Billig-Angebot erzürnt Glas-Riesen

5.10.2006, 00:00 Uhr
Billig-Angebot erzürnt Glas-Riesen

Nach Angaben des fränkischen Mittelständlers hat der Zeiss-Konzern angekündigt, einen bestehenden Liefervertrag nicht zu verlängern, wenn sich Schlemmer-Optik nicht an die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers hält. Zuvor hatte Schlemmer in Inseraten für hochwertige Gleitsichtgläser geworben, die der Optiker für rund die Hälfte des von Zeiss vorgeschlagenen Preises anbietet. Bereits am Tag nach der ersten Anzeige habe sich die Zeiss Vision GmbH, die Augenoptik-Tochter der Zeiss-Gruppe, über das Angebot beschwert, erinnert sich Geschäftsführer Frank Schlemmer. Da Zeiss ein Markenimage zu verteidigen habe, passe das günstige Angebot nicht ins Konzept, sei ihm gesagt worden.

Das angekündigte Aus für die Glaslieferungen will Schlemmer nicht akzeptieren. Die kleine Optiker-Kette, die im Großraum Nürnberg neun Filialen unterhält und 43 Mitarbeiter (inklusive Auszubildende) beschäftigt, hat daher die Landeskartellbehörde eingeschaltet. Dort werde derzeit ein Verfahren gegen Zeiss geprüft, bestätigte eine Sprecherin.

Gleichzeitig hat Schlemmer beim Landgericht Nürnberg-Fürth eine Einstweilige Verfügung gegen Zeiss erwirkt, derzufolge der Konzern weiter liefern muss. Justizsprecher Andreas Quentin bestätigte, dass die Verfügung Mitte September an Zeiss geschickt wurde. Der Glas-Riese könne Widerspruch dagegen einlegen. Bis gestern Nachmittag habe er das jedoch nicht getan, so Quentin.

Stellungnahme abgelehnt

Zeiss selbst lehnte eine aktuelle Stellungnahme gegenüber dieser Zeitung ab. Dem Branchenblatt markt intern, das bereits über den Konflikt berichtete, hatte Anton Kuhn, Zeiss-Vertriebsleiter für Mitteleuropa, allerdings gesagt, Schlemmer positioniere mit seiner Werbung «die Marke Zeiss falsch“. «Die Angelegenheit zu richten“, sei Zeiss seinen Partnern schuldig, so Kuhn.

Die Partner — das sind nach Einschätzung Frank Schlemmers andere große Optiker, die über teure Gleitsichtgläser ihre Sonderangebote im Massengeschäft finanzieren wollen. Seine eigene, umstrittene Offerte sei kein Dumping-Angebot, sondern bringe Gewinn, versichert Schlemmer.

Mit seiner Preisoffensive eckt der Mittelständler, der 2005 mit 16 000 verkauften Brillen einen Jahresumsatz von 2,9 Mio. € erzielt hat, nicht nur bei Zeiss an. In der Branche wird befürchtet, dass damit ein neuer Kampf um Kosten losgetreten wird.