Der Nürnberger Hafen: Logistikgigant für die Region

27.4.2018, 06:00 Uhr
Der Nürnberger Hafen legt großen Wert auf die sogenannte Trimodalität. Das heißt: Im Güterverkehrszentrum werden Straße, Wasserstraße und Schiene zusammengeführt.

© Günter Distler Der Nürnberger Hafen legt großen Wert auf die sogenannte Trimodalität. Das heißt: Im Güterverkehrszentrum werden Straße, Wasserstraße und Schiene zusammengeführt.

Eine Pause? Die gönnt sich das Hafengebiet im Nürnberger Süden nur von Samstagnachmittag bis Sonntagabend. Außerhalb dieser kurzen Zeitspanne pulsiert rund um die Uhr das Leben im trimodalen Güterverkehrszentrum mit seinen 54 Kilometer Gleisanlagen und drei Hafenbecken. Aus allen Regionen der Welt treffen hier Waren ein, die für die Region bestimmt sind - und umgekehrt.

Die Deutschen sind einer Weltbank-Studie zufolge Weltmeister der Logistik - und die Franken haben einen großen Teil zu diesem Titel beigetragen. Das liegt nicht zuletzt an der geografischen Lage. Mit dem Ende des Eisernen Vorhangs ist Nürnberg ins Zentrum Europas gerückt, erklärt Uwe Veres-Homm. Dadurch wurde die Stadt als Standort besonders attraktiv, an dem kaum ein Logistikunternehmen vorbeikomme, so der Marktanalyst vom Nürnberger Fraunhofer SCS. 

Rund 200 Unternehmen mit über 6700 Beschäftigten haben sich hier auf 337 Hektar angesiedelt. Dazu kommen nach Angaben der Hafen Nürnberg-Roth GmbH noch einmal rund 20.000 Stellen in der Umgebung, die vom Güterumschlagplatz abhängig sind. 
Insgesamt werden im Hafen, zu dem auch eine Dependance in Roth gehört, im Jahr über 16 Millionen Tonnen an Gütern umgeschlagen. Dabei geht es direkt zu den deutschen Nordseehäfen, nach Rotterdam oder auch einmal wöchentlich nach China.

Die Branche bewegt sich seit Jahren auf Wachstumskurs. Und mit ihr wächst auch die Zahl der Mitarbeiter. Doch es wird immer schwieriger, genügend Nachwuchs zu finden, klagen viele in der Branche. Vor allem der Personalmangel bei Fahrern treibt die Unternehmen um.

Autonomes Fahren als Chance

Aber warum schwingt sich kaum mehr ein junger Mensch hinter das Brummi-Lenkrad? Lkw-Fahrer gelten bei vielen Menschen als Störenfriede auf der Straße, der Verdienst ist relativ niedrig und die Bundeswehr ist als Ausbilder weitgehend ausgefallen, beschreibt Veres-Homm die Gründe.

Auch deswegen setzt die Branche auf das autonome Fahren. Beispiel Schenker: Zusammen mit der Hochschule Fresenius will das Unternehmen am sogenannten Platooning arbeiten, berichtet der Nürnberger Niederlassungsleiter Roland Dressler. Das bedeutet: Ein Lkw fährt voraus, ein anderer folgt ihm. Verbunden sind beide mit einer elektronischen Deichsel. Bis das System in Betrieb gehen kann, ziehen aber mindestens noch drei bis fünf Jahre ins Land, meint Dressler.

Flotter "Wiesel"

Wesentlich flotter geht es beim "Wiesel" voran. Das fahrerlose Fahrzeug soll auf dem Schenker-Gelände Wechselbrücken - das sind Container für Lkw - jeweils vor dem richtigen der 139 Tore platzieren. Die Testphase startet bereits im Mai.

Die Digitalisierung hält aber auch an anderer Stelle Einzug. Algorithmen sollen dabei helfen, das Versandvolumen genauer zu prognostizieren, sagt Fraunhofer-Experte Veres-Homm. Es gebe jede Menge nützliche Daten. Einfließen könnten in die Berechnungen auch Feiertage und Konjunkturindices.

Drohnen als Lieferanten

Lösungen sucht die Branche auch für den Kontakt mit den Verbrauchern. Gerade in Innenstädten geht es im Lieferverkehr oft recht eng zu. Dazu kommt: Die Paketzustellung ist schwer planbar. Ist der Empfänger zu Hause? Muss der Fahrer ein zweites Mal vorbeikommen? "Das ist schrecklich ineffizient", beschreibt Veres-Homm die Nöte der Unternehmen. Deshalb experimentierten die Firmen zum Beispiel mit Lastenfahrrädern. Abhilfe könnten auch Abholstationen an ausgewählten Orten im Zentrum schaffen. Hier könnten Kunden ihre Pakete dann abholen, so Veres-Homm.

In den Bereich Science-Fiction verweist der Experte dagegen das Szenario, in dem Drohnen flächendeckend Pakete vor den Haustüren der Empfänger abstellen. Die Lieferung durch die Luft sei nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Zum Beispiel bei Bohrinseln oder auf Almen. Wegen ein bis zwei Paketen ein Fahrzeug hinauf auf den Berg zu schicken, sei nicht sinnvoll, meint Uwe Veres-Homm: "Aber die Paket-Drohne wird kein Massenphänomen sein."

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