„Frisches Blut“ für die Logistikbranche

4.8.2010, 00:00 Uhr
„Frisches Blut“ für die Logistikbranche

© dpa

Bei der Ausbildung von Berufskraftfahrern kennt sich Jedlitschka deswegen bestens aus. Auch der Unterschied zwischen dem Qualifizierungsangebot von Logtrain und einer normalen Fahrschule ist schnell erklärt: „Aufgabe einer Fahrschule ist es, jedem, der dafür bezahlt, eine Fahrerlaubnis für einen Lastwagen zu ermöglichen. Bei uns ist der Führerschein nur ein Bestandteil in einer modular aufgebauten Ausbildung.“

Wer sich für das zertifizierte System von Logtrain entscheidet, bekommt laut Jedlitschka Qualifikation im Baukastensystem, in dem Rangierübungen ebenso vorgesehen sind wie theoretisches Wissen zum Beispiel über Gefahrgut und Zollmodalitäten. Das Berufsbild habe sich vor allem durch neue Vorgaben der Europäischen Union stark gewandelt, erläutert Jedlitschka.

Das macht sich nicht nur in höheren Anforderungen an die Brummifahrer bemerkbar, sondern schlägt sich auch im Berufskraftfahrergesetz nieder: Das schreibt mittlerweile für alle Berufskraftfahrer alle fünf Jahre eine Fortbildung zwingend vor. Wer sich nicht daran hält, verliert die Lizenz für den Güterverkehr.

Auch im Bereich der Lagerlogistik hat sich einiges getan: „Ich kenne einen Betrieb, der mit zehn Mann in der Schicht ein vollständiges Lager bis hin zur Auslieferung steuert – das stellt natürlich ganz andere Anforderungen an das Personal“, sagt Jedlitschka. Ihre Beobachtung: Weil die Jobs immer komplexer werden, gibt es immer weniger qualifiziertes Personal. Kaum ist die Krise einigermaßen überstanden, geht das Schreckgespenst des Fachkräftemangels wieder um.

Jedlitschka bedauert zwar den Mangel an verlässlichen Zahlen aus den Unternehmen zu diesem Phänomen. Grundsätzliche Tendenzen seien aber unübersehbar: „2007 haben wir eine Steigerung im Handel gespürt und damit einhergehend einen stärkeren Güterverkehr“, blickt Jedlitschka zurück. In Folge der Krise sei es dann 2008 und 2009 zu einer massiven Abschwächung gekommen. „Die Nachfrage nach Logistikjobs steigt, aber viele Unternehmen zögern noch mit Einstellungen.“ Welche Firmen bereit seien, wirklich in qualifiziertes Personal zu investieren, werde sich in den nächsten Monaten erweisen, sagt Jedlitschka. „Viele von denen sind gerade nach der Krise so beschäftigt, dass sie jetzt keine Zeit mehr haben, Leute richtig einzuarbeiten.“ Hier setzt Logtrain mit dem vielseitigen Angebot an.

Derzeit sei der Hauptkunde immer noch die Bundesagentur für Arbeit, deren Qualifizierungsmaßnahmen rund 60 Prozent des Geschäftes von Logtrain ausmachen. Neben einem Anteil von rund zehn Prozent Privatkunden, die sich auf eigene Rechnung weiterbilden lassen, sei es aber eben der wachsende Bereich der Firmenkunden, auf denen Jedlitschkas Augenmerk besonders liegt: „Wir haben vielfältige Kontakte in die Unternehmen und kennen die Trends, können also als eine Art Drehscheibe die Unternehmen und das Personal zusammenbringen.“

Die Ausbildungen bei Logtrain sind dabei neben der obligatorischen Theorie stark praxisorientiert: Während die Teilnehmer an den Einzelhandelsausbildungen vom hauseigenen „Trainings-Supermarkt“ profitieren, gibt es auch für die Logistiker eine Spielwiese im Nürnberger Norden: Logtrain unterhält am Standort in der Rollnerstraße ein vollständig ausgestattetes Lager, in dem sämtliche Logistikabläufe simuliert und trainiert werden können.

Die Standortwahl ist alles andere als ein Zufall. „Durch den Hafen, den Flughafen und das Autobahnnetz ist Nürnberg als Logistikstandort geradezu prädestiniert – davon profitieren auch wir“, sagt Jedlitschka. Sie blickt durchaus optimistisch in die Zukunft der Branche: „Der Markt wird in den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren deutlich aufgehen – und wir werden da dabei sein.“