Conti entwickelt in Nürnberg Zukunftstechnik

10.6.2011, 18:44 Uhr
Conti entwickelt in Nürnberg Zukunftstechnik

Degenhart, der für die Grundsteinlegung nach Nürnberg gekommen war, macht sich um die Zukunft des Autozulieferers in der Region sowieso keine Sorgen. Mit den Bereichen Getriebesteuerungen, die schließlich auch zum Spritsparen beitragen, sowie Hybrid- und Elektroantriebe, seien zwei wichtige Sparten hier angesiedelt: „Mehr Zukunft geht kaum“, sagte Degenhart am Rande der Feier.

Der 52-Jährige, der vor zwei Jahren von der Muttergesellschaft Schaeffler in Herzogenaurach an die Spitze des Autozulieferers nach Hannover gewechselt ist, sieht die Kooperation von Schaeffler und Conti auf einem guten Weg. In etwa 30 Projekten würden die beiden Firmen bereits eng zusammenarbeiten. Zunehmend würden sich beide auch gegenseitig beliefern – und damit jeweils an die Stelle externer Zulieferer treten. Ob eine Fusion von Schaeffler und Conti überhaupt noch auf der Agenda steht, dazu wollte sich Degenhart nicht äußern. Es gebe nach wie vor verschiedene Optionen.

Conti hatte nach einer Delle während der Wirtschaftskrise zuletzt wieder auf Wachstum umgesteuert und deutliche Gewinne erzielt. Zu dem Erfolg haben auch die Nürnberger Aktivitäten beigetragen. Allein in den vergangenen beiden Jahren ist die Zahl der Mitarbeiter hier nach Angaben von Standortleiter Rainer Pühl um 240 auf rund 2000 – davon etwa 850 in der Produktion – gestiegen. Zusätzlich seien zurzeit bereits wieder etwa 35 Ingenieurstellen zu besetzen: „Wir werden massiv neu einstellen. In dem neuen Gebäude werden auch sehr viele neue Mitarbeiter arbeiten“, sagte der Leiter des Bereichs Getriebesteuerungen, Rudolf Stark.

Der Erfolg des Standortes ist nicht selbstverständlich. Denn nicht selten sind Eigentümerwechsel mit einem Bedeutungsverlust und Personalabbau verbunden. Und Eigentümerwechsel gab es in der Geschichte des Standortes einige. So gehörte die ehemalige Schraubenfabrik seit 1943 zur AEG und wurde unter dem Namen AEG-Telefunken geführt. 1980 startete die Belegschaft mit dem Bau von Automobilteilen, was den Standort für Daimler interessant machte. Bereits 1985 schlüpfte die danach in Temic umbenannte Einheit unter das Dach der Stuttgarter. Damals, daran erinnerte der Nürnberger Wirtschaftsreferent Roland Fleck, arbeiteten hier nicht einmal 1000 Mitarbeiter. 2001 schließlich übernahm Conti die Aktivitäten.

„In den vergangenen drei Jahrzehnten fanden hier drei Grundsteinlegungen statt“, beschrieb Pühl den Aufwärtstrend in Nürnberg. Zuletzt wurde vor drei Jahren kräftig in eine Fertigung von Lithium-Ionen-Batterien für Hybrid-Autos investiert. Insgesamt werden in Nürnberg nach Unternehmensangaben 1,4 Milliarden Komponenten im Jahr verarbeitet.

Was in dem neuen Test- und Entwicklungszentrum, das in einem Jahr fertig sein soll, genau passieren wird, wollte Bereichsleiter Stark nicht verraten. Da der Standort bei den Getriebesteuerungen an der Spitze der Technologie arbeite, seien das hochsensible Informationen, die man vor der Konkurrenz schützen müsse. „Wir testen innovative Technologien, was genau, ist Firmengeheimnis“, so Stark. Labore werden 1500 der insgesamt 2500 Quadratmeter Nutzfläche des Neubaus belegen, der Rest ist für Büros reserviert.

Damit scheint das Ende der Conti-Bautätigkeit in Nürnberg aber noch nicht unbedingt erreicht. Denn Architekt Alexander Klein verriet bei der Grundsteinlegung, dass die Halle so konstruiert werden musste, dass ein Erweiterungsbau problemlos angedockt werden kann. Die Zeichen stehen also für Continental in Nürnberg weiter auf Wachstum – auch personell. Die Investitionen signalisierten nämlich auch, „dass Continental in Nürnberg ein Arbeitgeber ist, der qualifizierten Mitarbeitern eine zukunftsorientierte und spannende Perspektive bietet“, unterstrich Conti-Bereichsleiter Stark.

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