Proteste gegen Schließungen

Kahlschlag bei der Postbank: Etlichen Filialen droht das Ende - auch in der Region

Johanna Mielich

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

10.11.2023, 10:35 Uhr
Die Postbank will ihr Filialnetz um fast die Hälfte aller Geschäftsstellen eindämmen. (Symbolbild)

© FUNKE Foto Services Die Postbank will ihr Filialnetz um fast die Hälfte aller Geschäftsstellen eindämmen. (Symbolbild)

Die Deutsche Bank will bei ihrer Tochter Postbank den nächsten zwei Jahren bis zu 250 der derzeit 550 Postbank-Zweigstellen schließen, wie Privatkunden-Chef Claudio de Sanctis zuletzt angekündigt hatte. In etwa 200 dieser Standorte sollen weiterhin Post- und Paketdienstleistungen angeboten werden

Ein Deutsche-Bank-Sprecher erläuterte auf Anfrage: "Stationäre Vertriebswege spielen für die persönliche Beratung weiterhin eine wichtige Rolle, jedoch mittelfristig nicht mehr im gleichen Umfang".

Die Einschnitte nach Angaben von Deutsche-Bank-Privatkundenvorstand Claudio de Sanctis auch zu Stellenkürzungen führen. Wie viele Stellen die Reduktion der Postbank-Zweigstellen bis Mitte 2026 betreffen werde, sei Gegenstand der Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern. "Fakt ist jedoch: Daran führt kein Weg vorbei, auch wenn es unser Ziel ist, Mitarbeiter nach Möglichkeit in anderen Funktionen einzusetzen", sagte de Sanctis, der auch für die Postbank verantwortlich ist, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.)".

Massiver Filialabbau trifft auch Franken

Der Kahlschlag wird wohl auch in der Region stark zu spüren sein: Wie viele und welche Filialen es in Franken und der Oberpfalz konkret treffen wird, dazu wollte sich die Deutsche Bank auf Nachfrage des "Bayrischen Rundfunks" nicht äußern. Denn: Endgültige Zahlen würden erst noch festgelegt, das gelte auch für die Standorte. Doch rein prozentual wäre der Freistaat von der Eindämmung der Filialen übermäßig betroffen. So liegen ein Fünftel der Standorte bundesweit zurzeit in Bayern, was 93 Filialen entspricht, wie der "BR" weiß. Die Geschäftsstellen fast zu halbieren, würde bedeuten, es gäbe nur noch 34 Filialen im Freistaat, bei denen Kunden persönlich und vor Ort betreut werden können. Und weitere 16 mit ausschließlich Bank-Dienstleistungen.

In Nürnberg hat etwa im Frühjahr bereits die Post samt Postbank in der Schillerstraße dicht gemacht. Doch auch im Nürnberger Umland wird noch bis Ende Dezember eine Postfiliale samt Postbank schließen. Warum das dort zu einem großen Problem führen kann und wieso eine Anwohnerin von "Altersdiskriminierung" spricht, lesen Sie in unserem Hintergrundartikel auf nn.de.

Aktuell gibt es in der Region laut Postbank noch sechs Filialen mit Beratungsangebot. Weitere befinden sich in Fürth, Zirndorf, Erlangen, Forchheim, Bamberg, Neumarkt, Ansbach, Amberg, Schwabach und Neustadt/Aisch - Zukunft ungewiss.

Scharfe Kritik von Verdi und Proteste

Die Gewerkschaft Verdi hat Postbank-Beschäftigte in dieser Woche bereits mehrfach zum Protest gegen geplante Filialschließungen aufgerufen, wie am Dienstag in Hamburg, am Mittwoch in Stuttgart oder am Donnerstag in München. Laut Verdi Bayern schweben rund 900 Mitarbeitende in den Filialen im Ungewissen über ihre berufliche Zukunft. Mit den Arbeitnehmervertretern soll jetzt verhandelt werden, verspricht die Deutsche Bank.

Verdi registriert nach eigenen Angaben "erhebliche Unruhe in der Belegschaft und völliges Unverständnis für die von der Deutschen Bank beabsichtigen Filialschließungen". Die Gewerkschaft fordere zusammen mit dem Gesamtbetriebsrat der Postbank Filialvertrieb AG "beschäftigungssichernde Maßnahmen sowie eine vorzeitige Verlängerung des tariflichen Kündigungsschutzes". Derzeit sind betriebsbedingte Kündigungen bei der Postbank bis zum 31. Januar 2024 ausgeschlossen.

5 Kommentare