Datev-Gründer Heinz Sebiger starb mit 93

26.8.2016, 16:28 Uhr
Heinz Sebiger, hier im Alter von 87 Jahren, war bis zuletzt sehr vielseitig interessiert. Das iPad half ihm beim Japanisch-Lernen.

© Matejka Heinz Sebiger, hier im Alter von 87 Jahren, war bis zuletzt sehr vielseitig interessiert. Das iPad half ihm beim Japanisch-Lernen.

"Mit Heinz Sebiger verlieren die Datev, der steuerberatende Berufsstand und die IT-Branche einen ihrer großen Pioniere", erklärte Datev-Vorstandschef Robert Mayr. "Wir sind unendlich traurig, dass unser Gründervater nun nicht mehr unter uns ist. Er wird nicht nur seiner Familie, sondern auch allen Mitgliedern und Mitarbeitern der Datev sehr fehlen."

Tatsächlich war er oft dabei. Ob bei den Jubiläumsfeiern oder den Bilanzpressekonferenzen: Auf den Ehrenvorstandsvorsitzenden der Datev wartete stets ein Ehrenplatz, auch noch Jahrzehnte nach seinem Ausscheiden als Chef der Nürnberger Genossenschaft 1996, schon damals einer der größten Arbeitgeber Nürnbergs.

So stand er im Mittelpunkt der 50-Jahr-Feier des Unternehmens im Februar dieses Jahres im Nürnberger Opernhaus. Sein Nach-Nachfolger Mayr lobt rückblickend Sebigers Weitblick, Mut und Entschlossenheit, Nur so habe er es geschafft, "vor 50 Jahren den Grundstein für ein sehr erfolgreiches Unternehmen zu legen".

Ferner sei es dem Gründervater gelungen, der damals beinahe toten genossenschaftlichen Idee in einem Marktumfeld zum Durchbruch zu verhelfen.

Der Steuerberater Sebiger erzählte stets gern, dass die Genossenschaft eigentlich aus der Not geboren wurde, in einer Zeit des Arbeitskräftemangels. Der wirtschaftliche Aufschwung in den 50er Jahren, die Anfänge des Wirtschaftswunders, boten eine ganz neue Situation für Steuerberater. Deshalb gaben die Mandanten die Buchhaltung an ihre Steuerberater oder -helfer ab.

Dieser Haufen Arbeit musste rationalisiert werden. Die zündende Idee: die Buchhaltung mit Hilfe der EDV vereinfachen. Sebiger kaufte dann für 17.000 DM eine Olivetti Telebanda zur Datenerfassung. Die Datenträger brachte man zu IBM in die Sulzbacher Straße. Doch auch diese Kapazitäten waren begrenzt. Die Steuerexperten, das war für Sebiger klar, brauchten ein eigenes Rechenzentrum. Doch die große Summe war alleine nicht zu stemmen. Die Investitionen für die EDV für den Einzelnen waren viel zu hoch. Daher der Genossenschaftsgedanke. Gemeinsam mit fünf anderen Steuerberatern und einem Rechtsanwalt gründete Sebiger das genossenschaftliche Unternehmen Datev.

Anfangs hatte die kleine Firma nur zwei Mitarbeiter. Heute sind es rund 7000. Und weil die Gebäude für das Personalwachstum nicht ausreichten, kamen in Nürnberg immer weitere Neubauten dazu. Die jüngste Eröffnung war im vergangenen Jahr der Datev IT-Campus für 1800 Entwickler an der Fürther Straße.

Zu Sebigers Lebenswerk gehört auch sein steter Kampf gegen den Steuerdschungel. Als Steuerexperte wurde der damalige Datev-Chef nie müde, die wechselnden Bundesregierungen zu ermahnen, die Steuergesetzgebung zu vereinfachen statt sie immer komplizierter zu gestalten. Sebigers Nachfolger in der Unternehmensführung, der heutige BDI-Chef Dieter Kempf, behielt diese Tradition bei.

Noch lange nach seinem Ausscheiden aus der Firma, seinem Baby, fühlte sich Sebiger geschmeichelt, wenn er eingeladen und gelobt wurde für alle seine Verdienste. In den letzten Monaten seines Lebens allerdings gefielen ihm auch kleinere Gesten: Etwa, wenn ihn jemand auf der Straße als ehemaligen Firmenchef erkannte, freundlich ansprach und ein wenig mit ihm plauderte.

Leidenschaft für Japan

Zu Sebigers Hobbys gehörte seine Leidenschaft für Japan, die in seinem privaten Haus zu besichtigen ist: Vitrinen mit wertvollen Geschenken und Andenken aus Japan. Er knüpfte unternehmerische und Verbandskontakte zu dem Land und besuchte es auch noch im hohen Alter. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt der Japanfreund 2008 den Orden der Aufgehenden Sonne am Band im Namen des japanischen Kaisers für seine Verdienste um die IT-Unterstützung des Steuerberater-Berufsstands in Japan.

Datev-Gründer Heinz Sebiger starb mit 93

© Michael Matejka

 

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