Currywurst für den Kanzler: Besuch beim Caterer Lilly

18.11.2008, 00:00 Uhr
Currywurst für den Kanzler: Besuch beim Caterer Lilly

© Ilona Hörath

Nach stundenlangem Gehen, Stehen und Gucken hat jeder irgendwann nur noch eines im Sinn: endlich Pause machen und sich für die nächste Runde stärken. Für Messebesucher wie Aussteller heißt es dann: Ab geht’s ins nächste Messerestaurant zum Imbiss zwischendurch oder zum Arbeitslunch. Zeit für kulinarische Exzesse bleibt da nicht.

«Viele Besucher scheuen das Experiment, schließlich steht das Arbeitsessen im Vordergrund«, sagt Thomas Domani. Also seien, gerade für internationale Gäste, Standardgerichte gefragt: Rumpsteak mit Grillgemüse, eine Portion klassischer Lachs oder Pasta all’arrabiata. Kennt jeder, schmeckt jedem.

«Ein Hauch von Luxus«

Thomas Domani ist geschäftsführender Gesellschafter der Gaststättenbetriebe Kurt Lilly und bewirtschaftet die Restaurants und Cafeterien West und Mitte des Nürnberger Messezentrums gemeinsam mit Christine Kiesewetter. Sie ist die Tochter des Firmengründers Kurt Lilly, der Ende der 50er Jahre mit dem Restaurant Löwenbräu am Sterntor begonnen hatte. Ab den 70er Jahren hatte der 2007 verstorbene Firmengründer das Messegeschäft ausgebaut.

Für die übrigen Messerestaurants zeichnet die Firma Lehrieder verantwortlich. «Wettbewerb belebt das Geschäft«, meint Thomas Domani zu dieser Konstellation, außerdem profitiere jeder vom anderen «zum Wohle des Kunden«.

Mit Rumpsteak, Lachs und Pasta allein lassen sich jedoch nicht alle Kunden verwöhnen. Denn neben dem klassischen Messegeschäft stehen bei den Gastronomie-Profis zahlreiche andere Verköstigungstermine im Kalender: «Wir haben jährlich fast 200 Veranstaltungen, vom kleinen bis zum großen Kongress«, sagt Domani. Ob eine Schulung für 20000 Verkäufer, ein Bankett für 3000 Personen, das Treffen von 100 Bankern oder die Vorstandssitzung im intimen Kreis – wenn geschlossene Gesellschaften zu Gast sind, wissen Domani und Kiesewetter richtig aufzukochen.

Ein exotisches Menü für den Kanzler

Gerne erzählt Domani vom SPD-Bundesparteitag, als eine Sekretärin ein besonders exotisches Menü für den damaligen Kanzler Gerhard Schröder orderte. Als dieser eintraf, war ihm jedoch nicht danach. «Er wollte eine Currywurst«, berichtet Domani. Der Kanzler bekam sie.

Von Anfang der Planungen an sitzt Lilly mit im Boot. Als «bodenständige Küche mit einem Hauch von Luxus und Eleganz« bezeichnet der gelernte Koch Domani sein Speisenangebot. Vom rustikalen Schäuferle bis zur raffinierten Tabakmousse ist alles dabei. 85 Prozent der Speisen werden selbst zubereitet. «Wir haben keine Bankettmappe«, alles werde individuell besprochen.

Auch um das Ambiente kümmert sich die Firma Lilly und stattet entweder einen der knapp 30 Tagungsräume auf dem Messegelände aus oder eine Fabrikhalle im Stadtgebiet. Sind schwarze Ledersofas gewünscht, werden diese herbeigeschafft. «Wenn ein Kunde eine klare Vorstellung hat, versuchen wir, diese hundertprozentig umzusetzen. Oder wir geben ihm Ideen an die Hand. Danach wird miteinander gefeilt«, so Christine Kiesewetter.

Probeessen geben Kunden ein Gefühl für die Veranstaltung

Kurz vor Beginn der Veranstaltung gibt es ein Probeessen, Blumenarrangements werden vorgestellt. «Die Kunden spielen mit den Dekorationsvorschlägen«, weiß Thomas Domani und Christine Kiesewetter ergänzt: «So bekommt der Kunde ein Gefühl für seine Veranstaltung.«

Ein weiteres Standbein ist der Partyservice. «Die Schlacht am kalten Buffet« sei dabei längst passé. Heute wird auf Minitellerchen und in Minischälchen serviert. «So sieht das Buffet immer frisch aus«, erklären die Profis. Dafür sorgt ein Stab an Mitarbeitern, der ständig und dezent für Nachschub sorgt.

20 Ausbildende: Koch und Konditor

Ob Firmenjubiläum oder 18. Geburtstag: Gerade beim Partyservice spüre man die Konkurrenz deutlich, sagt Domani. Grund zur Klage hat er aber nicht: Der Umsatz wächst seinen Angaben zufolge jährlich um fünf bis acht Prozent. Aus der Noris wollen die beiden Unternehmer nicht weg: «Wir wollen in Nürnberg bleiben.« Insgesamt 70 festangestellte Mitarbeiter hat Lilly, vom gelernten Koch und Kellner über den Konditor bis zum und Elektriker. Dazu kommt ein Pool an 120 Aushilfen. Derzeit hat Lilly 20 Auszubildende «mit Schwerpunkt Koch und Konditor«, erläutert Christine Kiesewetter.

Wie man allerdings 1500 Portionen Rinderfilet gleichzeitig rosa brät und im Falle einer Verzögerung auch warm hält, verraten Thomas Domani und Christine Kiesewetter nicht. Dies sei das Betriebsgeheimnis des Küchenchefs. Nur eines ist klar: Ohne moderne Technik geht das nicht.