Aussage der AfD-Chefin im Faktencheck

Ärger um Weidel-Tweet: Ist die Ampel schuld an der Insolvenz der Bäckerei-Kette Goldjunge?

7.11.2022, 11:16 Uhr
Im Zuge der Insolvenz machte Goldjunge 16 der 26 Filialen in der Region dicht - ein gefundenes Fressen für Alice Weidel.

© IMAGO/Christian Spicker, IMAGO/Christian Spicker Im Zuge der Insolvenz machte Goldjunge 16 der 26 Filialen in der Region dicht - ein gefundenes Fressen für Alice Weidel.

"Auch die Bäckereikette ,goldjunge' aus Franken muss aufgrund der von der Ampel verursachten Preissteigerungen ihren Betrieb aufgeben", schreibt AfD-Chefin Alice Weidel in einem Tweet. Und bedient damit das gerade in rechten Kreisen beliebte Narrativ, nicht Putins Krieg gegen die Ukraine sei schuld an der Energiekrise, sondern die rot-grün-gelbe Bundesregierung. Gleichzeitig suggeriert Weidel, die Insolvenz sei einzig auf die gestiegenen Energiepreise zurückzuführen.

Die Fakten: Die Bäckerei-Kette Goldjunge mit Sitz in Langenzenn (Kreis Fürth) hat in der Tat Insolvenz angemeldet, allerdings bereits im August. Im Zuge dessen machte sie 16 ihrer 26 Filialen in der Region nun dicht. Den dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - rund 190 Menschen, die Weidel auch in ihrem Tweet erwähnt - wurde gekündigt. Für die übrigen zehn Standorte wurden Investoren gefunden worden, sie werden von anderen Bäckereien aus der Region - unter anderem Greller und Feihl - fortgeführt. 54 Beschäftigte wurden übernommen.

Was Weidel unterschlägt - und wofür sie umgehend Protest auf Twitter erntete: Für die erst 2017 gegründete fränkische Bäckerei-Kette ist es bereits die zweite Insolvenz nach 2018 - die Energiekrise war damals noch lange nicht in Sicht.

Was ebenfalls keine Rolle im Tweet der AfD-Chefin spielt: Goldjunge hatten die hohen Gaspreise bereits vor dem Krieg gegen die Ukraine erreicht. Zum Jahresbeginn 2022 hatte der Energieversorger der Kette Insolvenz angemeldet, sodass das Unternehmen in die deutlich teurere Grundversorgung der zuständigen Stadtwerke wechseln musste.

Bereits lange vor der Energiekrise zum ersten Mal insolvent

Goldjunge entstand 2017 aus dem Zusammenschluss von „Grellerʼs Backhaus“ in Langenzenn (nicht zu verwechseln mit der Veitsbronner Bäckerei Greller) und den Niederlassungen der „Fränkischen Dorfbäckerei Karg“ aus Schwabach. Damals ging Goldjunge mit rund 40 Filialen an den Start und war damit einer der größten Bäckereibetriebe im Großraum Nürnberg. In Folge der ersten Insolvenz 2018 wurden 26 Filialen weitergeführt.