Bankenexperte vermutet korruptes Netz hinter Wirecard-Skandal

27.6.2020, 12:32 Uhr
Im Fall des mutmaßlichen Betrugsskandals um den DAX-Konzern Wirecard vermuten Experten Korruption.

© Peter Kolb, dpa Im Fall des mutmaßlichen Betrugsskandals um den DAX-Konzern Wirecard vermuten Experten Korruption.

"Die Aufsichtsbehörden haben hier letztendlich versagt. Sie haben nicht genug recherchiert und dem Management von Wirecard vertraut", sagte der Bankenexperte Gerke im Interview der Passauer Neuen Presse (Wochenendausgabe). "Für die Wirtschaftsprüfer und die Aufsichtsbehörde Bafin ist das ein Armutszeugnis."


Wirecard will Antrag auf Insolvenzverfahren stellen


Er vermute ein korruptes Netz hinter dem Skandal. "Dass zwei Vorstände in der Lage gewesen sein sollen, dieses gewaltige Betrugsmodell alleine aufzubauen, ist schwer vorstellbar. Da gibt es sicher Hintermänner, aber vielleicht auch woanders", sagte der emeritierte Professor für Bank- und Börsenwesen der Zeitung. Dass die Geschäfte von Wirecard erst jetzt aufgearbeitet werden, sei ein großes Versäumnis. "Die Aktienkultur hat einen dramatischen Schaden erlitten", sagte Gerke. "Der hier verursachte Schaden ist immens und wird Jahre nachwirken."


Wirecard: Fast zwei Milliarden Euro bleiben "verschwunden"


Der in einen Milliardenskandal verstrickte Zahlungsdienstleister Wirecard hatte am Donnerstag wegen Überschuldung und drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag beim Amtsgericht München eingereicht. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die den Jahresabschluss 2019 prüfte, geht bei Wirecard von schwerer Kriminalität in quasi weltumspannendem Maßstab aus. Im Mittelpunkt des Skandals stehen mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro.

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