GFE-Mitarbeiter stehen vor dem Nichts

13.1.2011, 23:16 Uhr

Seit die Staatsanwaltschaft Wohn- und Geschäftsräume der Firma durchsucht hat, sind rund 1000 Anleger nicht mehr sicher, ob sie ihr Geld je wiedersehen werden. Doch Gerd Then (Name geändert), Mitarbeiter der GFE-Production, hat andere Sorgen. Denn Then muss zurzeit von Sozialhilfe leben. Noch ist er bis Ende dieser Woche offiziell beim Produzenten der Pflanzenöl-Blockheizkraftwerke (BHKW) angestellt. Seit 1.Dezember hat er keinen Lohn mehr bekommen: Da ging auf seinem Konto das November-Gehalt ein. Das hätte er eigentlich sogar „zurücküberweisen sollen: Es gab einen Formfehler“, erinnert er sich. Doch die Anweisung habe er nicht befolgt. Seither haben Then und weitere rund 30 seiner Kollegen „effektiv gar nichts“.

„Zurzeit zahlt mir das Sozialamt den Hartz-IV-Satz. Deshalb habe ich Klage beim Arbeitsgericht gegen GFE-Production eingereicht.“ Das Problem: Wer noch nicht offiziell arbeitslos ist, kann kein Arbeitslosengeld beantragen. Und auch Insolvenzgeld bekommen Then und Kollegen nicht: Zwar hat „GFE – Gesellschaft zur Förderung Erneuerbarer Energien GmbH“ Insolvenzantrag gestellt (die NZ berichtete), nicht aber „seine“ „GFE Production GmbH“.

Arbeitsbedingungen

waren nicht die besten

„Für mich war es ein Job, bei dem ich gutes Geld verdienen konnte. Ich dachte, dass ich etwas mit aufgebaut habe, und jetzt stehe ich mit nichts da“, sagt Gerd Then. Die Arbeitsbedingungen seien allerdings nicht die besten gewesen. „Die Produktionshalle war ungeheizt. Ständig waren einige Kollegen krank.“ Deshalb waren auch am 30. November nicht alle Mitarbeiter da, als morgens um sieben Uhr die Polizei in der Halle auftauchte und ihnen das Weiterarbeiten untersagte. Gerd Then: „Wir wurden gebeten, keine Telefonate mehr zu führen und alle Mobiltelefone auf einen Tisch im Aufenthaltsraum zu legen. Dann wurden Computer und alles Mögliche beschlagnahmt.“ Um neun Uhr habe die Produktionsleitung die Belegschaft dann heimgeschickt, weil an diesem Tag keine Arbeit mehr möglich war. „Wir sollten am Tag darauf wieder kommen“, habe Geschäftsführer Gerhard Zwanziger gesagt.

Der habe auch festgelegt, dass ab 10.Dezember endgültig nicht mehr gearbeitet wird, und schließlich die Kündigungen ausgesprochen. Als Kardinalfehler der GFE-Group sieht Then, dass schon im Oktober 2009 mit dem Verkauf angefangen wurde. „Aber erst im August 2010 gab es die ersten Prototypen des BHKW.“ Deshalb seien von 1000 bestellten BHKW bis heute auch erst ungefähr 15 Container mit BHKW aufgestellt worden. „Weitere 20 bis 30 Stück stehen fertig montiert auf dem Hof.“

Einige Production-Mitarbeiter haben ihrem Ärger über ihren Geschäftsführer Zwanziger und andere GFE-Verantwortliche schon am 8.Dezember in einer fünfseitigen Strafanzeige „wegen Betrugs und Sabotage“ Luft gemacht. Dass diese Anzeige vorliegt und bearbeitet wird, bestätigt die Staatsanwaltschaft Nürnberg.

Viele Mitarbeiter sind grundsätzlich überzeugt, dass das Kraftwerkskonzept der GFE funktioniert. Das wird zurzeit vom TÜV Rheinland überprüft. In einem Gutachten des TÜV Süd Czech vom 25. Oktober 2010, das der NZ vorliegt, steht lediglich: „Ein BHKW lief mit einem Gemisch aus Rapsöl und Wasser.“ Wie viel Strom das Kraftwerk lieferte, wurde nicht gemessen, wie ein tschechischer TÜV-Gutachter auf Nachfrage bestätigt. Auch Wulf Viola von WVP-Anwälte aus Eibelstadt ist vom Funktionieren der BHKW überzeugt. Die Kanzlei vertritt nach eigener Aussage über 300 GFE-Anleger. Viola fährt schweres Geschütz gegen die Staatsanwaltschaft Nürnberg auf: „Mit den massiven Äußerungen in der Öffentlichkeit nach dem 30.November hat sie die Unschuldsvermutung meiner Meinung nach mit Füßen getreten.“
 

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