Die Berge locken: Neue Sportarten treiben Outdoor-Hersteller an

13.10.2019, 05:56 Uhr
Die Berge locken: Neue Sportarten treiben Outdoor-Hersteller an

© FrankenTourismus

Horst Meyer geht oft in die Fränkische, aus Passion natürlich, aber auch aus Profession. Schließlich ist er Mitglied der Bergwacht Pottenstein und dort zudem Inhaber eines Geschäftes für Kletterbedarf. Als Kunde ist er eher eine Zumutung. Einerseits. Andererseits ist er die wohl beste Werbung für das, womit etablierte Familienunternehmen wie Leki, Deuter, Meindl oder Maier erfolgreich geworden sind: Nachhaltigkeit. Meyers Rucksack von Deuter ist 30 Jahre alt. Auch seine restliche Ausrüstung war schon bei vielen Touren dabei. Eine gute und damit ausdauernde Qualität ist für die vier Outdoor-Hersteller das beste Argument in puncto Nachhaltigkeit. Ein zunehmend wichtiges Verkaufskriterium, vor allem auch im Wettbewerb mit jungen, hippen Anbietern, die am Markt bestehen wollen.

Dazu zählt auch die Verwendung recycelten Polyesters, wie es der Passformspezialist für Funktionshosen, Maier Sports, tut. Für seine Lederschuhe und Lederhosen, die gerade auch wieder auf der Münchner Wiesn ausgeführt wurden, setzt Meindl auf "Identy" – einen lückenlosen Nachweis vom Rind auf der Weide bis zum Schuh. "Das Thema ist immer stärker im Kommen", sagt Lukas Meindl, der die Firma gemeinsam mit Bruder Lars führt.

Ein weiterer Ansatz, den alle vier Unternehmen gleichermaßen verfolgen: Die Reparatur von Produkten in hauseigenen Werkstätten – weit über die gesetzliche Garantieverpflichtung hinaus. "Wenn es möglich ist, ein Produkt zu reparieren, machen wir das", heißt es unisono.

Dennoch sind die Unternehmen wie die gesamte Branche ständig auf der Suche nach kauffreudiger Klientel. Der Wettbewerb ist rauer geworden – umso mehr, seit die zum Teil zweistelligen Zuwachsraten Geschichte sind. Marktführer wie Leki, Hersteller von Stöcken und Handschuhen, oder den Rucksackspezialisten Deuter – beide aus Schwaben – ficht das zwar weniger an als die Neuein- und -aufsteiger. Dennoch müssen auch die alten Hasen mit Innovationen aufwarten, wollen sie am Berg nicht überholt werden. Trailrunning gehört zu den Trends, für den jene, die ihn betreiben, frisches und spezielles Equipment wünschen. Schließlich kann das entscheidend sein für den Sieg. Rund 1200 Trailrunning-Rennen finden bereits weltweit jährlich statt.

Noch leichter, damit schneller und dennoch mit einer hohen Kraftübertragung versehen sind die neuen Trailrunning-Stöcke von Leki. "Wir wurden gefragt: Gibt es nichts, was zwischen Wander- und Nordic-Walking-Stock liegt", erzählt Geschäftsführer Matthias Hatt. Die neuen Stöcke aus Carbon und Kork wiegen gerade einmal 175 Gramm. Das kommt gut an. "Sie werden auch gerne von Menschen benutzt, die den Berg nicht hinaufrennen, sondern ihn einfach schneller hinaufgehen", so Hatt. "Und die Händler sind dankbar, wenn sie Geschichten dank neuer Sportarten erzählen können."

Für jede Sportart die richtige Ausrüstung

Doch was macht ein Rucksackhersteller? Schließlich kann man – wie Horst Meyer beweist – einen solchen sehr lange nutzen. "Uns kam in den vergangenen Jahren der Trend zum Klettern sehr zugute", sagte Deuter-Chef Martin Riebel. Immer mehr junge und auch ältere Menschen entdeckten erst das Klettern in der Halle und von da aus das am echten Felsen für sich. Mit "Gravity" hat die Tochter des Schwan-Stabilo-Konzerns eine ganze Produktlinie darumgerankt. Taschen, mit denen sich die Ausrüstung transportieren lässt, Kalkbeutel und natürlich Rucksäcke. Die zeichnen sich mit ihrer minimalistischen Ausstattung durch extreme Leichtigkeit aus, aber auch durch spezielle Funktionen für Klettersportler, etwa um Haken einzuhängen. Doch auch Deuter macht die Erfahrung, dass gerade das Thema Schlichtheit und Leichtigkeit auch bei Fans anderer Sportarten gut ankommt.

Es gibt sie zwar noch, die schweren Lederschuhe von Meindl. Doch auch der Experte für Trekking-Schuhe arbeitet seit Jahren daran, Schuhe aus Synthetik immer leichter zu machen. Jetzt wagen sich die Oberbayern auf neues Terrain: mit einem Schuh, der Barfußfeeling vermitteln soll. "Pure Freedom" nennt sich Schuh, der trotz seiner 125 Gramm Halt bieten soll. Lukas Meindl macht für den zusammenrollbaren Schuh eine ganze Reihe von Einsatzgebieten aus: "Als Zweitschuh in den Bergen, als Hüttenschuhe, für Kajakfahrer, Stand-up-Paddler oder Radlfahrer, die die Alpen überqueren."

Für vieles davon bietet auch Maier Sports seine meist leichten, aber immer passenden Hosen an. Mit 50 verschiedenen Größen kann das Unternehmen, das seit 2015 ebenfalls zu Schwan Stabilo gehört, bei seiner Funktionsbekleidung aufwarten.

 

Auch die verändert sich nicht nur modisch, sondern ist ebenfalls von Trends wie Trailrunning oder Klettern getrieben. So gibt es sehr enganliegende Hosen – die dank eines speziellen Besatzes an den Knien beim Herumkraxeln besser "vor Abrieb schützen", wie Maier-Geschäftsführer Lothar Baisch sagt. Eine Wanderhose im Jeans-Look bedient den Trend zur "Urban Sportswear" – also Funktionskleidung, mit der man sich auch in der Stadt sehen lassen kann.

Neues befeuere stets die Lust, in die Berge zu gehen, weiß Baisch. Die meisten Menschen tun dies nach wie vor gemächlich – ob jung oder alt. "Wer sonst schon Stress hat, muss es sich nicht auch noch beim Ausflug in die Berge geben."

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