Weitere Flüchtlingsunterkunft am Neuhauser Wolfsberg?

19.12.2013, 12:09 Uhr
Weitere Flüchtlingsunterkunft am Neuhauser Wolfsberg?

© K. Möller

Zumindest für die Neuhauser bewahrheitet sich offenbar die These von AWO-Chef Dr. Thomas Beyer: "Bayern ist sehr wohl ein Einwanderungsland." Dies äußerte Beyer in dieser Woche zum Internationalen Tag der Migranten und steht damit im Gegensatz zur offiziellen Meinung der bayerischen Regierung.

Die Migranten seien ein Glücksfall für Bayern. Der drohende Fachkräftemangel lasse sich künftig nur mithilfe von Zuwanderern bekämpfen. Deshalb fordert er in der Asylpolitik eine Abkehr von den Massenunterkünften, eine Lockerung der Residenzpflicht und ein Eingehen auf die spezifischen Bedürfnisse der Schutzsuchenden.

Diese positive Sichtweise muss sich in Orten mit Asylbewerbern bei allen Bürgern erst durchsetzen. Nach dem Verkaufsangebot der Immobilie "Wolfsberg" sorgen die Gerüchte von der Unterbringung weiterer Flüchtlinge sowohl in der Gemeindeverwaltung als auch bei den Bürgern für Unruhe. Den möglichen zusätzlichen Belastungen steht auch Bürgermeister Josef Springer trotz der positiven Erfahrungen mit den derzeitigen Neuhauser Asylanten eher reserviert gegenüber.

Dezentrale Unterbringung für Asylbewerber

Die Gerüchte, so Pressesprecher Günther Häusler vom Landratsamt Nürnberger Land, hätten sich insofern erhärtet, als der Eigentümer der Gaststätte im Zuge der Verkaufsverhandlungen mit dem Landratsamt Kontakt aufgenommen habe, um die Möglichkeit der Unterbringung von Asylbewerbern prüfen zu lassen. Konkretes sei dazu auch nach einem Ortstermin und nach Vorabinformation der Gemeinde aber nicht zu sagen. Eine Zusage für diese Nutzung hänge zudem vom Zustand der Baulichkeiten, der Einhaltung der aktuellen Brandschutzbestimmungen sowie der Beantragung einer Nutzungsänderung ab.

Etwa zehn Prozent der Mittelfranken zugewiesenen Personen muss der Landkreis aufnehmen. Vor einem Jahr waren es 200 Bewerber; inzwischen stieg die Zahl auf 350 Personen. Aufgrund der aktuellen Flüchtlingsströme kann sich diese Zahl weiter nach oben bewegen. Bei dieser Entwicklung dürfte das Landratsamt durchaus an der Möglichkeit interessiert sein, weitere Asylbewerber in Neuhaus dezentral unterzubringen.

Gasthofbetrieb noch bis März

Die Neuhauser Carola Sopora und Armin Kiefer haben sich als potenzielle Käufer ein notarielles Kaufangebot für das Anwesen unterbreiten lassen, um Planungssicherheit hinsichtlich Nutzung und notwendiger Renovierungen zu haben. Voraussichtlich Ende März kommenden Jahres werden die beiden endgültig Eigentümer. Bis dahin wird der Betrieb im Gasthof weitergehen.

Nach zwei- bis dreimonatigen Renovierungsarbeiten wollen Sopora und Kiefer das Gebäude als Ganzes verpachten. Die Überlegung, den ehemaligen Gasthof für die kurzfristige Unterbringung von Asylbewerbern zu nutzen, hat bei ihren Überlegungen Priorität. Denn das sei die wirtschaftlichste Lösung. Alternativen bei Scheitern könnte eine Verwendung als Privatschule oder Seniorenheim sein. Letztendlich hänge alles von den Gesprächen mit dem Landratsamt und den künftigen Pächtern bzw. Mietern des Anwesens ab.

Vieles deutet darauf hin, dass sich die Zahl der Asylbewerber in Neuhaus in der zweiten Hälfte 2014 verdoppeln wird. Nicht zuletzt deshalb, weil zunehmend auf eine Abkehr von den Massenunterkünften hin zur dezentralen Unterbringung gedrängt wird.

Um eine Einwanderung, wie sie Beyer sieht, handelt es sich dabei eher nicht, denn die Beherbergung in Neuhaus dürfte meist kurzfristig sein. Die Schutzsuchenden sind keine Migranten. Erst die Zukunft wird zeigen, wie viele Asylanten wieder in ihre Heimat zurückkehren oder hier in Bayern helfen, als Einwanderer den drohenden Fachkräftemangel zu entschärfen.

Keine Kommentare