Coronapolitik "auf dem Rücken des Einzelhandels": Nürnberger Handelsverbandschef ist sauer

11.2.2021, 12:40 Uhr
Viele Einzelhändler können in ihren Geschäften seit Wochen keine Kunden empfangen. 

© Jens Büttner, dpa Viele Einzelhändler können in ihren Geschäften seit Wochen keine Kunden empfangen. 

Uwe Werner ist richtig sauer. "Das Impfdesaster wird auf dem Rücken des Einzelhandels ausgetragen. Obwohl es Gutachten gibt, die unabhängig voneinander bestätigen, dass der Einzelhandel kein Virustreiber ist, müssen die meisten Geschäfte geschlossen bleiben. Warum eigentlich?", schimpft der Bezirksgeschäftsführer Mittelfranken des Handelsverbandes Bayern.

"Leises Sterben"

Die Politik solle doch mal erklären, "warum eine zweistündige Behandlung im Friseursalon mit kürzester Körperdistanz weniger riskant sein soll als ein fünfminütiger Besuch in einem Ladengeschäft unter Wahrung aller Hygieneregeln", ätzt der Betriebswirt. Es sei den Friseuren gegönnt, dass sie in Kürze wieder die Salons können - "genau das wünsche ich mir für die anderen Geschäfte aber auch".


Handel wirft Politik Wortbruch vor


Werner befürchtet, dass etliche der mittelständischen Einzelhandelsgeschäfte den zweiten, nun verlängerten Lockdown nicht überstehen, pleite gehen oder still liquidiert werden. "Diese Geschäfte sterben leise", warnt der Ökonom. Und damit verlieren dann auch Menschen ihre Stelle.

"Die Würde von Arbeitsplätzen ist mindestens genauso hoch anzusetzen wie die der körperlichen Hygiene", erklärte Werner mit Seitenhieb auf Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Der Politiker hatte die Entscheidung verteidigt, Friseursalons früher zu öffnen: "Sie hat auch etwas mit – für die einen – Hygiene, aber auch mit Würde zu tun in diesen schwierigen Zeiten", sagte er nach den Bund-Länder-Beratungen am Mittwochabend in Berlin.

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