Goldbarren – direkt aus dem Automaten

7.8.2010, 00:00 Uhr
Goldbarren – direkt aus dem Automaten

© dpa

Das erste Gerät steht in einem Luxushotel in Abu Dhabi, das zweite seit kurzem in Reutlingen. Die ersten Erfahrungen seien sehr gut, sagt Geissler. Für die Zukunft schmiedet er große Pläne, aber Verbraucherschützer sind skeptisch. Der erste gepanzerte Gold-to-go-Automat hat einen edlen Standort gefunden: im Foyer des Luxus-Hotels Emirates Palace in Abu Dhabi, einem der edelsten Hotels der Welt. Bei den Gästen im reichen Golfstaat komme Gold zum Mitnehmen an: Ein- bis zweimal am Tag müsse der Automat nachgefüllt werden, sagt Geissler. In den ersten 70 Tagen sei Gold im Wert von mehr als einer halben Million Euro gezogen worden.

„Die Leute wollen unkompliziert ihr Geld anlegen“, glaubt der Unternehmer. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise setzten viele Anleger auf den beständigen Wert von Edelmetallen. „Auf der Bank muss man Gold erst bestellen und oft mehrere Tage warten – am Automaten fällt der Barren im Schächtelchen einfach aus einem Schlitz.“

Goldbarren – direkt aus dem Automaten

Auf einem Bildschirm können die Kunden verschiedene Goldprodukte auswählen. Der Wert wird alle zehn Minuten über eine Internetverbindung automatisch mit dem aktuellen Börsenpreis berechnet. Rund 40 Euro kostet ein Gramm Gold; weitere Barren und Münzen im Wert von bis zu 8000 Euro gibt es am Automaten. Ab einem Wert von 1250 Euro erfolgt über einen Scanner eine Ausweiskontrolle: „Der Gesetzgeber verlangt den Schutz gegen Geldwäsche“, erklärt Geissler, Vorstand der Entwicklungs- und Betreiberfirma Ex Oriente Lux AG.

Eine Anlageberatung gehört nicht zum Angebot, wie Kritiker monieren. „Dabei ist eine Anlage in Goldbarren mit Vorsicht zu genießen. Ob sie für den einzelnen Anleger sinnvoll ist, kann man nur in einer individuellen Beratung abklären“, sagt Evelyn Keßler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.

Der Gold-to-go- Betreiber hält dagegen, das Angebot richte sich an Kunden, die ihre Anlageentscheidung bereits getroffen und sich gegebenenfalls mit einem unabhängigen Berater im Vorfeld Gedanken über die Goldanlage gemacht hätten. Gold sei im Moment sehr teuer, warnt Verbraucherschützerin Keßler: „Und dann müsste man auch mal mit seiner Hausratversicherung sprechen. Wenn man zu Hause ein paar Goldbarren liegen hat, wird das die üblichen Limits der Versicherungen sicherlich sprengen.“

Der Betreiber verweist auf das Angebot, die Barren bei einem Partnerunternehmen einlagern zu lassen. Keßler ist trotzdem skeptisch, ob es eine gute Idee ist, quasi im Vorbeigehen ohne jede Beratung einen Goldbarren am Automaten zu ziehen.

Gold-to-go-Idee setzt sich langsamer durch als geplant

Der Betreiber ist aber zuversichtlich, dass seine Geschäftsidee funktioniert – wenn auch deutlich langsamer als geplant. Im vergangenen Sommer war Geissler schon einmal in die Schlagzeilen gekommen, als er in Frankfurt einen Prototypen seines Automaten vorgestellt hatte. 500 Gold-to-go-Automaten wolle er noch 2009 in Deutschland aufstellen, hatte er damals angekündigt. Dass es am Ende kein einziger wurde, habe damit zu tun, dass die Entwicklung eines marktreifen Goldautomaten länger gedauert habe als gedacht. Jetzt findet in dem Gerät Gold im Wert von bis zu einer halben Million Euro Platz. Im Alltag jedoch sei der Automat nur mit Gold im Wert von 50.000 Euro befüllt.

In den nächsten Wochen sollen an zahlreichen Standorten in Deutschland weitere Goldautomaten aufgestellt werden. Denkbar seien Banken, aber auch Tankstellen und Flughäfen. Eines Tages sollen Goldautomaten genauso alltäglich wie Geldautomaten sein, hofft er.