Audi: Temporausch auf der Erfolgsspur

2.3.2012, 00:00 Uhr
Audi: Temporausch auf der Erfolgsspur

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Woran erkennt man einen deutschen Autobauer? Zurzeit ist das eine ziemlich einfache Frage: am Grinsen im Gesicht. Die drei Hersteller aus dem Land von Größen wie Carl Benz und Rudolf Diesel rasen in einem Tempo auf der Erfolgsspur, das selbst einem Michael Schumacher zur Ehre gereichen würde. Daimler hat Anfang Februar mit dem Traum-Dreiklang aus Rekordumsatz, -gewinn und -absatz vorgelegt. Der VW-Konzern als Ganzes konterte mit ähnlichen Zahlen und lässt jetzt Tochter Audi mit Details nachlegen; auch bei BMW soll es gut aussehen.

„2011 war das erfolgreichste Jahr in unserer Unternehmensgeschichte. Wieder einmal“, sagt Audi-Chef Rupert Stadler bei der Präsentation der Jahreszahlen in Ingolstadt — und lächelt. 1,3 Millionen Fahrzeuge hat der selbsterklärte Premiumhersteller verkauft, gut 19 Prozent mehr als 2010, darunter exakt 1602 Lamborghini. Rekord. Weil darunter besonders viele Oberklassemodelle waren, stieg der Umsatz sogar um fast ein Viertel auf 44 Mrd. € — auch Rekord.

Der Gewinn legte gar um knapp 69 Prozent auf 4,4 Mrd. € zu, woran Audi seine deutsche Stammbelegschaft per Erfolgsbeteiligung in Höhe von durchschnittlich zwei Monatsgehältern respektive 8251 € teilhaben lässt. Beides, man ahnt es schon: Rekord. Knapp 63000 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen (plus 5,5 Prozent), 48000 davon in Deutschland. Ingolstadt ist mit 33729 Beschäftigten mit Abstand das weltweit größte Werk.

„Wir sind in allen Regionen der Welt stärker gewachsen als der Gesamtmarkt“, betont Stadler. Besonders die Asiaten stürmten im vergangenen Jahr die Audi-Häuser: „China hat erstmals die Spitzenposition erobert“ — in keinem Land der Welt verkaufte die VW-Tochter mehr. Deutschland ist nur noch der zweitwichtigste Markt der Ingolstädter, gefolgt von den USA.

Der Audi-Chef will jetzt nachsetzen, die Zahl der Händler in China soll sich bis Ende 2013 in etwa verdoppeln. Parallel entsteht ein zweites Werk, ab 2015 wolle Audi „in China über eine Fertigungskapazität von 700000 Einheiten“ verfügen, so Stadler. Eine wichtige Voraussetzung, um die als vergleichsweise ungeduldig berüchtigte chinesische Kundschaft nicht mit langen Lieferzeiten zu vergraulen. Auch in Nordamerika, wo Audi viele Jahre unter erheblichen Imageproblemen litt, drängt Stadler auf ein eigenes Werk — ob nun angeschlossen an die 2011 eröffnete Fabrik der Mutter VW in Tennessee oder anderswo. Entscheidung bis Sommer.

Nur bei der Prognose für 2012 wird Stadler plötzlich vage. Experten erwarten, dass der Automarkt insgesamt um vier Prozent zulegt. „Wir wollen stärker wachsen“ — mehr lässt sich der Audi-Chef auch auf Nachfrage nicht entlocken. Die Vorsicht hat einen Grund: Selten waren sich auch Wirtschaftsforscher so unsicher, wie sich die globale Ökonomie entwickelt. Schon der Ausgang der Eurokrise ist eine große Unbekannte.

Mehr Konkurrenz

Dazu kommt, dass das Premiumsegment innerhalb des Automarkts zuletzt zwar besonders stark gewachsen ist, die lukrativen Gewinnspannen inzwischen aber auch immer mehr Konkurrenz anlocken. Audi, BMW, Daimler und die Toyota-Tochter Lexus sind längst nicht mehr unter sich. Nissan etwa mischt mit Infiniti mit, auch bei Branchen-Shootingstar Hyundai gibt es entsprechende Überlegungen. Vorsicht: ja. Angst aber will sich Stadler nun auch nicht nachsagen lassen. „Wir wollen klar die Nummer eins unter den Premiumherstellern werden“, ruft er der Konkurrenz zu. Die Antwort vom aktuellen Primus gibt’s am 13. März: Dann lädt BMW zur Jahrespräsentation.

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