Friseure im Corona-Lockdown: Zur Schwarzarbeit gezwungen?

9.2.2021, 10:48 Uhr
Seit Monaten dürfen Friseure nicht mehr öffnen. Für viele ist das existentiell bedrohlich. 

© Sina Schuldt, dpa Seit Monaten dürfen Friseure nicht mehr öffnen. Für viele ist das existentiell bedrohlich. 

"Für die Inhaber der 80.000 Salons ist die wirtschaftliche Situation zum Teil dramatisch", sagte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks, Jörg Müller, vor den Beratungen von Bund und Ländern am Mittwoch. Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer forderte einen klar nachvollziehbaren und epidemiologisch vertretbaren Öffnungsplan. Es gehe um das schiere Überleben sehr vieler Betriebe.

Nur im Salon ist es sicher

"Vor allem unter dem Gesichtspunkt der Pandemiebekämpfung ist die Schwarzarbeit in unserem Handwerk zwischenzeitlich zu einem wohl echten Problem geworden", sagte Müller. Der Zentralverband betone deshalb mit Nachdruck, dass Friseurdienstleistungen nur in professionellen Salons sicher sein könnten.

Die Friseursalons mussten Mitte Dezember schließen. Die Stimmung sei überaus angespannt, so Müller. "Die 240.000 Friseure hoffen natürlich auf den Re-Start des Friseurhandwerks zum 15. Februar."

Handwerkspräsident Wollseifer sagte: "Damit Betriebe planen können und eine Perspektive erhalten, sollte endlich ein bundesweites Ampel-System für Corona-Entscheidungen nach regionaler Inzidenz in Kraft treten." Ein Öffnungsplan müsse eindeutige Voraussetzungen festlegen, unter denen Betriebe wieder arbeiten könnten.

Forderung nach schnellstmöglicher Öffnung

Wollseifer: "Wir fordern die schnellstmögliche Öffnung besonders der direkt von Schließungen betroffenen Handwerksbetriebe, die mit ausgeklügelten Hygienekonzepten ihrer epidemiologischen Verantwortung in jedem Fall Rechnung tragen."

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger macht den Friseuren Hoffnung. Seiner Meinung nach sollte die Ausgangssperre aufgehoben und Grundschulen, Kitas und Friseure wieder geöffnet werden.

Außerdem müssten, wie von der Politik versprochen, Liquiditätshilfen deutlich schneller ausgezahlt werden, damit die Betriebe die akute Lockdown-Phase überhaupt überstehen. "Wenn das nicht passiert, droht eine Pleitewelle in vielen Gewerken des Handwerks wie bei Friseuren, Kosmetikern, Messebauern und anderen."

Bei einem großen Teil der Betriebe sei bisher nicht ein einziger Euro der versprochenen Hilfsgelder angekommen. Der zweite Lockdown habe viele Betriebe bis ins Mark erschüttert, Reserven seien aufgezehrt, teils sei bereits die eigene private Altersvorsorge eingesetzt worden.


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Gebildet hat sich nach Angaben der Firma Wild Beauty inzwischen eine Bewegung "Friseure in Not". In allen Bundesländern hätten Friseure Eilanträge bei den Verwaltungs- und Oberverwaltungsgerichten eingereicht, um gerichtlich überprüfen zu lassen, ob die Schließung der Friseursalons rechtlich einwandfrei ist.

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