In den Vorständen regieren nach wie vor die Männer

28.10.2009, 00:00 Uhr
In den Vorständen regieren nach wie vor die Männer

© dpa

Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey sind Konzerne mit überdurchschnittlichem Frauenanteil im Management wirtschaftlich erfolgreicher als der Branchendurchschnitt. Gute Gründe also, mehr Frauenpower in den Führungsetagen der Unternehmen zu installieren? Weit gefehlt.

97 Prozent der Chefs sind männlich

Zwar ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen innerhalb der Privatwirtschaft in den vergangenen Jahren leicht gestiegen, doch sind die Chancen für das weibliche Geschlecht nach wie vor nicht rosig. Nur 16 von 160 Aktiengesellschaften haben mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied in ihren Reihen. Im Klartext bedeutet das, dass zu 97 Prozent Männer auf den Chefsesseln sitzen, während es nur ein paar wenige Frauen bis auf die oberste Sprosse der Karriereleiter geschafft haben.

«Insgesamt liegt der Frauenanteil in den Vorstandsetagen bei nur drei Prozent und in Aufsichtsräten bei knapp zwölf Prozent», bestätigt Martine Herpers, Projektmanagerin für Software-Qualität. Deshalb rief sie im Oktober 2008 die Nürnberger Resolution mit ins Leben.

Die Resolution fordert die Bundesregierung dazu auf, Frauen nachhaltig an den Führungspositionen zu beteiligen und eine gesetzliche Grundlage dafür zu schaffen. Verankert werden sollen festgelegte Qualifikationsstandards für männliche und weibliche Aufsichtsratsmitglieder, eine zentrale Datenbank für potenzielle Aufsichtsratsmitglieder sowie ein Gleichstellungsgesetz zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen innerhalb der Privatwirtschaft.

Norwegen als Vorbild

«Unser Vorbild ist das Norwegische Aktiengesetz, demzufolge bis zum Jahr 2013 mindestens 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräten deutscher AGs beschäftigt sein sollen», erklärt Herpers. Im Jahr 2003 war die Frauenquote für Unternehmen in Norwegen per Gesetz beschlossen worden. Anfang 2008 lag der Frauenanteil in den norwegischen Führungsetagen bereits bei 38 Prozent und hatte sich somit vervierfacht.

Bewirken einzig konkrete gesetzliche Vorgaben ein Umdenken in den Köpfen der Verantwortlichen? «Die Erfahrung hat leider gezeigt, dass die 2001 geschlossene freiwillige Vereinbarung mit den deutschen Wirtschaftsverbänden zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft erfolglos blieb», berichtet Ida Hiller, Frauenbeauftragte der Stadt Nürnberg, die zu den zwanzig Erstunterzeichnenden der Nürnberger Resolution gehört.

Sogar Männer sind für mehr Frauen in Führungspositionen

Außer Hiller unterschrieben Professorinnen, Abgeordnete und andere hochqualifizierte Frauen aus verschiedenen, häufig technischen Branchen, den Beschluss. Sogar einige Männer befinden sich darunter, wie der Bürgermeister von Herzogenaurach, German Hacker, oder der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly. «Der OB war sofort dafür, denn es sei an der Zeit, dass auf dem Gebiet der Chancengleichheit endlich etwas geschehe», erinnert sich Herpers. «Immerhin befinden sich dank der Quotenbeschlüsse der politischen Parteien in den Aufsichtsratsgremien der Unternehmen, an denen die Stadt Nürnberg beteiligt ist, 32,1 Prozent Frauen», bekundet Hiller.

Warum Frauen trotz besserer Schulnoten, Uni-Abschlüsse und gleichwertiger Qualifikation im Hintertreffen sind, erklärt die promovierte Informatikerin Herpers so: «Die gesellschaftlichen Filter, nach denen Männer noch immer die Ernährer- und Frauen die Erzieherrolle inne haben, müssen endlich aus den Köpfen verschwinden.» Selbstredend interessiert Frau sich dafür, wie sie ihr Verhalten ändern und ihre Fähigkeiten hervorheben kann, wenn sie sich um einen Spitzenjob bewirbt? Wie schaffen es Frauen künftig, ihren Qualifikationen entsprechend in Führungs- und Leistungspositionen eingesetzt und für gleiche Arbeit auch gleich entlohnt zu werden? «Frauen können sich durchaus etwas von den Männern abschauen», lacht Martine Herpers. «Auf jeden Fall sollten sie ihre Stärken deutlich hervorheben und zusammenhalten.»

Selbstbewusst klüngeln

Ida Hiller rät: «Frauen sollten ihre Bescheidenheit aufgeben und weniger kritisch mit sich umgehen. Sie sollten ihr Selbstbewusstsein stärker einbringen, sich Unterstützer(innen) suchen und sich durch Klüngeln ins Gespräch bringen. Und keinesfalls sollten sie eine Absage als persönliche Niederlage werten!»

Am 11. November 2009 wird um 14 Uhr die erste Konferenz der Nürnberger Resolution unter dem Motto «Erfolgsfaktor Frau – Frauen und Männer in Führungspositionen» im Fabersaal des Bildungszentrums Nürnberg stattfinden.

Anmeldung ist im Internet unter folgender Adresse möglich: www.nuernberger-resolution.de