Nürnberg: Kündigungen bei MAN werden ab 2021 wahrscheinlicher

29.9.2020, 15:54 Uhr
Beschäftigte des Lastwagenbauers MAN in Nürnberg protestieren gegen einen geplanten Stellenabbau. Der Konzern will insgesamt 9500 der rund 36.000 Stellen abzubauen. 1300 Beschäftigte könnten allein in Nürnberg ihren Job verlieren.

© Daniel Karmann, dpa Beschäftigte des Lastwagenbauers MAN in Nürnberg protestieren gegen einen geplanten Stellenabbau. Der Konzern will insgesamt 9500 der rund 36.000 Stellen abzubauen. 1300 Beschäftigte könnten allein in Nürnberg ihren Job verlieren.

Um die geplante Neuausrichtung einzuleiten, sehe sich das Unternehmen gezwungen, die für die Standorte in Deutschland und Österreich geltenden Verträge zum 30. September zu kündigen, teilte MAN mit. Ursprünglich sollte die Standortsicherung bis 2030 laufen. Von der Kündigung betroffen seien auch tarifliche Vereinbarungen. Das Unternehmen erklärte, dass die Verträge ganz oder teilweise wieder in Kraft gesetzt werden können, wenn „sich Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite bis Jahresende auf ein gemeinsames Programm zur Neuausrichtung von MAN“ einigten.

Der Betriebsrat bezeichnete den Schritt der Firmenleitung als „Kulturbruch“ und kündigte starken Widerstand an. Der MAN-Konzernbetriebsratsvorsitzende Saki Stimoniaris bezeichnete den Schritt der Konzernspitze als Fehler. „Wer einen Vertrag zehn Jahre vor Ablauf kündigt, ohne Alternativen ausgelotet zu haben, sollte sich genau überlegen, was er damit auslöst.“

Deutliche Worte vom Betriebsrat

Der Konzernbetriebsratschef der MAN-Mutter Volkswagen wählte ebenfalls deutliche Worte. „Es handelt sich hierbei um einen Angriff auf die gesamte Volkswagen-Familie“, sagte Bernd Osterloh. „Eine solche Vorgehensweise wird nicht ansatzweise zum Erfolg führen. Daher werden wir im Laufe der Verhandlungen dafür sorgen, dass die umfangreiche Beschäftigungssicherung wieder in Kraft tritt.“ Osterloh sprach von einem „fatalen Signal nach innen und außen“.

Die MAN-Standort- und Beschäftigungssicherung basiert nach Angaben des Betriebsrats auf verschiedenen Vereinbarungen zwischen Unternehmensleitung und Belegschaft. Durch diese Vereinbarungen sollten betriebsbedingte Kündigungen bis zum 31. Dezember 2030 ausgeschlossen werden.

Kündigungen werden wahrscheinlicher

Durch die Kündigung der Vereinbarung sind Entlassungen ab dem 1. Januar 2021 denkbar und vom 1. Oktober 2021 an flächendeckend möglich. Von den etwa 3700 Arbeitsplätzen am Standort Nürnberg sind 1300 Stellen bedroht; auch in München seien Arbeitsplätze in Gefahr, heißt es. Wegen anstehender Investitionen in modernere Antriebstechnologien sowie in die Digitalisierung der Fahrzeuge stehen die Werke Steyr (Österreich), Plauen und Wittlich vor dem Aus.

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