Wenn lebenswichtige Minuten verrinnen

18.8.2014, 13:00 Uhr
Wenn lebenswichtige Minuten verrinnen

© Foto: Florian Burghardt

„Schlaganfall – Wenn jede Minute zählt!“. Unter diesem Motto hatte der Steiner Ortsverband zu seinem zweiten Informationsabend – bereits zuvor hatte die Diplom-Ingenieurin Angela Wacker vom nordbayerischen Schlaganfallnetzwerk „STENO“ über das Syndrom Schlaganfall gesprochen – in das Gasthaus „Simon“ geladen. Jetzt war es Prof. Dr. Christian Maihöfner, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Fürth, der den rund 50 anwesenden Steiner Bürgern praktische Tipps für den Umgang mit Schlaganfallopfern mit auf den Weg gab.

Anhand der Ergebnisse von weltweiten Studien machte er dabei eindrucksvoll deutlich, wie wichtig ein schnelles Erkennen und Handeln im Ernstfall ist. „Für jede Minute, die ein Schlaganfallopfer später ins Krankenhaus kommt, haben er oder sie circa zwei Tage weniger zu leben“, so Maihöfner. Deshalb versuchen er und seine Kollegen von der Fürther Stroke Unit – einer Schlaganfall-Spezialstation im Fürther Klinikum – auf Vorträgen wie diesem der Bevölkerung ein klares Bild des plötzlich auftretenden neurologischen Syndroms Schlaganfall zu vermitteln.

„Alarmanzeichen sind häufig ein herabhängender Mundwinkel, eine kurzzeitige halbseitige Lähmung oder eine Sprechstörung“, erklärt Maihöfner. Sollte man sich in einer Situation befinden, bei der man einen Schlaganfall bei seinem Gegenüber vermutet, kann man dies einfach und effektiv mit dem FAST-Test herausfinden, so der Mediziner weiter. Dieser Test wurde in den USA entwickelt und ist die Abkürzung für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit).

Nacheinander soll der Gegenüber ohne herabhängenden Mundwinkel lächeln (Gesicht), beide Arme waagerecht nach vorne ausstrecken (Arme) und einen einfachen Satz deutlich nachsprechen (Sprache). Hat er mit einer der Aufgaben Schwierigkeiten oder braucht er dafür besonders lange (Zeit), muss er sofort ins Krankenhaus gebracht werden.

Bei einem Schlaganfall geht es aber nicht immer nur um Leben oder Sterben. Durch schnelles Handeln können auch spätere Behinderungen und Pflegebedürftigkeit bei den Betroffenen eingeschränkt oder ganz vermieden werden. „Einige der modernsten Behandlungsmethoden zur Thrombus-Auflösung im Gehirn können nur bis viereinhalb Stunden nach der Gefäßverletzung überhaupt angewandt werden. Leider sind rund 50 Prozent der Menschen noch immer der Meinung, bei einem Schlaganfall könne man eh nichts machen“, berichtet Maihöfner.

Bei einem Schlaganfall bleibt der verursachende Teil, der sogenannte Infarktkern, dauerhaft geschädigt. Die herumliegenden Hirnzellen, das Risikogewebe, kämpfen aber ab der ersten Sekunde um ihr Überleben.

Einer von sechs Menschen erleidet nach heutigem Stand im Laufe seines Lebens einen Schlaganfall. Rund 200 000 Fälle werden pro Jahr in Deutschland registriert, 1000 davon behandelt Maihöfner im Fürther Klinikum. Und die Zahl wird steigen. „Durch die momentane demographische Entwicklung erwarten wir in Fürth in weniger als 30 Jahren eine Steigerung auf 3500 bis 4000 Fälle pro Jahr.“

Risikofaktoren sind neben dem Alter und den Genen vor allem ein ungesunder Lebenswandel. Zwar kann man an den ersten beiden Punkten wenig ändern, aber „wer Sport treibt, Alkohol und Tabak einschränkt und auf sein Gewicht achtet, kann sein persönliches Risiko deutlich reduzieren“, rät Maihöfner.

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