Kunden-Schlangen gieren nach Gold

21.5.2010, 00:00 Uhr
Kunden-Schlangen gieren nach Gold

© Symbolbild, colourbox.com.

Die 50 Gramm-Goldbarren sind ausverkauft und mehr als die Hälfte der sonst bereitliegenden Goldmünzen sind nicht zu haben. In den Filialen des Münchener Edelmetallhändlers »pro aurum« stehen die Kunden Schlange, die Internet-Seite mit dem Online-Shop wird angeklickt wie nie zuvor. »Wir haben deutlich mehr zu tun als zu anderen Zeiten,« sagt eine Beraterin.

Für Johann Saiger, Herausgeber eines Info-Magazins über Gold, ist das keine Frage. Schließlich erwartet er, dass der Preis der Feinunze von aktuell knapp 1200 Dollar bis Ende 2012 auf 5000 Dollar steigt.

Barrenproduktion auf Hochtouren

Ganz so euphorisch ist Edelmetall-Analyst Karsten Fritsch von der Commerzbank nicht. Auch er erwartet, dass der Preis bis Jahresende allerdings unter Schwankungen auf 1250 und im nächsten Jahr weiter auf 1300 Dollar steigt.

Wolfgang Wreszniok-Roßmann, Chef-Händler beim Hanauer Edelmetall-Konzern Heraeus, fühlt sich an die Zeit nach der Lehman-Pleite im September 2008 erinnert. Die Produktion von Goldbarren bei Heraeus im Werk in Tessin jedenfalls läuft auf Hochtouren, so dass sich etwa die Kunden bei pro aurum nicht zu lange gedulden müssen.

»Noch sind die Wartezeiten überschaubar,« sagt Wresniok-Roßbach. Der Rohstoff sei derzeit noch ausreichend vorhanden. Das Angebot an Altgold in Europa und Asien liege auf hohem Niveau. Allerdings hapert es bei der Produktion. Vor allem in den Minen in Südafrika wird immer weniger Gold aus der Erde geholt. Und in China, dem mittlerweile weltweit größten Goldproduzenten, wird das gesamte Gold sofort von der Zentralbank aufgekauft.

Keine Zinsen

Die Zentralbanken schätzen den Wert des Goldes allesamt sehr hoch. Die höchsten Goldreserven besitzen die USA mit 8133 Tonnen vor Deutschland mit 3406 Tonnen. Sie werden von der Bundesbank verwaltet. Der einzig größte Verkäufer ist der Internationale Währungsfonds, der 400 Tonnen abgeben will und schon 230 Tonnen verkauft hat.

Privatanleger können im Übrigen nicht nur physisches Gold in Form von kleinen Barren oder Münzen kaufen - die sie dann ins Schließfach legen sollten - sondern auch Anteile an sogenannten ETF-Fonds zeichnen, die wiederum Gold in physischer Form halten. Der Wert der Papiere orientiert sich am Goldpreis, die Papiere werden ins Depot gelegt, wo sie sicher verwahrt werden.

Bei allen Goldanlagen gilt: Sie bringen keine laufenden Erträge und werfen keine Zinsen ab. Ex-Deutsche Bank-Chef Hilmar Kopper hält deshalb wenig vom wichtigsten Edelmetall. »Gold hat keinen Nutzen, abgesehen von Schmuck.«