentren in der Diskussion

Unter der Überschrift "Jugendzentren und Jugendtreffs" stand speziell das Höchstadter Jugendzentrum in der Diskussion, doch könnten sich all die angesprochenen Punkte sicher auf viele Jugendtreffs übertragen lassen, meint Susanne Friedrich. Wünsche der Teilnehmenden waren: längere Öffnungszeiten, getrennte Räumlichkeiten für Ältere und Jüngere, mehr Privatsphäre, mehr Veranstaltungen und Events, verstärkter Fokus auf Inklusion sowie mehr Angebote zu lebenspraktischen Themen.

Was "Orte für Jugendliche im öffentlichen Raum" angeht, äußerten die Teilnehmenden auch hier etliche Wünsche, etwa nach überdachten Sitzplätzen oder Netzen auf den Fußballplätzen. Auch "stabile Mülleimer in ausreichender Anzahl, die regelmäßig geleert werden", hat Susanne Friedrich notiert. Ebenfalls wurde darauf verwiesen, dass sich Menschen mit Einschränkungen im öffentlichen Raum nach wie vor schwer tun. "Die bleiben eher in ihrer Blase", so eine Aussage aus den Reihen des Georg-Zahn-Förderzentrums aus Erlangen. Das Inklusionsprojekt "Einfach miteinander" könnte stärker beworben werden und dann als Brückenbauer fungieren, so ein Vorschlag.

Psychische Probleme nehmen zu

Eindringlich und bewegend war die Diskussion, wie es den Jugendlichen unter Corona-Bedingungen ging und geht. Da war die Rede von angespannten Familiensituationen, von hoher Belastung und psychischen Problemen. Zugenommen haben Angststörungen, Essstörungen, Depressionen und Konzentrationsschwierigkeiten. Die Teilnehmenden würden sich nun gemeinschaftsfördernde Unternehmungen wie Schulfahrten oder Wandertage wünschen, um den Klassenverband wieder zu stärken und der Einsamkeit entgegen zu wirken.

Unter dem Punkt "Jugendbeteiligung" wurde deutlich, dass sich die Jugendlichen öfter derartige Veranstaltungen wünschen. Dauerhaftere Angebote wie etwa Jugendparlamente haben laut Traugott Goßler oft keinen allzu großen Zuspruch. "Die Erfahrung zeigt, dass einmalige oder projektbezogene Beteiligungsmöglichkeiten besser angenommen werden."

Generell gelte: "Frust entwickelt sich, wenn man nicht gehört wird." Diesmal jedoch wurden die Jugendlichen gehört und vor allem ernst genommen, da auch der Landrat Rede und Antwort stand. Und die Organisatoren waren überwältigt von der Resonanz. "Die Jugendlichen waren mutig, selbstbewusst, haben sich klar ausgedrückt und spezifische, konstruktive Verbesserungsvorschläge gemacht", freut sich Susanne Friedrich.

Und wie geht es damit nun weiter? "Die Ergebnisse werden gesichert und den Jugendlichen über ihre Lehrkräfte auch in schriftlicher Form übermittelt. Eine Zusammenfassung und ein Ausblick werden außerdem in die diversen Ausschüsse getragen", so Traugott Goßler abschließend.