Lufthansa-Streik vorerst beendet - weitere drohen

22.3.2015, 14:20 Uhr
Kein Chaos an Deutschlands Flughäfen: Und das, obwohl die Lufthansa am Samstag 74 von 160 geplanten Langstrecken-Routen streichen musste. Für Sonntag drohen keine neuen Streiks.

© dpa Kein Chaos an Deutschlands Flughäfen: Und das, obwohl die Lufthansa am Samstag 74 von 160 geplanten Langstrecken-Routen streichen musste. Für Sonntag drohen keine neuen Streiks.

Der von Mittwoch bis Samstag dauernde Ausstand der Piloten der größten deutschen Fluggesellschaft war um Mitternacht vorerst zu Ende gegangen. Am Samstag hatte Lufthansa nach eigenen Angaben 74 von 160 geplanten Langstrecken-Routen streichen müssen. Gut 20.000 Passagiere seien davon betroffen gewesen, hieß es. Der Tarifkonflikt, der sich vor allem um die Vorruhestandsregelung für das Cockpit-Personal dreht, bleibt nach wie vor ungelöst. Weitere Streiks drohen.

Aktionärsschützer verlangen laut einem Bericht der «Bild am Sonntag» derweil, dass die Vertreter der zu den Ausständen aufrufenden Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit den Lufthansa-Aufsichtsrat verlassen. «Das Maß der Aktionäre ist voll», sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, der Zeitung.

Ein Chaos an Deutschlands größtem Airport entstand durch den Streik allerdings nicht. «Es zeigt sich, dass sich viele Passagiere rechtzeitig selbst informieren oder von uns benachrichtigt werden und deshalb gar nicht erst zum Flughafen kommen», sagte der Sprecher.

"Mit Samthandschuhen kommen wir nicht weiter"

Schon am Montag könnte die Verschnaufpause in dem festgefahrenen Tarifkonflikt vorbei sein: «In der Sache gibt es keine Fortschritte. Wir wollen den Druck aufrechterhalten», sagte ein VC-Sprecher am Samstag. Der Arbeitskampf könne durchaus auch in den Osterferien fortgesetzt werden: «Mit Samthandschuhen kommen wir nicht weiter.»

Kurz- und Mittelstreckenflüge waren am Samstag nicht von dem Arbeitskampf betroffen. Das Gros der Flüge konnte hier planmäßig stattfinden, nur vereinzelt mussten Verbindungen wegen der Nachwehen des Streiks vom Vortag gestrichen werden.

Zudem fielen am Samstag nur rund 20 Prozent der Cargo-Verbindungen in Frankfurt aus. Ursprünglich war die Fluggesellschaft von rund 60 Prozent gestrichener Flüge in ihrer Frachtsparte ausgegangen.

Der Streik der Lufthansa-Piloten findet keinen großen Rückhalt in der Bevölkerung. Bei einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Kommunikationsagentur Ketchum Pleon erklärten 55 Prozent der Befragten, dass sie den Streik nicht mehr für verhältnismäßig halten.

Eine Mehrheit von 52 Prozent sieht die Gewerkschaft VC als wesentlichen Verursacher des Streiks an, der den Flugbetrieb der Lufthansa seit einem Jahr in inzwischen zwölf Wellen behindert hat - und der das Ergebnis des Konzerns allein 2014 mit 220 Millionen Euro belastete. Rund eine Million Passagiere waren betroffen. Das Lufthansa-Management sahen nur 19 Prozent als Urheber des heftigsten Tarifkonflikts in der Unternehmensgeschichte.

Tarifkonflikt der Lufthansa mit Verdi steht vor der Tür

Der Arbeitskampf schade dem Image des Unternehmens, glauben 58 Prozent der Befragten. Am Streikrecht will aber dennoch kaum jemand rütteln: 83 Prozent halten es nach wie vor für ein berechtigtes Mittel der Arbeitnehmer bei Tarifkonflikten.

Größter Streitpunkt in dem Tarifkonflikt sind die Vorruhestandsregeln für die rund 5.400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden. Die Gewerkschaft sieht ihre Forderungen nicht erfüllt und verlangt, dass auch künftige Piloten in den Genuss unternehmensfinanzierter Frührenten kommen.

Laut der Umfrage haben die Befragten für die Forderungen der Piloten jedoch wenig Verständnis. Für 29 Prozent entbehrt der Streik jeder Verhältnismäßigkeit. Weitere 26 Prozent sind der Meinung, dass die Piloten ihre Position zum Nachteil der Lufthansa-Kunden ausnutzen.

Der nächste Tarifkonflikt bei der Lufthansa steht mit der Gewerkschaft Verdi an, die ab Montag über die Einkommen von rund 33.000 Lufthansa-Beschäftigten am Boden verhandelt. Verdi will dabei ausdrücklich nicht über die Betriebsrenten sprechen, die Lufthansa wegen zu hoher Kosten dringend reformieren will. Dieser Punkt ist auch bei den Piloten und den Flugbegleitern strittig.

In Nürnberg fielen am Freitag 16 Flüge aus

Am Freitag fielen am Airport Nürnberg 16 Flüge aus, acht Starts und acht Landungen. Betroffen waren die Kurzstreckenflüge über die Drehkreuze Nürnberg und München.

 

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