Ausverkauf bei Schlecker - Bangen bei den Töchtern

7.6.2012, 23:00 Uhr
Ausverkauf bei Schlecker - Bangen bei den Töchtern

© Marijan Murat (dpa)

In jedem noch geöffneten Schlecker-Laden werde es anfangs Rabatte zwischen 30 und 50 Prozent auf das gesamte Sortiment geben, sagte ein Sprecher der Insolvenzverwaltung. Die Filialen sollen entsprechende Werbehinweise etwa für ihre Schaufenster rechtzeitig vor Freitag erhalten. Die anfänglichen Preisnachlässe werden dann dem Plan zufolge schrittweise gesteigert.

Das endgültige Schließen der Läden richte sich nach dem jeweiligen Erfolg des Abverkaufs. Es solle aber auch ein endgültiges Datum für das Aus aller am Ende noch geöffneten Geschäfte geben. Am Wochenende war dabei von Ende Juni die Rede gewesen. Wie weit die Rabatte auf die letzten Waren am Ende reichen könnten, sagte der Sprecher nicht.

Für die Schlecker-Töchter "IhrPlatz" und "Schlecker XL" geht es dagegen in den kommenden Tagen um alles. Rund 5.000 Mitarbeiter bangen um ihren Arbeitsplatz.  Am Freitag sind erneut Verhandlungen geplant, in denen der Einstieg des Münchner Investors Dubag besiegelt werden könnte. Treffen werden sich Dubag und der Hauptgläubiger Euler Hermes, wie aus Verhandlungskreisen verlautete.

Dubag will die 490 "IhrPlatz"-Filialen übernehmen und die 342 "Schlecker XL-Märkte" dort eingliedern. Dafür hatten die Schlecker-Gläubiger in Gesprächen am Dienstag und Mittwoch bereits grundsätzlich die Weichen gestellt. "IhrPlatz" und "Schlecker XL" haben – anders als das Mutterunternehmen Schlecker – eine Zukunftschance. Dort arbeiten noch rund 5.000 Mitarbeiter.

Rund 25.000 Schlecker-Mitarbeiter von der Insolvenz betroffen

13.200 Schlecker-Beschäftigte haben dagegen schon die Gewissheit, ihre Jobs zum Monatsende zu verlieren. Insgesamt sind rund 25.000 Schlecker-Mitarbeiter von der Insolvenz betroffen. In den verbliebenen Schlecker-Märkte beginnt am Freitag der Ausverkauf. In jedem noch geöffneten Laden wird es anfangs Rabatte zwischen 30 und 50 Prozent auf das gesamte Sortiment geben.

Die gekündigten Mitarbeiter, vor allem Frauen, sollen nach dem Willen von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Arbeitsagenturchef Frank-Jürgen Weise Fachkräftelücken in anderen Branchen füllen. Besonders gesucht würden Erzieher und Altenpfleger. Die Arbeitsagenturen wollten ihnen vollwertige Umschulungen in diese Mangelberufe anbieten, kündigten von der Leyen und Weise in Berlin an.

In strukturschwachen Räumen könnten viele Schlecker-Frauen keine Anstellung im Handel finden, bei Erziehern oder in der Altenpflege aber sei der Bedarf groß. „Hier müssen wir passgenau qualifizieren“, sagte von der Leyen. Von den 11.190 in der ersten Welle im Frühjahr Entlassenen seien bislang rund 5.000 in Arbeit oder Fördermaßnahmen vermittelt worden. Weniger als 2.500 hätten einen vollwertigen Job angetreten. „Das ist keine Zahl, die beruhigt, sie zeigt aber eine gewisse Dynamik“, sagte Weise.

Viele Schlecker-Beschäftigte hätten wertvolle Berufserfahrung und würden auf dem Arbeitsmarkt gesucht. Zugleich gebe es im Einzelhandel bei 25.000 offenen Stellen derzeit aber rund 360.000 Arbeitssuchende, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske. Viele Schlecker-Frauen seien nach der ersten Kündigungswelle lediglich in unbezahlte Praktika oder Urlaubsvertretungen vermittelt worden. „Es kann nicht sein, dass sie jetzt als billige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen“, betonte er.

Unterdessen berichtete die „Bild“-Zeitung, dass der frühere Schlecker-Chef Anton Schlecker seinen beiden Kindern kurz vor der Insolvenz eine millionenschwere Immobilie verkauft haben. Dabei handele es sich um ein Logistik-Zentrum in Pöchlarn (Österreich). Die Immobilie sei deshalb nicht in die Insolvenzmasse gekommen.

Ein Sprecher des Insolvenzverwalters wollte sich zu Einzelfällen nicht äußern. Er sagte aber auf Anfrage, es würden alle Übertragungen, die Anton Schlecker in den letzten vier beziehungsweise zehn Jahren getätigt habe, überprüft. Die Prüfung werde noch etwa zwei Monate andauern. „Bislang hat sich Anton Schlecker extrem kooperativ verhalten und aus seiner Sicht die Dinge offengelegt“, sagte der Sprecher weiter. Laut „Bild“ hat Anton Schlecker den betreffenden Vertrag, der auf den 17. Januar 2012 datiert sei, erst am 29. Februar unterzeichnet – 37 Tage nach dem Insolvenzantrag.

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