Bayerisches Michelin-Werk schließt: 860 Mitarbeiter betroffen

25.9.2019, 14:55 Uhr
Bis Anfang 2021 will der Reifenhersteller Michelin die Produktion im Hallstadter Werk schrittweise einstellen. Fast 860 Mitarbeiter sind betroffen.

© MICHAL WACHUCIK, AFP Bis Anfang 2021 will der Reifenhersteller Michelin die Produktion im Hallstadter Werk schrittweise einstellen. Fast 860 Mitarbeiter sind betroffen.

Eigentlich garantiert ein Tarifvertrag den Erhalt des Hallstadter Reifenwerkes von Michelin. Bis Ende 2022 sollte demnach die Fertigung auf jeden Fall weitergehen. Doch damit wird es jetzt wohl nichts: Das französische Unternehmen kündigte an, das Werk bis Anfang 2021 zu schließen. "Wir sind richtig stinkig, dass Michelin Tarifverträge bricht", sagt Sascha Spörl von der IG Bergbau, Chemie, Energie (BCE). "Wir waren immer ein verlässlicher Partner."

Der Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz (SPD) bezeichnete die Schließung als eine "Hiobsbotschaft für die Region". Trotzdem äußerte er sich vorsichtig zuversichtlich. Nun seien die Tarifpartner, die Politik und die gesamte Gesellschaft gefragt: "Die Region ist wirtschaftlich in der Lage, die Werksschließung aufzufangen."

Bereits im Juli hatte es in dem Werk eine Betriebsversammlung gegeben, in der über die schlechte wirtschaftliche Lage informiert worden war. Hintergrund ist, dass in Hallstadt Reifen der Größe 16 Zoll gefertigt werden. Dort ist der Wettbewerb aber besonders hart: "Michelin kann durchaus Reifen verkaufen", sagt Spörl. "Aber nicht zu den Preisen, die verlangt werden." Das Michelin-Werk in Hallstadt gibt es seit 1971. Laut Unternehmen wurden dort seit 2013 rund 60 Millionen Euro investiert, um es wettbwerbsfähig zu machen. Für die 858 Mitarbeiter will Michelin ein "umfassendes und personalisiertes Maßnahmenpaket" anbieten. Dazu gehört eine Transfergesellschaft, Übergang in die Rente sowie Wechsel an andere Standorte. Nun sollen Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der IG BCE beginnen. Conti strukturiert um Auch der Konkurrent Continental reagiert auf die Branchenkrise und die zunehmende Konkurrenz aus Asien; ab 2023 sollen die Bruttokosten um jährlich 500 Millionen Euro sinken.

Aus diesem werden bis 2030 etwa 20.000 der weltweit 244.000 Arbeitsplätze von "Veränderungen" betroffen sein. Damit sind neue Jobanforderungen gemeint, es gehe nicht um Kündigungen oder Personalabbau. Das Werk Nürnberg, in dem elektrische Antriebseinheiten für Fahrzeuge hergestellt werden, ist in dem Papier nicht erwähnt. Dort arbeiten rund 3000 Menschen.

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